(5) Der Eulenturm

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"Was?", fragte Ron erschrocken. Die Situation wurde immer unangenehmer.

„Oh, da hat dir Granger ja wohl noch was zu erzählen", säuselte Malfoy, während sie vorbeigingen.

Entnervt hielt ich mir die Finger auf meine Schläfen.

„Ähm, Hermine?" Ron sah mich fassungslos an. Schuldbewusst sah ich zurück.

„Entschuldige bitte. Ich hab es für besser gehalten dir noch nicht davon zu erzählen."

„Wovon zu erzählen?"

„Malfoy wurde in Pflege magischer Geschöpfe in unser Projekt eingeteilt", gab ich schließlich zu.

Was? Warum? Und wieso hast du es mir nicht erzählt?", platze es aus ihm heraus.

„Ich wollte nicht das du dich aufregst, nicht bei deinem Gesundheitszustand", erklärte ich und sah hilfesuchend zu Harry.

„Ja das stimmt wirklich. Sie hat sich nur Sorgen gemacht", pflichtete er mir bei.

Ron sah nicht sauer aus. Er wirkte eher schockiert. „Das ist doch total scheiße. Hätte er nicht wo anders mitmachen können?"

„Nein, als du nicht da warst hat Professor Raue-Pritsche ihn einfach bei uns eingeteilt und Hagrid meinte, er soll bei uns eingeteilt bleiben damit ich nicht alleine arbeiten muss", berichtete ich unglücklich. Wir setzten unseren Weg zum Schulhof fort.

„Dann musstest du ja die ganze Woche allein mit ihm arbeiten", realisierte Ron plötzlich erschrocken.

„Ja, wir haben uns aber einfach ignoriert", beruhigte ich ihn. Er wirkte immer noch erschüttert, weshalb Harry und ich versuchten ihn abzulenken, indem wir das Thema wechselten.

Die Abendluft war angenehm kühl und fühlte sich frisch in den Lungen an, wenn man tief einatmete. Ich erzählte Harry und Ron von dem Augurey, den ich gezogen hatte. Wie erwartet war Ron nicht begeistert, aber er beschwerte sich nicht so, wie Malfoy es getan hatte.

Später brachten wir Ron wieder zurück und verabschiedeten uns. Nachdem ich noch ein paar Schularbeiten erledigt hatte legte ich mich erschöpft ins Bett.

Es war wirklich ein anstrengender Tag gewesen. Ohne noch viel nachzudenken war ich auch schon eingeschlafen.

*

Vom durch das Fenster scheinendem, hellen Sonnenlicht wurde ich irgendwann wach. Müde setzte ich mich auf und rieb mir den Schlaf aus den Augen. Ginny schlief noch.

Ich ging ins Bad, nahm eine erfrischende Dusche und machte mich fertig. Als ich ins Zimmer zurück kam, saß eine Briefeule am Fenster und pikte gegen das Glas. Dass Ginny davon nicht wach geworden war, war ja fast schon ein kleines Wunder.

Zügig öffnete ich und streichelte die Eule sanft. Dann nahm ich den Brief an mich. Sofort flog sie wieder weg. Anscheinend wurde keine Antwort erwartet.

Liebe Hermine,

das Augurey-Ei ist da! Komm bitte nach dem Frühstück zu meiner Wildhütte. Die anderen sind schon informiert.

Liebe Grüße,
Hagrid

Einerseits hoffte ich, Ron würde heute dabei sein, damit ich nicht mit Malfoy alleine war. Andererseits hatte ich Angst davor, dass er Andeutungen machen könnte und Ron von dem Vorfall im verbotenen Wald erfahren könnte. Aber egal wie es auch kommen würde, durch Grübeln konnte ich sowieso nichts ändern.

Sanft weckte ich Ginny, die wohl sehr tief und fest geschlafen hatte. Beim Frühstück bekam ich kaum etwas herunter. Ich freute mich wirklich schon auf das Augurey-Ei und war gespannt, wann es endlich schlüpfen würde. Zwar war ich mir sicher, mittlerweile schon jeden Artikel der Schulbücher über das Wesen gelesen zu haben, trotzdem fühlte ich mich irgendwie unvorbereitet.

Ich konnte sowieso nichts mehr essen, deshalb machte ich mich direkt auf den Weg zur Waldhütte.

Laut klopfte ich an, doch niemand öffnete. Naja, wahrscheinlich war ich einfach etwas früh. Deshalb setzte ich mich auf die Holzstufen vor der Tür und beobachtete einige vor dem Eulenturm herumfliegende Eulen. Majestätisch streckten und falteten die ihre Flügel, flogen ihre Bahnen um den Turm herum oder waren auf dem Weg zum Schloss.

Manchmal fragte ich mich, wie es wohl wäre, so hoch oben in der Luft zu sein. Für mich bedeutete es wohl pure Angst, aber für manch anderen bedeutete es vielleicht die pure Freiheit.

"Granger." Mein Herz machte einen Satz. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie sich Malfoy genähert hatte.

Petrichor | ✓Where stories live. Discover now