Klavierklänge und leise Worte

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„Willst … du dich setzen?“ Ich machte eine Handbewegung auf die Stelle neben mir und klopfte zweimal darauf.

Sofort saß er neben mir. „Gern.“

Wieder übermannte uns eine Welle des Schweigens und der zwischenmenschlichen Spannungen, diesmal jedoch waren sie so stark, dass sie mich beinahe umzuhauen drohten. Ich verlor mich und meinen Verstand in seinen Augen, die mich zu hypnotisieren schienen. Ab und zu berührte ein Hauch seines Atems meine Haut und mein Herz stolperte. Meine Augen brannten, denn ich wollte keinen einzigen Augenblick dieses Moments versäumen und deswegen blinzelte ich nicht. Als ich es dann doch tat – und auch noch viel länger, als es normal gewesen wäre – erschien wieder das Grinsen auf seinem Gesicht.

Er war es dann, der das Schweigen mit nur einem Wort brach. „Überrascht?“

„Das ist gar kein Ausdruck.“ Ich schluckte.

„Naja, das war meine Absicht“, gab er zu und sein Grinsen verwandelte sich in das schiefe Lächeln, das ich so liebte.

Jetzt musste auch ich lächeln. „Nun, dann darf ich dir hiermit verkünden, dass du es geschafft hast.“

„Ach ja?“

„Soll ich jetzt Beifall klatschen?“, fragte ich ihn und zog die Augenbrauen hoch.

Wieder trat dieses schelmische Grinsen auf seine Lippen. „Nein, ich glaube dir auch so. Und“, fügte er beinahe beiläufig hinzu, „wie ich dich so kennengelernt habe, schätze ich, dass du jetzt ungefähr zweitausend Fragen hast, mit denen Du mich gerne sofort bombardieren möchtest … richtig?“

Ich machte ein gespielt erstauntes Gesicht. „Sag mal, kannst du etwa Gedanken lesen?“

Dieser Spruch war eigentlich ziemlich fies, wenn man bedachte, dass ich die Einzige war, die vor Edwards Gedankenlauschereien geschützt war, doch er nahm es locker. Das hoffte ich zumindest.

„Meistens schon“, murmelte er. „Aber bei dir … Funkstille.“

„Das tut mir leid.“

Er kicherte. „Ich weiß nicht, ob ich dir das so einfach glauben kann. Wenn ich mich recht erinnere, hat Alice einmal zu mir gesagt – oder zumindest angedeutet – dass deine Gedanken ziemlich, nun ja, direkt sind, dass sie sehr genau zeigen, was du willst. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass du sehr erpicht darauf bist, dass ich erfahre, woran du gerade denkst.“

Ich errötete, als mir klar wurde, woran ich gerade dachte. Seine samtene Stimme, sein perfektes Antlitz hatte mich wieder zurück auf Esmes Insel gebracht, oder, um es präziser zu sagen, in eine Nacht auf Esmes Insel. Würde er das sehen können, ich würde mich in Australien verstecken, meinen Namen umändern lassen und so tun, als wäre ich ein Känguru. Also schüttelte ich langsam den Kopf, um ihm zu antworten.

„Obwohl“, sinnierte er und in seinen Augen funkelte etwas auf, „ich brauche deine Gedanken nicht, um das herauszufinden. Dein Gesicht sagt mehr als genug. Du denkst an …“

„Schon gut, schon gut, ich gebe zu, ich bin froh, dass du nicht alles weißt, was ich denke. Und ich weiß auch, dass ich so offen bin wie ein Buch.“ Ich seufzte.

Ich sah ihn mitleidig an und er begann zu kichern. Ich konnte nicht anders, als einfach mit einzustimmen. Dann fiel mir eine Frage ein, die ich dringend loswerden musste.

„Also, Edward“, fing ich leise an, „verrätst du mir eines?“

Er nickte. „Klar.“

„Warum genau hast du ein Klavier vor mein Fenster geschleppt?“ Wieder musste ich lachen, als mich der irrwitzige Gedanke durchfuhr, dass er das nur für mich gemacht hatte.

Bis(s) zum Erwachen - Wie ein Déjà-vuМесто, где живут истории. Откройте их для себя