Der Kampf der Studiengänge

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Mein dummes und naives Ich wurde eines Tages sehr brutal aus meinem offensichtlich unrealistischen Traum geweckt worden. Ich dachte tatsächlich, Literatur und Kultur zu studieren würde etwas wichtiges sein. Interessant und eine Möglichkeit irgendwann einen Beruf auszuüben, der mir wirklich Spaß macht.

Anscheinend ist dies aber kein Studiengang, der für die Gesellschaft irgendeinen Wert hat. Nein, eigentlich sind Literaturstudenten, Professoren etc. wie ein Buchclub. Wir sitzen in einer kleinen Runde und reden über Bücher und über Dinge, die sonst niemanden anderen auf der Welt interessieren. Ich mein, ich hätte eigentlich wissen müssen, dass der Mann, der mir alle zwei Wochen den Plastikmüll einsammelt, einen viel , viel, viel größeren Beitrag für die Menschheit überhaupt erbringt als ich - eine stinkend faule Literaturstudentin! Ist doch offensichtlich oder?

Naja, anscheinend für jemanden, der Wirtschaftswissenschaften, auch bekannt als BWL, studiert. Denn diese Menschen sind ja sowas wie die Retter der Gesellschaft. Wenn ein Student der sich habilitieren will, in seiner Arbeit herausfindet, dass das Klopapier viel zu teuer weiterverkauft wird, als das es vom Händler eingekauft wird, dann verdient dieser den Nobelpreis. Ja, dass ich im Aldi 20 Cent am Klopapier spare, da bedankt sich doch mein Geldbeutel und meine Kloschüssel auch.

Eigentlich geht es doch nur im Leben um Konkurrenz und Wettbewerb, den dieser spornt doch an über sich hinaus zu wachsen. Immer besser, schneller, und profitable muss es sein.

Ich wette, dieser BWLer hat nie einen Spaziergang gemacht und die Natur bewundert. Den Wind gefühlt, der durch die Bäume und Gräser streicht. Und vielleicht einen Witz darüber gemacht, dass jetzt einem die "Natur kommen" müsste. Weil man an Woyzek  denken musste. Oder bei einem Gewitter aus dem Regen geschaut und an die "Leiden des jungen Werthers" gedacht und sich vorgestellt, in welcher Situation man sich selbst das Leben nehmen würde? Und das solche melancholischen Gedanken an dem wunderschön, romantischen Regen verschuldet sind?

Literatur und Wirtschaft scheinen zwei Studiengänge zu sein, die sich nicht unähnlicher hätten sein können - wie es scheint. Während jemand an ein gutes Buch denkt und den wunderbar interessanten, kreativen und auch verrückten Gebrauch von Wörtern denkt, denk der andere an kalte, harte Zahlen und Methoden andere zu manipulieren, in dem man Marktstrategien verwendet.

Wer denn nun seine Daseinsberechtigung verteidigen kann, bleibt jedoch aus. Denn ich als Literaturstudentin, kann gar nicht die Breite und Weite meines Faches in einer kurzen Diskussion darstellen. Und der Wirtschaftsstudent? Der will sich auf kein längeres Gespräch einlassen, weil er von seiner Meinung überzeugt ist und jede weitere Minute mit diesem Thema eine Verschwendung sein würde. Also ist es wirklich falsch, dass ich das Bedürfnis habe, die ganzen Bücher wie: Herr der Ringe, Twilight & Co allen anderen Wirtschaftsstudenten an den Kopf zu werfen und zu sagen: Hey, Literatur ist kein Gut, dass irgendeinen Nutzen erbringt, also habt IHR auch fucking diese Bücher nicht verdient!!!

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⏰ Last updated: Jul 14, 2017 ⏰

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