Kapitel 11 - Alte Gewohnheiten

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Draco saß an einem der nächsten Abende in einem gemütlichen Sessel im Gemeinschaftsraum der Schülersprecher.
Im Kamin brannte ein loderndes Feuer.

Tief in Gedanken versunken, starrte er in dieses.
Konnte Hermine ihn doch so wenig ausstehen, dass sie ihm nicht vertrauen konnte? Oder vielleicht auch gar nicht wollte?
Es war doch völlig in Ordnung mal in Tränen auszubrechen.

Das sagt gerade der Richtige!
Du bist doch der, der seine Gedanken und Gefühle so gut wie nie preisgibt!
Du bist doch das perfekte Beispiel für 'keine Schwäche zeigen'.
"Der Eisprinz von Slytherin"

Insgeheim musste er sich recht geben.
Er hatte es schon immer schwer gefunden sich Gefühle oder gar Schwächen einzugestehen.
Aber er hatte es auch nie anders gelernt.
Für seinen Vater waren Gefühle Schwächen.
Und wenn er an seine Zeit als Todesser zurückdachte, dann war dem auch so.
Hätte der dunkle Lord oder jemand anderes aus den Reihen der Todesser jemals Schwächen oder gar Angst bei ihm bemerkt, wäre er sofort tot gewesen.

Er dachte zurück an das Erlebnis im Malfoy Manor mit Bellatrix.
Hermines Folterung.
An diesem Tag hatte er zum ersten Mal wirklich Mitleid empfunden.
Es hatte ihn durchzuckt wie ein Blitz.

Er hatte Hermine damals zwar noch immer nicht wirklich leiden können, aber niemand verdiente es gefoltert zu werden.
Vorallem nicht durch Bellatrix.

Ein eiskalter Schauer lief ihm den rücken hinunter als er an seine Tante dachte und er meinte just in diesem Moment ihr gehässiges, verrücktes Lachen zu hören.
Er fuhr herum.
Doch da war niemand.

Ganz ruhig Draco.
Das hast du dir nur eingebildet.
Bellatrix ist tot.
Sie wird nicht wiederkommen.
Nie mehr.

Er entspannte sich wieder und ließ sich erschöpft zurück in den Sessel sinken.
Plötzlich öffnete sich das Porträt und Hermine trat ein.
Als sie Draco im Sessel erkannte, schrak sie erst einmal zusammen und blieb wie angewurzelt stehen.

Draco zog eine Augenbraue hoch.
,,Bin ich so angsteinflößend?", fragte er mit leicht bitterem Unterton in der Stimme.
,,N-Nein. I-Ich ha-hatte nur nicht gedacht dich hier anzutreffen", stotterte sie vor sich hin. ,,Tschuldigung"
Sie seufzte auf, setzte sich in Bewegung und ließ sich in einen Sessel Draco gegenüber fallen.
Draco sah sie nur fragend an.

,,Ich denke, wenn wir uns auch besser kennen lernen wollen, sollten wir auch mal miteinander reden. Wie wäre es wenn wir uns gegenseitig einfach mal Fragen stellen?", sprudelte Hermine plötzlich los und wartete auf die Reaktion ihres Gegenübers.

,,Ich bin einverstanden. Fang du an", erwiderte Draco.
,,Lieblingsfarbe?"
,,Blau, grün und schwarz. Du?"
,,Rot, blau und grün. Hobbys?"
,,Quidditch, Zauberschach und lesen. Du?"
,,Lesen, schreiben und klavier spielen."
,,Du spielst Klavier?", fragte Draco interessiert.
,,Ja, mit zwölf habe ich angefangen, weil ich gerne die Begleitungen zu Songs spielen können wollte", erwiderte Hermine mit einem verträumten Lächeln auf dem Gesicht.
Sie liebte Klavierspielen einfach.

,,Das-", begann Draco, wurde jedoch von einer schönen Schleiereule, welche plötzlich in den Raum herein geflogen kam, unterbrochen.
Elegant flog diese eine Runde durch das Zimmer und ließ einen Umschlag aus feinem, weißen Papier in Dracos Schoß fallen.
Draco zog fragend eine Augenbraue hoch, als er das feine Papier und das Wappen der Malfoy darauf erkannte.
Es war ein Brief seiner Mutter.
Hermine folgte seinen Bewegungen mit wachsamen Augen.
Ohne Umschweife riss Draco den Brief auf.

Mein Sohn Draco,
Hiermit möchte ich dich in Kenntnis setzen, dass dein Vater vor einigen Stunden in Askaban verstarb.
Sein Körper war bereits sehr geschwächt und die Dementoren trugen auch nicht zu Besserung seiner Lage bei.
Die Beerdigung wird übermorgen sein.
Bis dann.
Deine Mutter

Narzissa Malfoy

Dracos Hände begannen unkontrolliert zu zittern und der Brief seiner Mutter segelte zu Boden.
Seine Augen waren starr auf das Feuer im Kamin gerichtet.
Vollkommen leer.
Sein Vater tot.
Das konnte nicht sein.
Nicht so plötzlich!
Nicht ohne, dass er sich hatte verabschieden können.

Draco hatte zwar nie eine besonders enge oder innige Verbindung zu seinem Vater gehabt, aber trotzdem.
Er war ja immerhin sein Vater!
Gewesen, fügte Draco in Gedanken hinzu.
Er konnte es nicht fassen.
Er wollte es schlicht und einfach nicht glauben.

,,Draco...?", wisperte Hermine.

Draco hob den Kopf und sah Hermine an.
Sein Gesicht hatte einen fassungslosen Ausdruck angenommen .
,,Was ist los, Draco?", flüsterte Hermine.
Sie traute sich nicht laut zu sprechen.

Draco schluckte und wollte zum Sprechen ansetzen, doch kein Wort entwich seiner Kehle.
Er brachte ausschließlich ein hilfloses, gurgelndes Geräusch zustande.
Doch allein dies reichte Hermine bereits aus.
Sie stand einem Impuls folgend geschwind auf und umarmte Draco.
Durch die plötzliche Berührung krampfte sich dieser kurzzeitig zusammen, ließ die Umarmung dann aber doch zu.
Er wollte aufstehen und die Umarmung erwidern, aber seine Beine fühlten sich so schwach an, das er kraftlos zu Boden sackte.

Doch Hermine hielt ihn noch immer fest im Arm und versuchte Draco mit dieser Geste Kraft zu geben.

Abermals schluckte dieser und diesmal gelang es ihm einige Worte herauszubekommen: ,,M-Mein V-Vater...e-er ist t-tot..."

Seine Stimme zitterte unkontrolliert und plötzlich brach er in lautes Schluchzen aus.
Tränen liefen seine Wangen hinab und er wimmerte.
Von heftigen Schluchzern geschüttelt, klammerte er sich wie ein Ertrinkender an Hermine, welche ihm beruhigend über den Rücken strich.

So saßen sie beide auf dem Boden des Gemeinschaftsraums und verharrten so lange in der Position, bis Draco sich langsam von Hermine löste.
Er wollte sich wegdrehen, doch Hermine griff nach seinen Schultern und hielt ihn fest.

,,Es ist okay. Es ist immer schwer, wenn Familienmitglieder, besonders wenn es die Eltern oder die Geschwister sind. Und es ist dann auch natürlich zu weinen. Nimm dir die Zeit die du brauchst um es zu registrieren und zu verstehen. Und dann rede mit jemandem darüber, damit du dich aussprechen kannst.
Meine Eltern sind zwar nicht tot, aber ich habe ihnen vor Ausbruch des Krieges die Erinnerungen an mich genommen, damit ihnen nichts passiert. Sie kennen mich nicht mehr.
Was ich damit sagen will:
Ich verstehe dich und es ist oft schwer loszulassen, aber du wirst es schaffen. Das weiß ich.
Ich glaube an dich!", sagte sie eindringlich.

Ganz plötzlich, als hätte jemand einen Schalter in Dracos Kopf umgelegt, wurde sein Blick kalt.
Eiskalt.
Distanziert.

Hermine fröstelte unwillkürlich.

,,Du hast mir gar nichts zu sagen! Du kennst nicht nicht. Du weißt absolut nichts von mir, meinem Leben oder meinen Problemen. Du hast keine Ahnung!

Ich brauche keine Hilfe von einem Schlammblut wie dir!", zischte Draco schwer beherrscht, sprang auf und verschwand in seinem Zimmer.

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Sooooooooooooooooooooo...
Also wenn ich ehrlich bin, ich weiß nicht was ich jetzt sagen/schreiben soll.
...
Also, ich freu mich immer über Kommentare und konstruktive Kritik. Joa...ich werd mir mühe geben demnächst wieder ein neues Kapi hochzuladen und hoffe das hier hat euch gefallen. Bis bald.

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