Trauer

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Tränen laufen mir über das Gesicht, als ich aus dem Gebäude stürme und die Tür hinter mir zuknalle. Ich will es nicht mehr hören. In einem verzweifelten Versuch die Stimme aus meinem Kopf zu vertreiben, halte ich mir die Ohren mit beiden Händen zu und sage immer und immer wieder:

"Nein, das darf, das kann nicht wahr sein! Es kann einfach nicht... Nein..."

Ich renne die Straße herunter. Regen läuft mir über das Gesicht und vermischt sich mit meinen Tränen.

Ich nehme nicht wahr, wohin ich renne. Es ist mir auch gleich, solange ich nur weg komme. Weg von diesem Ort. Weg vom dem Urteil.

Es dauert nicht lange, bis ich neben einer kleinen Mauer, nun völlig durchnässt, zusammenbreche. Mit meinen Fäusten trommle ich auf den Boden. Schließlich wird das Trommeln zum Schlagen, bis meine Hände blutig sind und schmerzen. Woher kommt plötzlich diese Wut? Ich weiß es nicht.

Doch so schnell sie auch gekommen ist, so schnell weicht sie einer seltsamen Hysterie. Ich muss lachen, als all die fröhlichen Momente an mir vorbei ziehen, so als ob ich einen Film anschauen würde.

Eine seltsame Leere macht sich in mir breit. Ein dumpfer schmerz pocht dort, wo sich mein Herz befindet. Ich weiß es. Es ist unvermeidbar. Ich kann es nicht mehr leugnen.

Zwischen den Tränen blicke ich mich um. Ich bin bis nach Hause gelaufen. Erst jetzt erkenne ich die Mauer als die unsere. Mit wackligen Schritten gehe ich in das Haus. Mein ganzer Körper zittert, als ich in das Zimmer laufe.

Ich lege mich in das leeres Bett. Die Decke hat noch ihren tröstenden Geruch an sich. Ein letztes Mal atme ich ihren Geruch ein.

Eine letzte Träne fällt auf das Tuch.

Ich schließe meine Augen.

Doch zuletzt kann ich noch zwei Worte sagen:

"Auf Wiedersehen"

InterpretationenWhere stories live. Discover now