Sophie

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"Tante Sophie?" Der Junge zupfte leicht an ihrem Oberteil.

"Was ist denn Louis?"
Sie schmunzelte.

"Mama hat mir erzählt, dass ihr dumme Sachen gemacht habt, als ihr so alt wart wie Cousin Fynn, stimmt das?"

Die junge Frau nickte.

"Da hat sie recht."

Und sie erninnerte sich an die guten, alten Zeiten.

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Es war ein Abend von vielen, an dem wir mit dem Auto von Lucas Vater in die benachbarte Kleinstadt gefahren waren. Wir saßen in unserer Lieblingsbar, an dem großen Rundtisch, bestelten uns Cocktails und redeten. Der Abend zog sich immer weiter in die Länge und nach einigen weiteren Runden, in denen wir und ein Glas nach dem anderen runter kippten, kamen wir irgendwann bei einem Thema an, das wir besser nicht hätten aufgreifen sollen.
Models.
Eine weile diskutierten wir darüber, wie viel Geld diese Leute für einfach nur ihr Aussehen bekamen und waren alle fest davon überzeugt, dass das garnicht so schwer sein konnte.

"Wir könnten doch von Jas ein paar Fotos machen und die an irgendeine Agentur schicken.", schlug Nils vor.

Ich weiß noch genau wie verliebt er damals in sie war.

Doch Jas schüttelte den Kopf.

"Sophie wäre da doch viel besser für, die sieht besser aus und hat mehr Talent."

Luca, Marcus und Jas waren begeistert, Nils hätte warscheinlich lieber ein Nacktshooting von Jas gesehen und ich startte einfach nur in die Runde.

"Ich?"

Meine frage wurde mit synchronem Nicken beantwortet.

Kurz dachte ich darüber nach. Recht hatten sie ja schon. Es war meine geniale Idee, schlecht sah ich nicht aus und so ein paar schöne Fotos schadetem ja niemanden.

Ich schlug mit beiden Händen auf den Tisch und stad ruckartig auf, was mich kurz ins schwanken brachte.

"Dann lasst es uns tun!", brüllte ich euphorisch, sodass alle Köpfe in unsere Richtung schossen.

Die anderen, nun auch Nils, standen ebenfalls mit Freudengeschrei auf und zu fünft stürmten wir aus der Bar.
Draußen stiegen wir alle in das Auto von Lucas Vater und bretterten los richtung Fotostudio. Nach drei fast-Unfällen und zwei nun vollkommen verstörten Katzen kamen wir um drei Uhr an den kleinen Fotostudio in der Innenstadt an.

Vollkommen perplex standen wir vor verschlossenen Türen.

"Wieso haben die denn geschlossen?"

Gab Marcus genervt preis.

"Vielleicht musst du ja nur Sesam öffne dich sagen.", schlug Jasmin vor.

Doch Nils schaltete sich schnell dazwischen und kramte zwei drähte aus seiner Hosentasche, mit denen er nun am Schloss rumhantierte.

"Oder wir machen es so.", sagte Nils triumphierend als die Tür auf sprung.

Keine Ahnung, warum er zwei Drähte mit gehabt hatte oder wieso er das überhaupt konnte, doch in diesem Moment war es reichlich egal.

Luca klopfte Nils anerkennend auf die Schulter und Jas gab ihm einen Kuss auf die Wange. Auch sie stand auf ihn, doch trotzdem wurde aus den beiden nichts.

Wir stürmten in das Fotostudio, griffen uns eine Kamera, schalteten die Beleuchtung an und ernannten Marcus zum Kameramann.

Ich zog mir meine Jacke aus und stellte mich vor die Kamera. Die anderen warfen mir Anweisungen zu, die ich nach meiner damaligen Warnehmung perfekt umsetzte.

Ich schmiss meine Haare umher, probierte die verschiedensten posen und Gesichtsausdrücke aus und versuchte so sexy wie nur irgendwie möglich aus zu sehen.

Nach einer Weile kniete ich mich auf den Boden, legte mich hin oder versuchte wie eine Raubkatze auf allen vieren gefallen zu erregen.

Meine vier Fans waren vollkommen begeistert, jubelten und feuerten mich an. Auch als eine Polizeisirene immer näher zu hören war, ebbte unser fotographischer Höhenflug nicht ab. Erst als zwei Polizisten das beschauliche Geschäft betraten, ließen wir fünf von unserem Wahn ab und schauten, ich auf dem Boden liegend zu den Beamten.

Wir verstanden gar nicht was los war, wir hatten ja schließlich nichts geklaut, nur ein paar Fotos gemacht.

Nachdem wir die durchaus freundlichen, aber dennoch nach einer Weile dezent genervten, officers zum Polizeirevier begleitet hatten und da schließlich von unseren Eltern abgeholt wurden, fand unsere Nacht ein jähes Ende.

Jeder von uns durfte eine halbe Ewigkeit das Haus nicht mehr verlassen und eine Anzeige wegen Hausfriedensbruch hatten wir auch bekommen, jedoch war der Ladenbesitzer so freundlich sie gegen eine nicht gerade kleine Geldsumme fallen zu lassen, was mich meinen neuen Roller, Jas eine ganze Geburtstagsfeier, Nils seine treuen Fische, Marcus seinen neuen Pc und Luca vorerst das Auto seines Vaters kostete.

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