1. Kapitel

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Es ist strahlend blauer Himmel und die Sonne scheint. Fast als wollte mir Hamburg den Abschied noch erschweren. Dabei bin ich sowieso schon unglücklich, dass ich die Sommerferien nicht zuhause verbringen werde. Ich würde zwar nach London reisen und dort für sechs Wochen bleiben, aber da ich bei meiner Tante wohnen werde, die ich absolut nicht austehen kann, hält sich meine Freude in Grenzen.

Außerdem haben alle meine Freundinnen Tickets für das One Direction Konzert, das in der vorletzten Ferienwoche in Hamburg stattfindet, und zu dem ich natürlich nicht gehen kann, weil ich zu der Zeit nicht zuhause sein werde.

Dabei hatte ich mich so drauf gefreut die fünf Bandmitglieder endlich einmal live zu sehen. Aber natürlich meinte es das Schicksal, beziehungsweise meine Eltern nicht gut mit mir. Sie beschlossen, während der Ferien nach Brasilien zu reisen um dort bisher unentdeckte Käfer zu entdecken und zu erforschen.

Sie sind beide Biologen und oft unterwegs. Leider meinen sie, dass ich nicht in der Lage bin für länger als eine Nacht alleine zu Hause zu bleiben, obwohl ich mit meinen 17 Jahren wirklich kein Baby mehr bin.

Gerade steige ich aus dem Auto und verabschiede mich von meinen Eltern, die erst morgen abfliegen werden. Wir sind wie immer viel zu spät dran und ich beeile mich, die beiden zu umarmen und ihnen zu versprechen gut auf mich aufzupassen.

Ich eile ins Flughafengebäude und suche auf der Anzeigetafel nach meinem Gate.

Während ich noch die verschiedenen Städtenamen studiere, werde ich auf einmal angerempelt und falle mitsamt meines ganzen Gepäcks auf den Boden.

"Kannst du nicht aufpassen?", schnauze ich den Typen, der mich umgeschubst hat und jetzt auf mir liegt, an. Obwohl er eine Sonnenbrille trägt, kann ich sehen, dass er knallrot wird. Er stottert ein leises "I'm sorry", dann steht er auf und reicht mir seine Hand, um mir beim Aufstehen behilflich zu sein. Aber ich bin zu wütend um seine Hilfe anzunehmen.

Ich rappele mich auf und fange an, meinen Kram zusammen zu suchen. Der Kerl hilft mir beim Aufsammeln. Dabei rutscht ihm seine Mütze vom Kopf und lässt einen Blick auf seine braunen Locken frei. Die kommen mir irgendwie sehr bekannt vor...

Er entschuldigt sich erneut und hastet dann davon. Auch ich mache mich auf den Weg und renne zu meinem Gate.

Atemlos erwische ich mein Flugzeug in letzter Minute.

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