Die blaue Stadt

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Am 29. August 2016 stürzte ein Militärkampfjet über der Graubündner Region Sedrun ab. Das VBS tat das Ganze als Unfall ab, und gab bekannt, dass der Höhenmesser der Maschine falsche Daten an den Piloten lieferte. Es gab eine Trauerfeier und der Pilot erhielt ein festliches Militärbegräbnis. Der folgende Text ist die Wahrheit über den Absturz und stammt aus Originalaufzeichnungen:

Vor dem Start lief alles ganz gewohnt ab, also alles wie immer. Er erhielt die Starterlaubnis und lenkte den Jet auf die Startbahn. Ein letzter Funkkontakt mit dem Tower bevor er abhob. Er beschleunigte seine Maschine und hob langsam ab, genauso, wie er es schon tausende Male bei seinen Trainingsflügen gemacht hatte. Doch schon direkt nach dem Abheben bemerkte der junge Pilot das irgendetwas nicht stimmte. Irgendetwas schien anders als bei seinen anderen Flügen. Da aber die Instrumente nichts Verdächtiges anzeigten, und so wie immer alles zu funktionieren schien, dachte er sich noch nichts Grosses. Doch, doch da war etwas! Oder doch nicht? Er flog ganz normal weiter. Nach einigen Minuten war er sich sicher, etwas stimmte nicht! Aber es war zu spät. Die Instrumente spielten verrückt und er konnte das Flugzeug nicht mehr steuern. Plötzlich ein Knall, nein mehr eine Explosion. Dann war Ruhe, die Ruhe nach dem Sturm. Das Einzige, was noch auf den Absturz hindeutete, war ein riesiger schwarzer Fleck im Felsmassiv des Gotthards.

Im nicht weit entfernten Dorf Tschamut wusste bereits jeder heimische Ork von dem seltsamen Lichtblitz und dem lauten Knall. Der Wächter Arkmin, der am Morgen an der Ostflanke des Dorfs stationiert war, beobachtete um ca. 9 Uhr morgens den Blitz und hörte denn Knall. Er erzählte das Gesehene natürlich umgehend dem König. Dieser liess überall im Dorf Plakate aufhängen, die jeden, dem etwas Ungewöhnliches auffiel, dazu aufforderten, sofort einem Wachmann Bescheid zu sagen. Natürlich wurden auch sofort Truppen in die Richtung, in der man das Unbekannte vermutete, losgeschickt. Der Wachmann Arkmin wurde in die zweite Gruppe eingeteilt. Das hiess für ihn, dass er erst morgen los musste. Er konnte also noch mal eine Nacht in seine Pläne investieren.

Als er sich nach seinem langen und ereignisreichen Tag endlich auf den Heimweg machen konnte, war er sehr erleichtert. Heute war einfach viel zu viel los. Und doch war heute einer der besten Tage in seinem Leben. Er hatte schon so lange auf so eine Chance gewartet. Und diese hier war einfach perfekt. Er war komplett in seinen Gedanken an die Freiheit, die in morgen erwarten würde, vertieft. Ihm wurde bewusst, dass er diesen Weg zum Oberalppass, zu seiner Hütte, heute vielleicht zum letzten Mal gehen musste, wenn nur morgen alles klappen würde. Er kam schon zuhause an, der Weg schien ihm heute viel kürzer als sonst. Er sah seine kleine Hütte am Rande des Waldes. Sie hatte für ihn jetzt schon so viele Jahre sein Zuhause dargestellt. Auch sie würde er heute das letzte Mal sehen, wenn alles klappen würde. Dieser Abschied würde ihm allerdings schwerer fallen, doch daran wollte er jetzt noch nicht denken. Er betrat seine Hütte durch die knorrige alte Tür, durch die er immer gegangen war, wenn er bei der Dämmerung endlich nach Hause konnte. Nach all der Zeit, in der er unterdrückt wurde, hatte der Gang durch diese Tür eine befreiende Wirkung auf ihn. Wann immer er durch diese Tür ging, bedeutete das, er hatte Zeit für sich, Zeit für seinen Plan.

Ein Gefühl von Freiheit machte sich in ihm breit. Morgen, morgen würde der Tag sein, an dem er nicht mehr jeden Morgen zurück zu seiner gehassten Arbeit musste. Er wäre frei und Phase 2 seines Plans könnte endlich real werden, endlich. Als er seine Hütte betrat, sah er sich um. Alles sah aus wie immer. Ein kleiner niedriger Raum mit einem kleinen Tisch, einem Stuhl und einem Bett. In der Ecke war noch ein kleiner Kamin und an der rechten Wand war das einzige Fenster des ganzen Hauses. Er wusste, dass er nicht viel besass, doch er war auch froh, dass er überhaupt etwas hatte. Er lebte viel lieber hier in seiner kleinen Hütte, als auch noch nachts in diesem Dorf leben zu müssen. Er wäre gerne in sein Bett gesunken. Doch das war ihm jetzt nicht möglich, nicht wenn er diesem Albtraum endlich entkommen wollte. Er ging also zu seinem kleinen Kamin, hob eine Bodenplatte an und holte seinen Plan hervor. Er setzte sich an seinen Tisch und fing an, seinen Plan nochmal zu studieren.

Die blaue StadtWhere stories live. Discover now