(39) Offenbarungen

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„Warum kümmert es dich überhaupt?!"

Weil ich dich mag, Granger!"

Stille.

Ich sah ihn an. Hielt die Luft an. Regte mich nicht. Nichts regte sich in diesem Moment, als wäre die Zeit stehen geblieben. Ich brachte kein einziges Wort hervor.

Stöhnend fuhr sich Malfoy mit den Fingern über die Augen, verzweifelt mit den Händen durch das Gesicht. Ich meinte zu hören, wie er fuck und irgendwelche anderen Flüche murmelte.

„Weil ich dich verdammt nochmal mehr mag, als ich eigentlich geplant hatte", fügte er noch durch seine Hände hinzu.

Seufzend nahm er die Hände von seinem Gesicht und sah mich abwartend an. Ich wusste, dass er erwartete, dass ich irgendetwas tat. Irgendwas sagte. Aber mein Kopf war wie leergefegt.

„Was?", entfuhr es mir schließlich.

Malfoy schmunzelte. „Also, wie die intelligenteste Hexe unseres Jahrgangs wirkst du gerade eher nicht so."

Es war mir egal, dass er sich gerade über mich lustig machte. Wie konnte Malfoy mich mögen? Der Draco Malfoy, der mich doch vor ein paar Wochen noch verabscheut hatte. Der zugegeben hatte, nur etwas Körperliches von mir zu wollen. Der mir so oft seine Abneigung gezeigt hatte.

Er bemerkte meinen verständnislosen Blick. „Granger. Ich-, ich weiß auch nicht. Du machst mich wirklich wahnsinnig. Am Anfang ging es mir wirklich nur um das Körperliche. Ich mochte es, dich leidend, verwirrt und verzweifelt zu sehen. Aber jetzt... Entweder ich bin total wütend, verzweifelt oder aufgeregt wenn es um dich geht. Durch dich verstehe ich mich so langsam selbst nicht mehr." Er nahm eine kurze Pause um sich zu sammeln, in der ich ihn einfach nachdenken ließ.

"Ich meine, ich war noch nie eifersüchtig. Jedenfalls... Jedenfalls nicht in diesem Sinne. Ich meine, warum auch? Aber als ich das Wiesel mit dir gesehen habe, oder wie du ihn manchmal behandelst, da drehe ich einfach durch", sagte er abwechselnd mit spöttischer oder verzweifelter Stimme.

"Ich habe das Gefühl, dass wenn ich mit jemandem über meine Gefühle und Probleme reden wollen würde, dass allein du diese Person wärst. Wenn ich mich einsam oder schlecht gefühlt habe, dann habe ich Petrichor aufgesucht. Er erinnert mich an dich. So misstrauisch. So schwer, das Vertrauen von ihm zu erlangen. So ehrgeizig. Und nicht besonders hübsch..."

„Hey!", rief ich aus.

Malfoy schmunzelte. „Sorry. Ein Witz. Sollte die Stimmung auflockern." Ich konnte nicht anders, als ihn einfach nur anzustarren.

„Ich-" Er stockte und schloss seine Augen.

Ich konnte nicht glauben, was er gerade gesagt hatte. Hatte Malfoy jemals vor mir über seine Gefühle gesprochen? Jetzt stand er vor mir und erzählte mir, was er für mich empfand.

Ich war überfordert. Was er sagte, es hörte sich so intim an. Mehr als nur persönlich. Nur für uns beide bestimmt. „Du?", fragte ich mit flacher Stimme nach, beinahe atemlos.

„Ich... Hatte noch nie solche Gefühle. Du musst wissen, mir wurde noch nie wirkliche Liebe gezeigt. Auch nicht von meinen Eltern. Alle Beziehungen, ob freundschaftlich, familiär oder sonst was- sie waren flach, kalt und oberflächlich. Ich hasse Menschen. Meist sehe ich nur die negativen Seiten an ihnen. Aber warum auch nicht? Mir wurde nie was anderes bewiesen. Und dann habe ich dich kennengelernt und ich dachte, ich könnte mir einen Spaß mit dir machen. Aber dann... Ach Granger."

Seine Stimme wurde verzweifelter, sogar ein bisschen wütend. „Irgendwie will ich so oft bei dir sein, obwohl ich mich wirklich dagegen wehre. Ich war noch nie verliebt. Und ich spüre, wie ich so langsam darauf zusteuere und es macht mir eine so verdammt große Angst."

Bei seinen Worten merkte ich, wie mir Tränen in die Augen traten und ich bemühte mich, sie schnell wegzublinzeln. Dann machte ich ein paar Schritte auf ihn zu und umarmte ihn.

Zuerst spürte ich, wie sich sein Körper anspannte. Er brauchte ein paar Sekunden, um sich zu entspannen und seine Arme um mich zu legen.

„Ich kann mich nicht daran erinnern, je ein Mädchen umarmt zu haben", lachte er leise an meinem Ohr.

Seine Stimme verursachte mir Gänsehaut und ein noch viel schneller klopfendes Herz. Ich wollte über all das nachdenken, was er gesagt hatte. Aber wie so oft in seiner Nähe war das Denken für mich einfach nicht so richtig möglich.

Ich atmete seinen Geruch nach Duschgel und Minze ein, den ich zuletzt im Unterricht beim Amortentia-Trank gerochen hatte. Zwar genoss ich diesen Moment, allerdings löste ich mich kurze Zeit später wieder von ihm. Das war wohl alles noch zu viel für mich. Immerhin hatte ich mit allem gerechnet- nur mit dem nicht.

„Wir sollten zurück gehen", sagte ich, als meine Vernunft zurückkehrte. Da er nicht antwortete wollte ich mich schon abwenden, doch er reagierte schnell und griff mich am Arm. „Sag es mir bitte. Warum wolltest du es beenden?"

Ich sah ihm tief in die Augen und schluckte schwer. Er hatte sich mir offenbart, also sollte ich es ebenfalls tun.

„Weil ich dich auch mag, Malfoy."

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Wuhu! 🎉 Und nun noch etwas zur Feier des Tages:

Achtung, Achtung
Mir fällt ein, dass ich euch hier noch gar nicht offiziell von meiner neuen Geschichte "Hiraeth" erzählt habe! Es ist eine Fantasy-Romanze mit Engeln, wenn euch sowas interessiert und ihr Lust habt könnt ihr ja mal reinlesen!

Petrichor | ✓Where stories live. Discover now