zu: Dunkelheit

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April.

Das war ihr Name.

Seit unbestimmter Zeit hatte sie keinen so klaren Gedanken mehr gehabt.

Sie war so erfüllt gewesen von dem Licht, dass sie sich in seiner Reinheit vergessen hatte und nach den Ausbrüchen überkam sie jedes Mal eine tiefe Ohnmacht.

Die nächste Welle der Macht würde bald kommen, doch für den Moment war Aprils Bewusstsein so klar wie das Wasser in einem kühlen Gebirgsbach.

Sie hatte Hunger. Und zwar großen.

April öffnete ihren Mund, in der Absicht nach den Wachen zu rufen, doch nur ein heiseres Krächzen verließ ihre Kehle.

Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie wieder bewusstlos werden würde und sie hatte nicht vor hier drinnen zu verhungern.

Sie versuche ein zweites Mal zu rufen, doch auch das blieb erfolglos.
Nachdem sie noch mehrmals  vergeblich probiert hatte, sich bemerkbar zu machen, begann sich die Panik in ihr einzunisten.

Immer verzweifelter wurden ihre Bemühungen und immer schlechter das Ergebnis. Wenn sie es zuvor noch fertig gebracht hatte, ihrer Kehle ein Krächzen zu entlocken, so war danach nur noch ihr schwerer, hetzender Atem zu hören.

In ihrem Innern zerbrach die Hoffnung und tief aus ihrem Herzen bahnte sich eine gewaltige Kraft ihren Weg nach oben.

Sie begann von innen zu leuchten. Das einzige worauf Aprils Gedanken fokussiert waren, war jedoch ihr Magen, der sich anfühlte als wären zwei dutzend wilde Schneewölfe in ihm gefangen.

Die damit verbundenen Schmerzen machten sogar der Macht in ihr Konkurrenz.

Da fühlte April etwas neues. Statt weiter heller zu werden, wanderte ein Teil des Lichts in ihrer Brust nach oben, bis zu ihrem Hals. Ein brennen setze dort ein, als sich die Macht weiter entfaltete.

Zum schreien hatte sie keine Stimme mehr und so warf sie sich vor Qual stumm in den Fesseln hin und her, dass sie klirrten.

Als das Licht sie dann wieder schrecklich stark blendete, fiel sie endlich in die erlösende Ohnmacht.

April erwachte mit klarem Verstand. Ihr Magen brachte sie fast um vor Hunger.

Da es die einzige Möglichkeit war an Essen zu kommen, testete sie ihre Stimme nochmal. Zu ihrer Überraschung schmerzten zwar diverse Stellen an ihrem Körper, doch ihr Hals gehörte nicht mehr dazu.

Probehalber murmelte sie ein paar Worte.

„Mütze, Hand, Fessel, Eichenharz, Schneewolf, Dachrinne, Palast, Schreibfeder.“

Es funktionierte problemlos. Das machte ihr wieder Mut. Wenn sie sprechen konnte, konnte sie auch nach den Wachen rufen und um Essen bitten. Ob ihre Bitte erfüllt werden würde war eine andere Sache.

„Hey! Hallo! Wache?!“

Dumpf hörte April, wie anscheinend am anderen Ende eines langen Ganges eine schwere Tür geöffnet wurde. Dann wieder Stille.

„Hallo?! Hört mich jemand?!“

Die Tür knarzte nochmal kurz, wie als würde sie noch ein Stück weiter aufgeschoben werden.

„Was?“, schnauzte eine raue Männerstimme.

Erleichterung schwappte wie eine Welle über April hinweg.

„Ich hab einen riesigen Hunger! Kann ich bitte irgendwas zu essen bekommen?!“

Keine Antwort. Sie hörte nur ein Schnauben und schwere, sich entfernende Schritte.

zerbrochene SchatzkisteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt