Elysium

14. Kapitel

„Sollen wir vielleicht nach draußen gehen?", schlug ich schnell vor in der Hoffnung, dass sie nicht direkt wieder kehrt wenden würde um fluchtartig das Haus und die damit verbundenen Erinnerungen zu verlassen. Fuck, warum war ich damals bloß so ein verfickter Arsch gewesen? Ava nickte erleichtert. Draußen gab es keine gemeinsamen Erinnerungen oder Erlebnisse die ihr und auch mir Unbehagen verursachen konnten. Zum Glück hatte ich ihr nie Sex im Pool vorgeschlagen.

Ava folgte mir als ich durch die Schiebetür ins Freie trat und mich auf einer der Liegen im Schatten niederließ. Misstrauisch sah sie sich um ohne etwas zu sagen. Es ärgerte mich nicht zu wissen was sie dachte, denn zu gerne hätte ich jeden einzelnen ihrer Bedenken zerstreut. Was sah sie wenn sie sich hier umsah? Wirkte es einschüchternd auf sie? Verschwenderisch weil es ein extra Poolhaus am Ende des Beckens gab? Protzte es nur mit unserem Geld? Ich versuchte es aus ihren Augen zu sehen, alles zu sehen, und wenn sie es für Dekadent hielt musste ich ihr zustimmen. Alles hier schrie nach Reichtum, nach dem Zuschaustellen von Reichtum. Aber sie blieb stumm. „Möchtest du irgendetwas trinken oder essen? Ich glaube wir haben noch Cookies da wenn du welche haben möchtest."

Ava schüttelte mit dem Kopf und ihre schwarzen Haare fielen dabei in ihr Gesicht. Es juckte mich in den Finger sie zurück zu streichen, beherrschte mich aber zum Glück noch einmal. „Nein danke. Es ist merkwürdig wieder hier zu sein.", antwortete sie während sie sich weiter umsah. Ich wusste sie tat es um meinem Blick zu vermeiden also ließ ich es zu indem ich stumm auf das Wasser vor uns sah. Neben mir straffte sie ihre Schultern und atmete hörbar. „Also ich weiß, dass ich auf der Party war und Dave gerade beim tanzen zu sah als Jeff zu mir kam. Wir haben uns über irgendwas unterhalten, du kamst rein und Jeff hat etwas zu trinken geholt. Ab da wird es verschwommen."

Ich räusperte mich um etwas Zeit zu gewinnen damit ich meine Gedanken sortieren konnte. Dann lehnte ich mich zurück und sah hoch in die Bäume. „Du hast mich angerufen als du bereits auf Toilette warst. Ich vermute, dass du dir die Finger in den Hals gesteckt hast als du gemerkt hattest, dass etwas nicht stimmte. Es war schwer dich zu verstehen, vielmehr als Tropfen und Jeff konnte ich nicht raushören. Wir sind dann rein um nach dir zu suchen-"

„Wer ist wir?", unterbrach mich Ava.

„Kyle, Josh und ich. Noah hat Tyler gesucht, die kamen später dazu. Auf jeden fall warst du noch am Handy und hattest irgendwie Jeff ausgesperrt, leider nicht für lange. Kurz nachdem, halt nein das war noch draußen, nahm Jeff dann das Handy, sagte etwas unschönes und legte auf. Dann haben wir-"

„Was hat er gesagt?"

Ich sah Ava an. „Willst du das wirklich wissen?" Und sie nickte. „Er sagte er wolle herrausfinden was alle an dir fanden und ich solle mir keine Sorgen machen weil er es filmen würde damit alle davon etwas hätten. Oder so ähnlich."

„Hat er irgendwas gefilmt?"

Unschlüssig zuckte ich mit den Schultern und versuchte mich daran zu erinnern ob ich sowas gesehen hatte als ich in das Badezimmer kam. „Das weiß ich nicht. Weil eure Stimmen so wieder gehallt haben, habe ich die Bäder abgesucht bis ich die Tür fand die abgeschlossen war. Ich hab sie offen getreten, Jeff von dir weggezogen und bin dann zu dir. Deine linke Gesichtshälfte fing an anzuschwellen und dein Oberteil war zerrissen."

„Stimmt ich hatte ein anderes an als ich aufgewacht bin. Welches war es?"

„Meins, ich hab die Fetzten ausgezogen und dir meines angezogen. Dann kam Josh, oder war es Kyle? Die haben die Sanitäter gerufen und mir das Wasser gebracht. Das musstest du trinken. Und irgendwann kam dann der Rettungswagen und hat uns beide mitgenommen. Wir sind dann ins Krankenhaus, dein Dad kam und meiner, aber Dad musste dann gehen wegen der Besuchszeiten und dein Dad wollte bei Dave sein wenn er nach der Operation aufwachte. Du lagst auf den Intensiv, ich saß neben dir und dann hast du mich auch schon aus dein Zimmer geschmissen." Hatte ich irgendetwas vergessen? Vermutlich, aber das wichtigste hatte ich gesagt. Besorgt musterte ich Avas Gesicht, doch sie wirkte nicht verängstigt oder sauer wie ich es erwartet hätte. Mehr als hätte sie eine schwere Matheaufgabe gelöst und ich wusste nicht, ob mich das beruhigen sollte oder nicht. „Ava, alles gut bei dir?"

Sie zog ihre Knie an und legte ihren Kopf darauf ab. „Nein." Ihre Augen suchten meine als sie weiter sprach. „Nichts ist in Ordnung. Aber ich schulde dir wohl ein Dankeschön. Weißt du, manchmal habe ich Momente wo ich denke ich würde mich an irgendwas erinnern weil es sich so real anfühlt, aber irgendwie auch nicht. Liam, ich habe eine Frage."

„Was denn?", fragte ich nach während der Wind durch die Bäume zog und deren Blätter zum Rascheln brachte.

„Hast du dich bei mir Entschuldigt?"

Und in dem Augenblick verstand ich, warum Ava diesen Deal damals angenommen hatte. So also fühlte es sich an, wenn man Selbstlos war. Wenn man etwas tat um einen anderen zu schützen.

„Nein."

Es war ein scheiß Gefühl.