Kapitel 46 - Wer wir sind und was wir tun

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»Willkommen.«

Wie ein Donnerschlag hallte die Stimme durch die Starre. Sie war nicht laut, klang eher wie ein Flüstern, war nur unglaublich durchdringend und mächtig. So gewaltig, dass sich Sabrina jedes einzelne Haar an ihrem Körper aufstellte. Ihr bleib die Luft weg...

Das war nicht die Stimme ihrer Mutter. Wer auch immer da sprach, dieser jemand hatte sie nicht gerufen, hatte nicht in ihrem Kopf gespukt, bevor sie in Ohnmacht gefallen war.

Diese Stimme war eine Fremde!

Eindeutig gehörte sie einem männlichen Wesen, denn sie war sehr tief. Tief und gruselig und sehr... ruhig und... sanft...

Sabrina öffnete langsam ihre Augen und starrte in gähnende Leere.

Sie rappelte sich unsicher auf. Um sie herum war es stockduster. Die Schwärze verschluckte das Licht, sodass Sabrina keinen Meter weit sehen konnte.

»Wer ist da?«, rief sie in das Nichts hinein. Orientierungslos drehte sie sich im Kreis, strengte ihre Augen an, um irgendetwas, irgendetwas erkennen zu können. Fehlanzeige. Nichts!»Ich bin der, der Euch Eure Wünsche schenkt und der, der Euch quält, Eisprinzessin.«

Sabrinas Herz schlug so schnell wie der eines verängstigten Tiers. Da sie durch die starken Emotionen, wie die schreckliche Angst, die sie jetzt hatte, ihre Kälte nicht mehr unter Kontrolle hatte, überzog sich ihre Haut mit Frost.

Sabrina wurde ein kleines bisschen ruhiger. Sie war nicht vollkommen hilflos. Sie hatte noch immer die mächtigste Gabe einer Eisprinzessin.

Die Kälte.Sabrina schloss für einen Moment die Augen um sich zu sammeln.

Sie war die Eisprinzessin. Herrscherin über die Kälte. Vermächtnis der Urherrscher, den Schöpfern der Fantasie. Wächterin über das Gleichgewicht von Gut und Böse.

Sie öffnete ihre eisblauen Augen und atmete tief ein und wieder aus. Weisse Frostwölkchen strömten aus ihrem Mund. Dann rief sie laut, sodass auch ihre Stimme durch die Starre hallte, wie ein Donnerschlag: »Sprecht nicht in Rätseln. Wenn Ihr über meine Wünsche herrscht, als auch mein Verhängnis seid, so zeigt Euch und versteckt Euch nicht feige in den Schatten!«

Sie sprach mit einer uralten Autorität, die nur die Herrscher der Gezeiten besassen.

»Ihr versteht nicht. Ich bin der Schatten. Aber, wenn Ihr es so wünscht, kann ich mich Euch zeigen. Ihr wollt mich sehen, Prinzessin?«, fragte der Unbekannte. »So dreht Euch um!«

Sabrina wirbelte herum... und staunte.

Mitten in dem schwarzen Nichts, etwa zehn Meter von ihr entfernt, stand eine Strassenlaterne. Es war eine altmodische Strassenlampe, wie man sie in alten Filmen sah. Aus Metall und einem Gehäuse aus Glas, hinter dem eine Kerze flackerte.

Aus irgendeinem Grund wurde dieses Licht nicht von der Dunkelheit verschlungen, sondern schien hell und klar. Es reichte aus, um die Umgebung zu beleuchten wie ein kleiner Stern, des das Zentrum des Lichts in der Dunkelheit ist. Und das, was das Licht zum Vorschein brachte, verschlug Sabrina die Sprache.

Tausend rote Blumen reckten sich dem Licht entgegen. Die Blütenblätter waren zart wie Seide. Winzige, dunkle Staubblätter krönten die Blüte, um die neue Generation zu wahren.

Über dem Mohnfeld flatterten hunderte, blau schimmernde Schmetterlinge, die in ihrem wilden Flug vor den schwarzen Schatten flohen, die sie jagten. Diese Schatten waren Fledermäuse – mindestens ein Dutzend von ihnen. Mit ihren ledrigen Flügeln, den schwarzen Knopfaugen und den spitzen, weissen Zähnen tobten die kleinen Nachträuber in dem fahlen Licht der Strassenlampe, schnappten nach den Schmetterlingen.

Uralte Fassung (1): Twos - Die Prophezeiung von Feuer und EisWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu