Noch immer nächtliches Flüstern

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„Woran denkst du?“

Ich kicherte bei dem Gedanken daran, wie oft er mir in meinem Traum diese Frage gestellt hatte und wie bedeutend meine Antwort jedes Mal gewesen war. Und immer wieder hatte ich unter der Wirkung seines Blickes die Wahrheit gesagt – so wie ich es jetzt auch tun würde.

„Ich denke daran“, flüsterte ich, „wie glücklich ich bin.“

Er streckte seine zweite Hand nach mir aus und berührte zart meine Wange. „Und wie glücklich bist du?“

„Unendlich glücklich.“ Das genügte nicht einmal im Ansatz. „So, dass es schon weh tut.“

„Das ist schön.“

Ich drückte seine Hand, was gar nicht so einfach war, denn er hielt seine fest um meine geschlossen. „Und, bist du auch … glücklich?“

„Ob ich glücklich bin?“ Aus seinem Mund klang dieses Wort so ungemein himmlisch … „Nun, ich will es so ausdrücken. Schon vor meinem Vampirdasein war ich allein, und daran änderte sich auch nicht viel, als Carlisle mich verwandelte. Er und ich zogen allein um die Welt, gingen jagen und hatten zu zweit unseren Spaß. Dann kam Esme, doch ich spürte keinerlei Eifersucht ihm gegenüber, weil er endlich seinen Seelenverwandten gefunden hatte. Ich freute mich für ihn. Danach fand er Rose und sie kam in unsere kleine Familie, doch sie war nicht das, wonach ich suchte. Wir sind Geschwister und ich liebe sie auch als eine Schwester, aber mehr ist da nicht. Auch zu meinen anderen drei Geschwistern habe ich eine sehr enge Bindung, und nie hätte ich gedacht, dass es noch mehr geben kann als das. Und dann kamst du. Vielleicht habe ich es zuerst nicht gemerkt, ich war wahrscheinlich zu blind für die Wahrheit, doch seit ich weiß, wie viel du mir bedeutest, gibt es nur noch dich für mich. Es ist anders als mit meiner Familie. Natürlich würde ich auch für sie aus Denali zurückkehren, doch für dich würde ich um die ganze Welt reisen, nur um dich in Sicherheit zu wissen.

Ich weiß nicht, ob du es dir so besser vorstellen kannst“, murmelte er und sah mich dabei voller Zärtlichkeit an, „aber … seit dem Tag, an dem Carlisle mich gebissen hatte, hörte mein Herz auf zu schlagen. Nie wieder gab es einen Laut von sich und ich spürte auch nie wieder ein Leiden aus dessen Gegend. Doch seit ich dich kenne, ist es so, als würde mein kaltes, totes Herz wieder kräftig und lebendig in mir pochen, jedes Mal, wenn du mich ansiehst. Es gibt für mich wieder einen Grund und einen Sinn, noch zu leben, und das habe ich nur dir zu verdanken.“

Wie oft an diesem Tag – oder besser, in dieser Nacht – war ich schon sprachlos gewesen? Wie oft hatte mein Herz schon unsagbar schnell in mir geschlagen? Wie oft konnte ich nicht atmen und bemerkte es erst, als sich alles drehte? Zu oft, entschied ich … trotzdem konnte ich nicht genug von diesen Gefühlen kriegen. Ganz nebenbei realisierte ich diese vielen Dinge noch gar nicht, dass würde dann alles auf mich einprasseln, wenn ich allein war. Aber diesmal durfte es mich ruhig voll treffen, es war ja etwas Schönes. Wie ich mich schon auf die Träume dieser Nacht freute … nun ja, vielleicht würde ich ja nicht schlafen, aus Angst, er würde dann verschwinden und alles wäre wie vorher.

„Du kannst dir gar nicht vorstellen“, hauchte ich in die Dunkelheit hinein, „wie schön es ist, das zu hören. Die ganzen Wochen, in denen ich jetzt hier lebe, habe ich nur darauf gewartet.“

Edward rückte wieder ein Stück näher zu mir. „Ja? Warum hast du mich nie angesprochen?“

„Ich? Dich ansprechen?“ Ich lachte laut auf. Charlies Schnarchen aus dem Nachbarzimmer wurde kurz unterbrochen, bis er wieder leise damit anfing. „Bei deinem bösen Blick? Und wenn ich daran denke, was im Krankenzimmer gewesen ist … Versetze dich mal in meine Lage, hättest du ein Wort an dich gerichtet, wenn du ich gewesen wärst?“

Bis(s) zum Erwachen - Wie ein Déjà-vuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt