Schmerzendes Glück

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Ich machte einen Satz nach vorn und fiel ihm um den Hals. „Du bist wirklich da!“

„Ja, das bin ich.“ Vorsichtig strich er mir mit einer Hand über den Rücken. „Also wirst du mich jetzt nicht mehr wegschicken?“

„Quatsch. Als wäre das schon jemals meine Absicht gewesen.“

Noch einmal drückte er mich fester an sich, dann lehnte Edward sich von mir weg und hielt mich einen Arm breit von ihm entfernt an den Schultern fest.

„In einer Stunde beginnt der Unterricht, du solltest dich also beeilen“, sagte er mit einem Blick auf den Wecker.

Ich sprang auf und stand sofort vor meinem Kleiderschrank. „Warum hast du mich nicht eher geweckt?“

„Naja“, begann er und ich hörte seiner Stimme das Schmunzeln auf seinen Lippen an, „es war so beruhigend, dir beim Schlafen zuzusehen. Du glaubst gar nicht, wie schön du aussiehst, wenn du neben mir liegst und dich an mich schmiegst.“

Seine Worte schmeichelten mir ungemein, doch das war kein triftiges Argument für mich. Ich konnte ihn nicht darauf beruhen lassen.

„Trotzdem. Jetzt muss ich mich ungemein beeilen, um nicht zu spät zu kommen, und nur weil du …“, doch weiter kam ich nicht, denn schon stand er hinter mir, die Arme um mich geschlungen.

„Charlie wird gleich nach dir sehen“, flüsterte er und sein köstlicher Duft kitzelte meine Wange. „Wir sehen uns dann.“ Er küsste mich flüchtig auf den Nacken, dann verschwanden die kalten Arme um meine Hüfte und mit ihnen auch Edward selbst.

Ich seufzte. „Bis … dann, Edward. Ich …“ Ich kam mir irgendwie blöd vor, das zu flüstern, obwohl er nicht mehr da war, doch vielleicht hörte er es noch, also vollendete ich meinen Satz. „Ich liebe dich.“

Wie von ihm vorausgesehen kam auch schon im nächsten Moment Charlie in mein Zimmer gestürmt.

„Bella!“, sagte er, als er mich beobachtete, wie ich mir Klamotten für den heutigen Tag schnappte und mit ihnen ins Badezimmer verschwinden wollte. „Was war los, warum bist du noch nicht fertig?“

„Hab verschlafen.“ Um ihn zu überzeugen, gähnte ich herzhaft und wollte mich an ihm vorbeidrängeln, doch er versperrte mir den Weg.

„Irgendetwas stimmt nicht, Bella. Sonst bist du immer pünktlich.“

Ich seufzte. „Charlie, ich habe verschlafen und damit ist die Sache geklärt. Es nützt mir nichts, wenn du noch weiter vor mir stehst und mir den Ausgang versperrst, so verpasse ich schließlich meine letzte Chance, zur rechten Zeit in der Schule zu sein.“

„Na gut.“ Er nickte. „Beeil dich. Soll ich dich dann gleich mitnehmen?“

„Nein, schon gut. Ich fahr mit meinem Chevy, ich muss ja heute Nachmittag auch wieder nach Hause fahren.“

„Stimmt.“ Somit verschwand er aus dem Türrahmen und ich konnte mich aufmachen, meinem zerzausten Haar, der trockenen Haut und dem kaputten Pyjama den Kampf anzusagen.

Doch so schlimm wie ich befürchtet hatte, war es bei weitem nicht, ganz im Gegenteil. Es war wie am Tag zuvor. Meine braunen Haare fielen mir glatt und seidig über die Schultern, als ich mit der Holzbürste durch die einzelnen Strähnen fuhr. Als ich mir meine weiße Lieblingsbluse übergezogen und mein Gesicht gewaschen hatte, band ich sie zu einem Zopf. Ich sah mich im Spiegel an und war eigentlich recht zufrieden mit dem, was ich sah. Die sonst so deutlich zu sehenden, dunklen Augenringe waren fast gänzlich verschwunden, das Schokoladenbraun meiner Augen glänzte und meine Wangen waren leicht gerötet. Meine Lippen waren weder spröde noch war meine Haut ausgelaugt. Ich sah einfach irgendwie … gut aus. Annehmbar.

Bis(s) zum Erwachen - Wie ein Déjà-vuWhere stories live. Discover now