2- Wiedersehen und Kennerlernen

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2- Wiedersehen und Kennenlernen

"Herrin! Herrin, Ihr müsst aufstehen, Euer Herr Vater erwartet Euch und wird wieder furchtbar wütend, wenn Ihr Euch zum Frühstück verspätet!", weckte mich am nächsten Morgen die zarte Stimme meiner Kammerelfe Zilby.

Brummend richtete ich mich auf und fuhr mir durch die zerzausten Haare.

"Danke Zilby", lächelte ich ihr, dankbar fürs Wecken, zu, "du kannst jetzt wieder an die Arbeit."

Sie nickte, griff den Lappen, der wohl zu Boden gefallen war, und machte sich daran, meine Fenster vom Dreck zu befreien.

Mühevoll schwang ich mich aus dem Bett und suchte mir Kleidung für den Tag aus meinem Schrank.

Damit verschwand ich ins Bad und machte mich dort fertig, bevor ich mein Zimmer - mit einem kurzen Nicken in Richtung Zilby - verließ und die Treppe hinunter ging, um mich zu meiner Familie ins Esszimmer zu gesellen.

"Guten Morgen", lachte ich fröhlich in die Runde und setzte mich auf meinen üblichen Platz.

"Guten Morgen", lächelte Mutter, während Vater mir nur kurz zu nickte und sich dann wieder der heutigen Ausgabe des Tagespropheten zuwendete.

"Lucius wird dich heute zum Bahnhof bringen", teilte mir Mutter beiläufig bei, bevor sie einen Bissen von ihrem Toast nahm.

"Echt?", fragte ich überrascht.

Er und seine frischgebackene Frau Narzissa lebten in einem nicht weit entfernten Haus, doch im Moment waren sie eigentlich in Madrid.

"Ja, er war überzeugt, du findest den Weg nicht", verkündete Mutter lachend, doch ich sah die leichten Sorgenfältchen auf ihrer Stirn.

"Ach Papperlapapp! Er wollte nicht, dass sie von irgendwelchen Schlammblütern oder Blutsverrätern angegriffen wird, das ist alles!", rief Vater aus und schlug den Propheten zu.

Wütend sah ich zu meinem Vater hinüber.

Beim Thema 'Schlamm-' und 'Reinblüter' waren meine Familie und ich grundverschiedener Meinungen.

Doch ich verkniff mir einen Kommentar, zum einen, weil ich nicht im Streit mit meiner Familie für mehrere Monate auseinander gehen wollte und zum anderen, weil Mutter unsere Meinungsverschiedenenheiten über alles hasste. Deshalb hatte sie wohl auch gelogen.

Schweigend griff ich nach einer Tomate und kaute eine Weile auf ihr herum, um einen Grund zu haben, nicht reden zu müssen.

Nach dem Frühstück ging ich sofort wieder in mein Zimmer und packte die Sachen aus der Sporttasche in meinen Koffer.

Gleich darauf klopfte es an meiner Tür und Zilby machte mich darauf aufmerksam, dass mein Bruder angekommen war und auf mich wartete.

Zusammen gingen wir die Treppe herunter, wobei sie meinen Koffer trug und auch sofort nach draußen brachte.

"Lucius!", rief ich und fiel dem Griesgram um den Hals.

Trotz unserer Streitigkeiten wegen alltäglichen Dingen wie, dass er das größere Stück Kuchen abbekommen hatte oder auch wegen der Sache mit der 'Reinblütigkeit' hatte ich ihn unglaublich vermisst.

"Charleen!", lachte er und schloss seine Arme um mich.

"Wie schön, dich wieder zusehen!"

Er hielt mich ein Stückchen von sich weg und musterte mich, bevor er mich wieder an sich drückte.

Irgendwann ließ er mich los und warf einen Blick auf seine Armbanduhr.

"Lass uns apparieren!", rief er und spazierte nach draußen, wo Zilby immer noch mit dem Koffer wartete.

Die Regelbrecherin || Rumtreiber FFWhere stories live. Discover now