kokosnuss, ingwer, weißer tee.

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Ich starre auf den Tee in meiner heißen Tasse, die ich in der Hand halte und mir diese daran fast verbrenne. Ich nippe. Weißer Tee, der so fahl und eklig schmeckt, wobei ich mich frage, warum ich denn nicht doch eher den Erdbeer-Sahne Tee trinke, den ich doch so viel lieber mag? Aber es geht den ganzen Tag schon so. 

Kokosnuss, Ingwer, Weißer Tee.


Und so geht es schon die ganze Zeit, die ganze Woche, die ganzen restlichen Monate, dass ich etwas mache, dass ich nicht will, aber irgendwie muss, aber ich trotzdem eigentlich nicht machen möchte. Was ist los mit mir? Sie nennen es Perspektivenwechsel, eine bessere Chance, das unaufgeforderte Wenden der Karten, ein ausgewogeneres Ich.


Auf meiner Tasse steht: "Für schöne Momente." Für schöne Momente... Ist das grad ein schöner Moment? Hier zu sitzen, eine brühendheiße Tasse in der Hand zu halten, zu spüren, wie Flammen langsam durch bis zu den Knochen sprießen, den trübsamen Tee zu schlürfen und über all das nachzudenken, was grad ist, und, was mal wieder nicht ist? Nein, ich denke nicht. Aber, vielleicht ja doch. Vielleicht ist das einer der "besseren" Momente in meinen Leben, vielleicht habe ich mein Leben runtergestuft.

Auf Kokosnuss, Ingwer, Weißer Tee.

Langsam merke ich, wie der Tee kälter wird. Mir keine Lava mehr durch die Venen saust und die Spannung vergeht. Ich merke, wie sehr ich doch diesen Schmerz brauche, den Schmerz um zu leben..;zu überleben. Die Tasse ist schwarz, übrigens. Hatte ich vergessen zu erwähnen, obwohl genau das doch das Wichtige wäre, und auch noch ist, aber vielleicht nicht mehr sein wird. Mir wird schwarz vor Augen. Ich nippe am Tee. 
Doch alles nur so Kokosnuss, Ingwer, Weißer Tee.


Und endlich, mein unerschöpfliches Gemüt schafft es dann auch mal sich aufzurappeln, eine leicht verkrümmte Yogaübung zu machen und zum Spiegel zu gehen - mit der Tasse in der Hand- und mal wieder zu sehen, wie scheiße du eigentlich aussiehst. 
Ich habe das Gefühl auf ein Ebenbild von den letzten Minuten und Stunden, Wochen und Monaten zu schauen. Siehst du die Veränderung, die Schwärze, die Leere, das abgebrannte Temperament?


Ich nehme den letzten Schluck vom Tee. Die letzte Chance. Und bemerke, wie falsch es war. Damals. Wie falsch ich bin. Jetzt. Und mir kommt das kotzen - den Blick immer noch durchdringend auf das zweite verlorene Ich im Spiegel gerichtet. Und ich halte es nicht länger aus. Ich spucke den Tee geradewegs aus mir heraus direkt auf mein Spiegelbild.

Dabei war es doch nur Kokosnuss, Ingwer, Weißer Tee. 


Meine ganze Welt dreht sich, bewegt sich und steht nicht. Doch jetzt wurde mir eins klar und ich verstand.

Ich ging in die Küche und machte mir einen Erdbeer-Sahne Tee.

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