Den ganzen Weg lang starre ich auf sein Bild und denke über mein Leben nach und steige irgendwann aus als ich in Köln aussteige. Ein Taxi fährt mich zu ihm nach Hause und lässt mich vor dem Apartment aus dem Auto steigen.

Die Erinnerungen laufen vor meinen Augen ab, leicht schmunzle ich und überlege ob ihn zum Park bitten soll.
Mit schnellen Schritten laufe ich zum Park und setze mich auf eine Bank, mein Handy nehme ich aus der Tasche und sehe die unzähligen Nachrichten von Timur Kaan.

Ohne auf seine Nachrichten Aufmerksamkeit zu schenken, rufe ich Kayahan an. Meine Hände zittern vor Nervosität und mein Herz pumpt auf Hochtouren.
Nach dem dritten Klingeln nimmt er ab.
>>Komm sofort zum Park.<<, fordere ich ihn auf und lege auf.

Timur Kaan schreibe ich schnell eine Nachricht, dass er sich keine Sorgen machen soll und das ich Abend Zuhause sein werde.

Mein Herz schlägt noch schneller als ich seine schnellen Schritten wahrnehme, sofort sehe ich auf und sehe ihn her kommen. Die Hände in der Jackentasche und die Kapuze über dem Kopf. Sein langer dichter Bart lässt ihn reifer aussehen jedoch attraktiver.
Ich werde wütend auf Canan. Noch habe ich eine Rechnung mit ihr offen und werde es mit ihr heute noch vergleichen.

Ich stehe sofort auf und bleibe vor ihm stehen, sehr nah, dass ich sein Atem an meinem Hals prallen spüre und seinen Duft wahrnehme. Es lässt all meine Sinne betäuben und meine Gedanken durcheinander bringen. Mein schnell schlagendes Herz macht mir das Leben nicht leichter.

Ich blicke ihm geradeaus in die Augen und genieße die letzten Minuten mit ihm. Versuche alles in den Erinnerungen zu behalten. Meine Augen werden voller.

>>Es tut mir so leid.<<, flüstere ich, Kayahan legt seinen Kopf schief und versucht mich zu verstehen, >>Es tut mir alles so leid.<<

Ich hole tief Luft und hole einen großen und dicken Umschlag heraus. Langsam schlucke ich und überreiche es ihm.

>>Versprich mir, dass du es erst am 22. Mai öffnest.<<, flüstere ich.

>>Warum erst an dem Tag?<<, er versucht meinen Blick zu deuten und wird nicht schlau dadurch.
>>Versprich es mir!<<, sage es diesmal mit Druck in der Stimme.

>>Ich verspreche es dir, Atem.<<, flüstert er.
>>Ich vertraue dir.<<, nuschele ich und überreiche es ihm, er nimmt es in die Hand und blickt da drauf, als würde es ihm etwas verraten können.

>>Ich liebe dich, bitte vergiss mich nicht.<<
Er zieht seine Augenbrauen zusammen und verkrampft sich leicht.
>>War das eine Art Verabschiedung?<<

>>Wo ist Canan?<<, ignoriere ich seine Frage und sehe hoch zum Fenster. Sehe ihre blonden Locken, die Göre beobachtet uns.

>>Mach mir den letzten Gefallen und lass mich mit ihr reden. Bleib bitte unten bis ich fertig werde.<<
Ohne auf ihn zu warten, laufe ich zur Haustür und laufe die Treppen hinauf.

Die Zeit ist gekommen, Canan.
Ich klingele an die Tür, die mir gleich geöffnet wird.
>>Wie kannst du noch mit der Hure reden gehen?<<, redet sie mit lauter Stimme und stoppt, als sie mich sieht.

>>Hure, also?<<, lächelnd schubse ich sie auf die Seite und betrete die Wohnung. Mit hochgezogenen Augenbrauen sieht sie mich an und schließt die Tür, die Arme vor dem Brust gekreuzt sieht sie mich an.

>>Was hast du hier zusuchen?<<, zischt sie wütend, ich fange an zu grinsen.
>>Darf ich Kayahan nicht besuchen kommen?<<, frage ich zuckersüß und laufe in das Wohnzimmer ohne meine Schuhe aus zu ziehen.
Ich setze mich auf das Sofa und mache es mir bequem.

>>Verschwinde von hier!<<, wird sie immer wütender, was mich aber zum Lachen bringt.

>>Ach Canan, du wirst immer lächerlicher in meinen Augen.<<
Ich stehe auf und laufe auf sie zu.
>>Du Schlampe-<<, kreischt sie und wird aggressiver, jedoch bringt es sie nicht weiter, denn meine Hand knallt gegen ihrer Wange und ein weiteres mal gegen ihre Lippen, was zum Platzen bringt.

>>Haben dir deine Eltern nicht beigebracht, dass man Andere respektieren sollte und den Körper nicht für Geld verkaufen sollte?<<
Mein Grinsen wird größer, ich könnte vor Freude tanzen.

>>Niemand kann dich heute von mir befreien!<<, meine glückliche Stimme macht ihr Angst, ehrlich gesagt, mir auch.

Meine Hand krallt sich an ihr gelocktes blondes Haar und zieht fest an ihr, sodass sie das Schreien anfängt und mit ihren Gelnägel meine Hand festhält.

>>Wie kannst du es wagen, dich zwischen mir und Kayahan zu stellen um ihn wieder aus nutzen zu können!<<, kreische ich und werde immer wütender.
Ich ziehe ihr Haar nach hinten damit sie mir ins Gesicht sehen kann.
Ihre großen Augen, die mich ängstlich ansehen lässt mich stärker fühlen.

>>Wie kannst du sowas?<<, kreische ich lauter, was sie zusammen zucken lässt, >>bei Gott, entweder antwortest du mir oder ich kann dir nicht versprechen, dass du später eine Fehlgeburt haben wirst!<<
Ich ziehe immer fester und werde immer aggressiver.

>>Ich musste es-<<, flüstert sie plötzlich.
>>Warum musstest du es?<<, betone ich das 'musste' und werde immer lauter, wenn es überhaupt noch geht.

>>Nurcan hat mich bedroht!<<, ihr kullern die Tränen und schluchzt, sofort lasse ich sie los. Sie fliegt auf den Boden und zittert am ganzen Körper. Weinerlich streicht sie ihre verwuschelten Haare nach hinten und blickt zu mir hoch.

Ich stehe erstarrt vor ihr stehen und spüre, wie das Blut in meinen Adern friert.
>>Wie- wie kann das sein?<<, flüstere ich vor mich hin und lasse mich auf das Sofa hinter mir fallen.

Sie weint lauter und versucht auf zu stehen doch knickt ab und fällt wieder runter.
Ihr helfen will ich nicht- soll sie doch verrecken.

>>Sie ist gefährlich, Nefes, von ihr kann man alles erwarten.<<, nuschelt Canan und ist bleich im Gesicht.

>>Erzähl mir alles!<<, fordere ich sie auf und verstecke mein Gesicht in meine Hände, >>Erzähl!<<, brülle ich laut. Sie schluckt laut und holt ihr Handy aus ihrer Hosentasche,tippt etwas und hält sich das Handy ans Ohr.

>>Es ist soweit.<<, schluchzt sie und legt auf, ohne weiteres zu sagen.

>>Wer war das?<<, zische ich und sie schaut zu mir.
>>Gleich wirst du alles erfahren.<<, flüstert sie und steht diesmal wackelig auf.

Keine fünf Minuten später höre ich das Gebrüll im Treppenhaus, sofort renne ich zur Tür und öffne es.

Kayahan schubst einen Mann von sich weg und schlägt auf ihn zu.

>>Du Hurensohn was hast du hier noch zu suchen?<<, brüllt er und geht auf ihn zu. Canan rennt auf Kayahan und versucht ihn von dem Mann weg zu ziehen.
>>Kayahan hör auf!<<, bettelt sie und zieht an seinem Ärmel, >>Du bringst meinen Bruder noch um!<<, schreit sie weinend.

Kayahan bleibt plötzlich stehen und bewegt sich nicht.
>>Bruder?<<, flüstert er, Canan nickt und setzt sich auf die Treppen.

Der Mann, der mir den Rücken zu gedreht hat, dreht sich zu mir um. Die Spucke bleibt mir weg und ich reiße die Augen auf.
Wie?
>>Ümit?<<, flüstere ich und laufe einige Schritte zurück.

30.03.2018
Atsizim_

Die Stunde der Wahrheit ist da. Was könnte da eigentlich raus kommen? :D

|Wenn Hass regiert|Where stories live. Discover now