Prolog

7 0 0
                                    

"Guten Tag Mr. Roberts", begrüsste sie den Psychologen freundlich, schüttelte ihm die Hand und stellte sich vor. "Ich bin Hailey Hathaway." "Ich weiss", antwortete er lächelnd. " Ach ja, natürlich, wie blöd von mir...sie haben ja meine Akten." "Genau. Setzen sie sich doch." Hailey nickte lächelnd und setzte sich auf das mit schwarzem Leder überzogene, weich gepolsterte Sofa. Mr. Roberts liess sich auf dem Sessel gegenüber nieder. "Möchten sie etwas trinken?" fragte er, doch sie lehnte dankend ab. "Na gut. Sie haben mir ihr grundlegendes Problem ja bereits am Telefon erläutert, doch ich wäre ihnen sehr dankbar, wenn sie mir alles nochmal erklären würden." "Natürlich... Ich habe Depressionen, weil ich aufgrund schulischer und finanzieller  Probleme, keine weiterführende Schule besuchen kann." "Aber sie können ja auch ohne eine weiterführende Schule tolle Berufe ausüben.""Ja, aber abgesehen davon dass mich mit meinen schlechten Noten niemand will, habe ich nunmal einen Traumberuf."
Sie war auf einmal nicht mehr so gut gestimmt. "Was wollen sie denn werden?" Fragte er verständnisvoll. Sie schwieg. Sie schwieg lange, doch er ließ sie schweigen und gab keinen Mucks von sich. Dann lachte sie plötzlich. Ein kleines, verhaltenes, aber doch höhnisches Lachen. "Psychologin. Ich wollte Psychologin werden. Ich sollte hier sitzen und Leute therapieren und stattdessen sitze ich hier und werde als solche Person behandelt. Von einer Person, die den Beruf ausübt, den ich ausüben sollte." Zwischenzeitlich wurde sie laut und schrie fast, dann wurde sie wieder ruhig, ihre Stimme klang fast schon belustigt und sie unterbrach sich selbst mit kleinen Lachern. Mr. Roberts war unbehaglich zu Mute, und es war deutlich erkennbar, das sie ihm Angst machte. "Ich muss hier sitzen und meine ganze furchtbare Lebensgeschichte Revue-passieren lassen, weil sie zu dumm sind, aus meinen Akten zu lesen was mein Problem ist. Drehen wir den Spieß doch einfach mal um... ich bin die Psychologin und sie der Patient. Na gut. Erzählen sie mir alles. ALLES. Erzählen sie mir von ihren Guten Noten, ihren super Voraussetzungen und von ihren vielen, tollen Freunden, na los." Von ihrem rechten Auge aus, rollte eine Träne ihre Wange hinunter, über den immer noch zu einem unheimlichen Grinsen verzerrten Mund. Plötzlich kreischte sie laut auf und Mr. Roberts zuckte zusammen. "Nein! Hör auf!" schrie sie und schlug sich auf die rechte Gesichtshälfte. "Hören sie auf, tun sie sich nicht weh!" rief Mr. Roberts bestürzt. Hailey kratzte sich mittlerweile förmlich das Auge aus und wenn ihr Reflex es zu schliessen nicht einwandfrei funktioniert hätte wäre sie wohl an Ort und Stelle erblindet. Plötzlich hörte sie auf, wurde Still und  nahm ihre Hand aus dem Gesicht. "Au..." sagte sie leise. "Warum haben sie das getan, um Himmels Willen!" "Ich weine nicht gerne und ich habe mir geschworen, hier nicht zu weinen." Verärgert sah sie ihre Hellrosa lackierten Fingernägel an, an welchen dunkelrotes Blut klebte und wischte sie an ihrer schwarzen Hose ab. Ziemlich tiefe Kratzspuren führten von der Stirn, über das Augenlied, hinunter bis zur Wange. "Na gut, machen wir weiter. Sie können ja gleich bei ihren Freunden anfangen." "Naja... i-ich hatte nicht v-viele Freunde. Ich war ein Aussenseiter." "Oh nein, wie leid mir das tut. Wissen sie, ich bin leider keine ausgebildete Psychologin und kann leider nichts für sie tun. Das ist aber nicht wirklich schlimm, denn ich interpretiere frei heraus, das ihnen ohnehin nicht mehr zu helfen ist." Noch bevor er sich dazu äussern konnte, zog sie eine schwarze, glänzende Pistole aus ihrer Handtasche, zielte, drückte ab und er wurde in die Dunkelheit gerissen.


Und ich stand einfach nur daneben und rührte mich nicht.

You've reached the end of published parts.

⏰ Last updated: Feb 16, 2018 ⏰

Add this story to your Library to get notified about new parts!

I had a dream...Where stories live. Discover now