2. Kapitel

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Er rannte wie wild durch den Wald. Hinter ihm kam es immer näher.

"Schneller, nicht schlappmachen, du schaffst das!", spornte Ormen sich an.

Sein Verfolger wurde schneller und schneller. Plötzlich wurde ihm klar, dass er es nicht schaffen wird.

Als Ormen sich umdrehte, blickte er direkt in das Gesicht eines grässlichen Monsters. Riesige Fangzähne wuchsen aus dem blutroten Maul. Die Augen waren glutrote Schlitze, welche das fürchterliche Aussehen noch verstärkten. Schon öffnete sich dessen Kiefer und wollte sich gerade um Ormens Haupt schließen, als ein Ruck durch die Realität ging. Vor Ormen tat sich ein riesiger Riss im Boden auf, in welchen er geradewegs hineinstürzte. Ormen begann zu fallen...

Mit einem Schrei wachte er auf.

'Zum Glück nur ein Alptraum, jetzt aber schnell nach Hause, bevor ich noch zu spät komme.'

Er wollte sich gerade aufrichten, als er bemerkte, dass der Stein verschwunden war. Er durchsuchte erfolglos seine Sachen und seine nähere Umgebung.

"Wo ist denn der grüne Stein?", wunderte er sich, "Er kann doch nicht einfach verschwunden sein! Immerhin ist mein Bogen noch da."

Doch er konnte ihn nicht finden. Also machte er sich achselzuckend auf den Weg. Eine Brise umspielte sein Gesicht und kündete vom nahenden Abend. Es war warm, wärmer, als er es gewohnt war.

Nach einiger Zeit kam er an einen Fluss.

"Woher kommt denn der Fluss, der war doch heut morgen noch nicht da?" Er war verwirrt. Zudem war die Luft klarer und roch ein wenig nach Fisch. Wo war er nur?

Er begann nachzudenken: 'Aaalsoo, ich habe mich auf die Jagt gemacht, dann hab ich den Stein gefunden und mich an die Buche gesetzt und bin eingeschlafen. Jetzt hat sich die Gegend verändert und der Stein ist verschwunden... Ob der an alldem Schuld ist? Was soll ich jetzt tun? Und wo bin ich?'

Da ihm nichts besseres einfiel, begann er dem Fluss zu folgen.

Während er weiter flussabwärts ging, begann sich die Umgebung zu verändern. Aus den grünen Wiesen wurden Steppen und der Bewuchs wurde spärlicher. Immer wieder musste Ormen lästige, fliegenartige Wesen vertreiben, welche von seinem Schweiß angelockt wurden.

Als es begann, dunkel zu werden, suchte er nach einem Platz, wo er sich ausruhen konnte. Da sich um ihn herum nur Steppe befand, versuchte Ormen sein Glück am Fluss. Am träge dahinfließenden Wasser fand er ein Schilfmeer, welches etwas abseits stand und bereits begann auszutrocknen.

"Besser als nichts.", seufzte er und begann sich so ins Schilf zu legen, dass er nicht auf den ersten Blick entdeckt werden konnte. Vom langen Marsch war Ormen erschöpft, deshalb wollte er am liebsten sofort schlafen.

Allerdings musste er ständig an seine Familie denken.

'Was sollen sie bloß tun! Ohne mich werden sie doch verhungern! Ob sie mich vermissen? Ach, ich hoffe es geht ihnen gut. Doch all das Bangen nützt nichts, jetzt bin ich nunmal hier und nicht bei ihnen. Ob ich sie wohl je wiedersehen werde?'

Während er so dachte, wurde Ormen immer müder. Schließlich schlief er mit Gedanke an seine Familie ein.

Er wurde unsanft geweckt, als er plötzlich ein Geräusch vernahm. Es klang wie ein weit entferntes Donnern, welches immer lauter wurde. Nicht lange, und er konnte aus seinem Versteck eine Staubwolke in der Entfernung ausmachen, die sich rasch näherte. Kurz darauf konnte er etwa 20 Reiter erspähen, welche sich über die trockene Straße näherten. Aus Furcht drückte Ormen sich tiefer ins Schilf.

Die Wesen auf den Pferden waren breit gebaut, ihr muskelüberzogener Oberkörper verdeckte die Sonne, sodass sie Schatten warfen. Das war auch der Grund weshalb man sie überhaupt erkennen konnte. Denn als sie nah genug heran waren, bemerkte Ormen, dass diese Wesen genauso grau-grün waren wie die Steppe. Auch die Pferde hatten diese Färbung. Das Gesicht der Reiter bestand größtenteils aus einer riesigen Fratze, welche wohl der Mund war, und zwei Schlitzen als Ersatz für die Nase. Die Augen waren verkümmert und bestanden lediglich aus zwei kleinen grünen Punkten. Das beeindruckendste an ihrem Aussehen aber waren die großen Ohren, seitlich am Kopf angebracht. Die Gestalten strahlten eine unwahrscheinlich starke Aura des Bösen aus.

Auf einmal blieben die Reiter stehen. Die Ohren begannen zu zucken, kurz darauf drehten sie ihre Köpfe in seine Richtung. Vor Angst begann Ormens Herz zu pochen. Ein Grinsen, wenn man es ein Grinsen nennen konnte, es war eher eine Grimasse, breitete sich auf dem Gesicht des Anführers aus.

"Gwiem!", befahl er. Sofort stiegen alle von ihren Pferden ab. Der Anführer kam in Ormens Richtung, hinter ihm seine Begleiter. Ormen begann heftig zu atmen und war aus Furcht wie gelähmt. Schon bogen sich die Schilfhalme zur Seite und Ormen wurde auf die Straße gezerrt.

"Krech wrist?", wurde Ormen gefragt. Doch als er nicht antwortete, wurde der Anführer wütend.

"Fre nert, krech wrist!" Er bekam keine Antwort. Daraufhin versetzte er Ormen einen Schlag. Das befreite ihn aus seiner Starre.

"Ich...ich verstehe nicht!", brachte Ormen hervor.

"Gesamtsprache also. Wer bist du?" stieß sein Peiniger hervor. Seine Stimme war nicht mehr als ein Brummen, kaum verständlich.

"Or...Ormen mein Name.", stotterte Ormen. Das schien die Gestalt vor ihm in Rage zu versetzen.

"Mein Name, Herr! Hast du verstanden?", wurde er angebrummt.

"Ja... Herr." Ormen zitterte.

"Vre struwm!", befahl der Anführer seinen Begleitern. "Vre potzri!"

Ormen wurde gefesselt und auf ein Pferd verfrachtet. Nun saß er direkt vor einem Reiter, welcher ihn grimmig anschaute. Plötzlich fiel der Blick des Anführers auf den Bogen, der noch immer im Schilf lag. Er nahm ihn an sich.

"Stelbm!" Die Pferde begannen, sich in Bewegung zu versetzen.

'Was haben die vor mit mir, und wer, was ist das überhaupt! Wie bin ich hier nur hineingeraten!', dachte Ormen etwas panisch, während sie den staubigen Weg entlang ritten.

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Sooo, das zweite Kapitel.

Ich hoffe, es hat euch gefallen, wenn ja dann votet doch, würde mich freuen. :)

Ich denke, ich werde bald ein Zusatzbuch veröffentlichen, wegen der Sprache und so. Da kommen dann eine Übersicht rein, was die einzelnen Wörter und Phrasen bedeuten. Vllt kommt noch eine Karte dazu und alles was in so ein Zusatzbuch reingehört. Würde euch sowas interessieren?

LG,

Jan

Der Meilenstein (vorerst geschlossen)Where stories live. Discover now