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Er konnte mit Stolz sagen, dass er und seine Frau Eltern vieler wunderbarer und einzigartiger Kinder waren.

Der erste war der kleine Cooper gewesen. Ihr ganzer Stolz. Er erinnerte sich noch gut daran wie unsicher und verängstigt er damals war. Er schnaubte bei dem Gedanken. Früher hätte er nie gedacht, dass er vor etwas so kleinem und unschuldigem je Angst haben könnte. Mit scharfem Blick beäugte er wie der Junge, nun fast 15 Jahre, in Seelenruhe eine Seite seines Buches umschlug. Er hatte es sich auf der Schaukel bequem gemacht, die er eigenhändig aus einer alten Bank gebaut hatte. Sie schwang nun sanft an einem dicken Ast des alten Kirschbaumes.

Sein Blick wand sich zu einem feuerroten Haarschopf. Sie war die Zweite gewesen. Vollkommen unerwartet und verängstigt hatte er sie über den Schaft seines Pfeiles entdeckt. Er war der erste der nicht die ausgebildete Attentäterin sondern das Kind in ihr gesehen hatte. Er bereute es nicht sie zu sich aufgenommen zu haben. Sie war zu einem wunderbaren Menschen geworden, der es sich momentan auf einer Sonnenliege gutgehen ließ. Sie hatte nach so vielen Jahren doch noch ihren Frieden mit sich gefunden. Stolz sah er wie Natascha sich entspannte und ganz sie selbst war.

Ein blonder Wirbelwind fegte über den Hof. In kurzem Abstand hinterher ein goldener, energiegeladener Fellball. Lila war ein kleiner Sonnenschein. Er hatte nicht einen Tag erlebt an dem sie nicht lachte. Drei Jahre jünger als Cooper doch mindestens genauso gewitzt. Obwohl ihre Geburt mit einem Haufen von Pech und Unglück überschüttet gewesen war, lebte sie das Leben wie kaum ein Anderer. Er brauchte ihr nur eine Sekunde lang zuzusehen um noch stärker für das Gute in der Welt zu kämpfen, auch wenn er einst genau das Gegenteil verkörpert hatte.

Er konnte nur einen silbernen Streifen erkennen, doch das war schon mehr als alle anderen sahen. Der freche Junge hatte sich ganz unbemerkt in sein Herz geschlichen und seine Schwester gleich mit reingeschmuggelt. Schon lange jedoch würde er sie nicht mehr missen wollen. Pietro hatte endlich sein eigenes Tempo gefunden und flitzte von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang über die Felder. Er hatte ihn trotz seines Wiederwillen zur Schule geschickt und er brachte nun jeden Tag aufs neue Glanzleistungen nach Hause. Er hatte schon bei ihrer ersten Begegnung gesehen, dass in dem Jungen weitaus mehr steckte.

Seine Schwester hingegen war ein ganz anderes Kaliber. Wanda wollte eine junge, starke Frau sein und war doch nicht mehr als ein Kind. Sie saß auf dem Feld, ein wenig abseits der anderen und Meditierte. Noch tat sie sich schwer damit ihre Gefühle und ihre Fähigkeiten zu kontrollieren. Doch sie war schlau und würde nicht mehr allzu lange brauchen. Da war er sich sicher. Mit stolz beobachtete er, wie das junge Mädchen begann ihre Umgebung zu Manipulieren. Steine flogen durch die Luft, Äste wehrten sie ab. Sie hatte noch viel zu lernen und vor ihr lag ein steiniger Weg, doch mit etwas Hilfe und Führung würde sie auch diese Hürden meistern.

Als nächstes folgte das jüngste Mitglied. Der kleine Nate war grade drei Jahre alt geworden und noch immer die Überraschung der Familie. Jeden Tag aufs neue zeigte der kleine wie viel er schon konnte. Er war ein kleines Wunder. Fasziniert bestaunte er alles was ihm vor die Nase kam und eiferte seinen Geschwistern munter nach. Grade spielte er unter den wachsamen Augen seiner Mutter in der Sandgrube. Sandkuchen häuften sich auf dem Rand. Noch war seine Welt klein und Heil. Er hoffte, dass es auch noch für eine ganze Weile so bleiben würde.

Als letztes Wand er sich dem neusten Mitglied zu. Der Junge war ihm mehr oder weniger vor die Tür gesetzt worden. Doch das machte ihn nicht unwichtiger. Seit der Junge auch seinen letzten Rest Familie verloren hatte, herrschte in ihm das pure Chaos. Doch in der letzten Zeit hatte er hier seine Ruhe gefunden. Langsam aber sicher arbeitete er sich durch seinen Verlust und kam mit jedem Tag besser zurecht. Peter hatte es bisher nicht einfach, doch er würde sichergehen, dass er nie wieder alleine dastehen würde. Momentan mixte er auf der Veranda ein neues Gemisch zusammen.

Mit stolz betrachtete er jedes einzelne Mitglied seiner Familie, ob blutsverwandt oder nicht. Scherzhaft hatte seine Frau ihn schon gefragt ob sie nicht ein Heim für Kinder und Jugendliche mit besonderen Fähigkeiten und schlimmer Vergangenheit aufmachen sollten. Als Antwort hatte er im letzten Sommer die alte Scheune ausgebaut und ein Wohnquartier mit mehreren Schlafzimmern daraus gemacht. Die Zimmer im Haus waren mittlerweile von allen Kindern belegt und Cooper würde selbst im Tod sein Zimmer nicht mit Nate teilen.

Ein einzelnes Gästezimmer war geblieben, doch keiner beherbergte es. Einst hatte es seinem Bruder gehört. Wehmütig strich er über den Fensterrahmen. Es machte ihm nur bewusst, dass Blut nicht immer dicker als Wasser war. Rasch riss er sich von den trüben Gedanken los und folgte seinem alten Pfad nach unten, um sich seiner Familie anzuschließen. Die Tür verschloss er sorgfältig.


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