Plitsch Platsch

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Freitagmittag 13 Uhr. Die Sonne scheint und ich gucke gut gelaunt aus dem Fenster in meinem Büro. Noch 3 Stunden bis zum Feierabend. Mir geht es blendend. Nur mein Magen grummelt etwas. Am Morgen gab es ein ordentliches Frühstücksmüsli, welches nun leider etwas auf den Magen geschlagen hat. Ich spüre das da gewisse Flatulenzen im Anmarsch sind und überlege mir schon mal meine Taktik diese sicher in die Umwelt abzusetzen. Da ich in einem Großraumbüro mit ca. 30 Kollegen sitze, ist dies leider nicht immer ganz so einfach. Gerade in meiner direkten Umgebung sitzen alleine drei weitere Kollegen. Mein Platz ist aber zum Glück direkt am Fenster und daher entscheide ich mich für die Taktik lieber einmal „Vollgas", als alles langsam und zeitverzögert abzusetzen. Dies gelingt dank jahrelanger Erfahrung sehr leise und kontrolliert. Es dauert nur 2 Sekunden und ich kann einen nicht gerade angenehmen Duft in meiner Nase verspüren....ohoh....das scheint eine größere Wolke zu werden. Ich handele schnell und öffne direkt ein großes Fenster, in der Hoffnung, dass der Duft sich schnell verzieht. Einige Sekunden später steht plötzlich meine Sitznachbarin auf und läuft Richtung Fenster....auf meiner Stirn bilden sich langsam kleine Schweißtropfen und ich befürchte aufgeflogen zu sein. Doch zu meiner Verwunderung öffnet meine Kollegin nicht ein zweites Fenster, sonst schließt das von mir geöffnete Fenster wieder. Ich gucke sie nur fragend an und bekomme prompt eine Antwort: „Draußen düngt wohl mal wieder der Bauer mit Kuhdung. Das stinkt ja bestialisch...daher hab ich das Fenster mal wieder zugemacht". Ich reagiere schnell und stimme Ihr nur zu: „Ja, das hab ich jetzt grad auch schon gedacht...danke!" Ich freue mich innerlich wie ein kleines Kind und bin stolz auf meine Leistung. Das nächste Mal sollte ich dann aber doch besser eine andere Taktik wählen...weil so oft wird der Bauer sein Feld ja auch nicht düngen.

Wieder am Platz klingelt mein Telefon und es meldet sich ein Kunde der einen Schaden melden möchte. Auch bei Ihm hat das Sturmtief Kyrill zugeschlagen und mehrere Ziegel vom Dach geweht. Ich nehme den Versicherungsschaden natürlich gerne mit ihm auf und bespreche das weitere Vorgehen. „Nein Herr Müller, wir werden keinen Dachdecker zum reparieren vorbeischicken." „Nein Herr Müller, wir können Ihnen nicht einfach so 1.000 € für die Reparatur überweisen." „Nein Herr Müller, wir werden nicht auf Fotos verzichten und ihnen blind vertrauen." Warum glauben eigentlich fast alle Kunden Sie seien die Einzigen die einen Schaden haben und gerade bei Ihnen müsste es doch besonders schnell gehen? „Okay Herr Müller, ich habe den Schaden jetzt so weit aufgenommen und alles unter einer Schadennummer gespeichert. Notieren Sie sich diese bitte. Die Schadennummer lautet 392-40-09-234129-0". „Okay Herr McLarris, ich habe sie notiert. Was soll ich damit jetzt machen? Dort soll ich jetzt anrufen?" .... „Ja genau, ihr Schadensachbearbeiter sitzt in Papua Neu Guinea weil dort die Mitarbeiter für Versicherungen besonders günstig und kompetent sind„ würde ich gerne antworten. Da mir mein Job dann aber doch schon sehr wichtig ist, entscheide ich mich lieber für die kundenfreundliche und korrekte Antwort. „Nein nein... das ist die Schadennummer unter der Ihr Schaden bearbeitet wird. Immer wenn Sie Rückfragen haben oder etwas einreichen, bitte diese Schadennummer mit angeben, damit wir Ihren Vorgang auch zuordnen können. Also eine Art Vorgangsnummer. Haben Sie denn schon eine grobe Vorstellung wie hoch der Schaden ungefähr sein wird?" „Nein davon hab ich wirklich keine Ahnung, was das angeht bin ich Laie." „Ok Herr Müller, dann machen wir es wie folgt, Sie können den Schaden direkt von einem Dachdecker reparieren lassen, sofern er unter 1.000 € bleibt." „Nein nein also 1.000 € reicht auf keinen Fall, das wird definitiv mehr sein!!!" „Aber ich habe Sie doch gerade nach der ungefähren Schadenhöhe gefragt, da konnten Sie nichts sagen." Jaja, aber über 1.000 € sind es auf jeden Fall!". Oh man wie ich diese Kunden liebe. Aber da der Kunde natürlich König ist bleibe ich ruhig und sachlich. „Na gut Herr Müller, dann sagen wir 1.500 € Freigabe. Reichen Sie uns dann bitte die Reparaturkostenrechnung und Fotos zur Prüfung ein." Der Kunde ist zufrieden und ich merke langsam an meinem sehr großen Hungergefühl das es wohl langsam Mittag sein muss. Mein Magen knurrt lauter als ein Pit Bull der gerade Besuch von 3 Postboten bekommt.

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⏰ Last updated: Sep 22, 2017 ⏰

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