(11) Brennendes Feuer

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„Granger, jetzt spinn mal nicht rum. Du weißt genau, dass es nicht so gewesen ist", sagte Malfoy, jetzt ernsthaft sauer. "Du kannst nur nicht zugeben, dass die Oberstreberin in dir auch mal jemanden küssen will. Und mir gibst du jetzt die Schuld." 

Ich konnte ihm nicht in die Augen sehen und wandte meinen Blick beschämt ab. 

„Außerdem kannst du dich jetzt mal beruhigen. Ich will dich doch nicht gleich heiraten", lachte er wieder. „Ich kann dich ja nicht mal leiden", fügte er dann noch hinzu, was mich schon ein bisschen verletzte.

Aber warum? Mir war klar, dass er mich hasste. Und ihn hasste ich doch auch, also was war jetzt das Problem? 

Das Problem war, dass ich nicht verstehen konnte, dass der Kuss mir gefallen hatte.

„Geh jetzt", sagte ich tonlos, ohne Malfoy anzusehen. „Ich mach den Rest. Ist ja nicht mehr viel." Ich hoffte wirklich, er hörte den Ernst in meiner Stimme. Einer von uns beiden musste jetzt diesen Raum verlassen, sofort. 

Ohne ein Widerwort, ohne eine Verabschiedung, ohne irgendwas drehte er sich um und verschwand.

Ich stand im Kerker eines Schlosses mit unzähligen Menschen über den Mauern über mir, doch in diesem Moment fühlte ich mich so allein als wäre ich der einzige Mensch auf der ganzen Welt.

  *

Den Rest des Tages und den Tag danach sah ich Malfoy kein einziges Mal. Ich war zu dem Entschluss gekommen, dass es ihm wirklich gefiel, mich aus der Fassung zu bringen und dass ich mich zu diesem Moment so einsam gefühlt hatte, dass ich mich seinen Berührungen einfach nur kurz hingegeben hatte. Dass ich mich ständig an alle Regeln hielt und irgendein kleiner verborgener Teil in mir auch mal etwas Verbotenes machen wollte. Das war ein Fehler gewesen, aber jeder macht ja mal Fehler. Außerdem hat mich mein Verstand ja kurz danach wiedergefunden.

Ich durfte mich wegen diesem unglücklichen Missgeschick allerdings wirklich nicht vom Unterricht und den Schulaufgaben ablenken lassen. In der Bibliothek war ich sogar länger als sonst, weil ich den Stoff des Unterrichts nochmal wiederholen musste.

Vor dem Abendessen besuchte ich den Augurey nochmal, diesmal mit Ron, weil er mich beim Essen darum gebeten hatte, mitkommen zu dürfen. Der Vogel hatte die Augen geöffnet. Erfreut beugte ich mich über ihn. Der Moment, in dem wir Blickkontakt hielten, war magisch. Trotz der Sache mit Pansy, die ich Ron übrigens einfachheitshalber verschwieg, wirkte er nicht verängstigt. Ich spürte Stolz auf ihn und wusste, dass er einmal ein starker Vogel werden würde.

Als sich Ron über ihn beugte schloss der Augurey sofort die Augen. Gekränkt sah Ron mich an. Ich hatte ihn ja gewarnt. Er hätte beim Schlüpfen dabei sein sollen.

Der Vogel sah schon so gestärkt aus, dass ich vermutete, dass er morgen vorsichtig über die Wiese gehen würde. Die Insekten hatte er schon gefressen. Ron und ich räumten die Kiste in eine Ecke. Vorsichtig nahmen wir die Decke und legten sie auf dem Boden ab, um den Vogel nicht zu berühren. Wir legten neue Insekten hin und füllten das Wasser nach. Sobald er älter werden würde, würde ich neben den Baum einen kleinen See zaubern, doch momentan war mir das noch zu gefährlich. Zufrieden sahen wir uns an. Ron strahlte, sichtlich erfreut, weil ich ihm verziehen hatte.

Morgen hatten wir wieder Pflege magischer Geschöpfe. Eigentlich wollte ich Malfoy da wirklich nicht begegnen. Aber ich freute mich darauf, weil ich dann die ganze Unterrichtsstunde dem Augurey zuschauen konnte. Wir löschten die Lichter in die Scheune und machten uns auf den Weg zurück.

„Hey, Hermine", meinte Ron und blieb plötzlich stehen. Er sah mich an, schien sich etwas über sich selbst zu wundern und ging dann mit mir weiter. „Ich wollte einfach nur fragen ob du Lust hast mit mir am Wochenende nach Hogsmeade zu gehen. Und mit den anderen natürlich", nuschelte Ron zappelnd. 

„Ähm, ja, klar", stimmte ich zögernd zu. Dann gingen wir schweigend den Weg zum Schloss entlang.

Schon wieder war eine unangenehme Situation zwischen uns entstanden. Als wir uns im Gemeinschaftsraum voneinander verabschiedeten, war ich erleichtert darüber, endlich wieder alleine zu sein.

Wir verbrachten die nächste Unterrichtsstunde wieder in der Tierscheune. Malfoy und ich hatten uns weder angesehen, noch gegrüßt. Zusammen mit Ron gingen wir wie gewohnt in die letzte Box. Am Eingang bedeutete ich den beiden, stehen zu bleiben. Und wie vermutet bewegte sich der Augurey. Wie schnell diese Kreatur groß wurde. Seine Haut war schon deutlich dicker geworden, sodass seine Knochen nicht so stark hindurch schienen. Die großen, aufmerksamen Augen waren stetig geöffnet. Er blieb zwischen den Grashalmen stehen und starrte uns an. Angestrengt schien er abzuschätzen, ob wir eine Gefahr für ihn darstellten. Dann pickte er einfach weiter in Gras umher.

„Okay, wir können jetzt langsam und vorsichtig reingehen", erklärte ich mit bedeckter Stimme. Wir hielten uns in einiger Entfernung zu dem Vogel am Rand der Box. Ich stellte meinen Rucksack auf der Holzbank ab. Dann drückte ich Ron das Glas mit den Insekten in die Hand. „So langsam solltest du nun doch versuchen, sein Vertrauen zu gewinnen." Dankbar sah er mich an.

Malfoy und ich setzten uns, während wir zusahen, wie der Vogel schnell vor Ron flüchtete. Bei dem Anblick musste ich fast kichern. Dann hüpfte der Vogel auf mich zu. Ich wagte es kaum, mich zu bewegen oder gar zu atmen, als er sich vor Ron hinter meinen Schuhen versteckte. Verzweifelt sah Ron mich an.

„Vielleicht ist es einfach noch zu früh", vermutete ich beruhigend. Dann bemerkte ich, wie sich das Wesen auch Malfoys Schuhen näherte, woraufhin Ron eine wütende, beleidigte Miene zog.

Irgendwann stand ich auf und sah mir die anderen Boxen an, die allesamt unterschiedlich eingerichtet waren. Einige Schüler hatten offensichtlich Probleme mit ihren Geschöpfen. Die Schüler mit der Fee taten mir besonders leid, weil sie dauernd von ihr angespuckt wurden. Die Feuerkrabbe langweilte Pansy anscheinend. Sie kümmerte sich mehr darum, mit Blaise auf dem Gang zu quatschen.

Auch Hagrid ging in den Boxen umher und machte sich gewissenhaft Notizen. „Na, Hermine, wie läufts?", erkundigte er sich bei mir. 

„Gut. Er macht sich wirklich prächtig", versicherte ich ihm stolz.

Die weiteren Schultage vergingen ohne weitere, besondere Ereignisse. Malfoy hatte sich mir nicht noch einmal genähert. Dieser arrogante Kerl hatte mich ja nicht einmal eines einzigen Blickes gewürdigt. Aber das sollte mir nur Recht sein. Ich bemühte mich sehr darum, das Geschehene zu verdrängen und meine volle Konzentration der Schule zu widmen.

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Oh Merlin, dankeschön für über 500 Reads, über 70 Votes und die vielen Kommentare, ihr seid unglaublich !

Motiviert zu schreiben bin ich so oder so, aber ihr sorgt dafür das ich Wattpad jedes Mal mit einem fetten Lächeln auf den Lippen öffne. 😆😁😄

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