Demons III - Durchhalten

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„Ich lass dich nicht allein.“ Wie stur sie doch ist! Es bringt ihn fast um, dass sie dem Tod lachend in die Sense läuft. Und er muss dabei zusehen, ja viel mehr ist er eben diese Sense, die sie töten wird. Und er kann rein gar nichts dagegen tun. Es hätte keinen Unterschied gemacht, wäre sie damals schon getötet worden, dann wäre es wenigstens nicht durch seine Hand geschehen. Jetzt würde er schuld an ihrem Tod sein, das ist für ihn die größte Qual.
„Ich flehe dich an, geh, ich weiß nicht, wie lange ich noch meine Sinne beisammen halten kann, damit ich dich nicht umbringe!“ Alles Bitten und Betteln hilft nichts, sie bewegt sich keinen Millimeter von der Stelle. Was für ein Narr du bist! Glaubst du wirklich, ich ließe dich allein? Niemals würde ich dies tun!“ Jetzt ist nicht der Zeitpunkt für Gefühlsbekundungen, hier geht es um Leben und Tod. „LAUF!“, schreit er noch, bevor der Dämon in ihm hervorbricht und nur alles vernichten will. Das Mädchen verschmilzt mit ihrer Umgebung, verbirgt sich an Bäumen, Steinen, selbst auf dem Boden. Es ist ein nicht enden wollendes Versteckspiel und zugleich bitterer Ernst. Eine falsche Bewegung und sein wilder Körper erwischt sie, bringt sie in Gefahr, näher an die Sense.

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„Ich bin ein anderer als der, den du gekannt. Lass mich in Frieden ziehen.“ Er steht auf der Klippe, die Zehen um die Abbruchkante gekrallt. „Bleib.“ Ihrer Stimme liegt eine gebieterische Ruhe inne, er kann nicht anders, als zu gehorchen.
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Ein Geistesblitz durchzuckt sie bei dieser Erinnerung. Sie lässt die Tarnung von sich abfallen und bewegt sich gemessenen Schrittes auf das aufgewühlte Wesen zu. „Halt. Das bist nicht du. Du kannst anders sein, wenn du nur willst.“ Sein Kopf schnellt nach oben, in den Augen reine Wut, gepaart mit Verzweiflung. Dann erlischt das wilde Feuer im Rot des Ozeans in seiner Iris und sie wird wieder blau. „Es tut mir so leid, ehrlich, aber ich kann mich nicht dagegen wehren.“ Er ist den Tränen nah. „Kannst du mir noch einmal verzeihen?“ Das Blau seiner Augen wird immer durchsichtiger, bis es fast hellgrau ist. Sie sieht zu Boden. Kann sie das, nach alldem, was geschehen ist?

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