Kapitel 56

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"Wo ist Jane?", fragte Mino, nachdem er sich endlich hinsetzten konnte.

Sie waren vor einerhalb Stunden in Seoul angekommen und hatten seit dem keine Pause machen können.

Bis sie eben gerade endlich im sicheren Apartment angekommen waren und nun, zu ihrer Überraschung, das Meeting im Wohnzimmer abführten. Wo doch vor allem Jiyong großen Wert darauf legte, dass alles nach einer bestimmten Sitte ablief.

"Wo ist Irene?", fragte ihn sein älterer Bruder leicht spöttisch zurück.

Normalerweiße wäre Mino nun angepisst oder zumindest genervt, doch anhand des Blickes von Bobby und der überraschend leeren Schnapsflasche, wusste er, dass sein Bruder nicht ganz...er war.

"Ich habe sie nach Amerika geschickt. Solange es nirgendswo sicher ist, wird sie bei den AOMG Jungs bleiben und an einer Privatschule unterrichten.", erklärte er und nahm einen Schluck von seinem Wasser.

Da Taeyang neben ihm saß, konnte er kein Alkohol drinken. Es war nicht gut für ihn und würde er es dennoch machen, würde der teuere Teppich demnächst nach der Flüssigkeit riechen.

Jiyong nickte langsam und schaute dann nach oben.

"In ihrem Zimmer. Sie weigert sich nach draußen zu kommen und niemand darf rein. Nicht mal unser edler Ritter. Stimmts Bobby?"

Der arme Junge zuckte kurz zusammen und ein kleiner Funke von Angst war in seinen Augen zu sehen. Zu recht auch. Sein Boss hatte seinen Anspruch auf Mädchen deutlich gemacht und sein ehemaliger Leader, der nur zu deutlich seine Meinung über sie geäußert hatte, saß ihm gegenüber. Er lebte wirklich gefährlich, wenn da etwas lief. Sehr gefährlich.

Mino aber wollte Bobby nicht in solch einer Situation sehen. Er war wie sein Bruder und hatte das nun wirklich nicht verdient.

"Sie erinnert mich an Mum.", sagte er also und musste ungewollt lächeln.

Trotz der qualvollen Erinnerung an ihrem Tod, konnte er nie anders, als jedes Mal vollkommene Liebe in sich zu spüren, sobald man über sie sprach.

Wie sie immer gelacht hatte, laut und ohne sich zu verstecken. Wie sie ihn umarmt und auf die Wange geküsst hatte, so dass er immer nach ihrem teuren Parfüm roch und einen roten Kussmund auf der Wange hatte. Wie sie gestrahlt hatte, als sie sang oder tanzte. Ja, das Tanzen hatte sie immer zu einer lebenden Göttin gemacht. Und zugleich das perfekte Ziel für sterbende Jünger gemacht. Alleine ihr langes schwarzes Haar, das immer im Wind wehte, oder ihre zarte Haut, die einer Perle glich. Sie war perfekt und doch nicht zu bändigen. Eben die perfekte Göttin.

"Wieso deine Mutter?", fragte sein Bruder und schenkte sich nach. Doch Taeyang ging zum Glück dazwischen und entnahm ihm die Flasche.

"Nicht. Du brauchst einen klaren Kopf für das Gespräch." Das war alles, was er leise sagt und das reicht auch sofort aus.

"Sie hasste es, wenn sie eine Ausgangsperre bekam. Am meisten, wenn Dad sie über einen Boten mitteilte. Sie tobte und wütete jedes Mal, weil sie Termine hatte oder auftretten musste oder einfach nur mit mir etwas machen wollte. Weißt du, wie oft wir abgehauen sind? Ich habe durch sie gelernt, wie man Schloße knackt und Alarmanlagen lahm legt." Lachend schüttelte er seinen Kopf. Es war immer spannend mit ihr gewesen.

"Wieso hatte er ihr dann verbote raus zu gehen, wenn sie es doch immer tat?", wollte Jiyong wissen.

"Wegen allmöglichen. Morddrohungen von irgendwelchen Fans, egal ob von ihren oder eines anderen Stars. Letztenlich wäre es die perfekte Situation gewesen, damit sie andere Clan sie töten können. Dann auch Streite zwischen uns und anderen. Geplatzte Deals wegen der Polizei, wirklich alles konnte ein Grund gewesen sein, solange sie nicht sicher war."

"Mama hatte nie eine bekommen."

"Ja, weil ihr sowieso nie ohne Erlaubnis vom Grundstück gegangen seit oder immer mit ihm. Doch so war das nicht bei uns. Alleine wie oft er die Männer gewechselt hatte, weil sie nicht aufgepasst hatten."

"Sie war wild.", kommentierte Jiyong bloß und schluckte den Rest seines Schnaps.

"Das war ihr Todesurteil gewesen. Deswegen ist sie auch gestorben. Er hatte ihr die Sperre erteilt und sie ist mit mir abgehauen." Langsam lehnte er sich vor. Nun hatte er die vollkommene Aufmerksamkeit seines Bruders, wie auch der anderen. "Doch glaub mir Jiyong, egal wie sehr es geschmerzt hatte, sie vor mir verbluten zu sehen oder egal wie oft ich panisch in der Nacht aufwache, ich weiß, dass meine Mutter nichts bereut hatte. Sie war zwar überrascht, über die Kugel in ihrer Brust, doch dann hat sie gelächelt. Und weißt du warum? Weil sie trotz kontrollsüchtigen Mann ein freies Leben gelebt hatte, getan hat was sie geliebt hatte und mir alles gezeigt hatte, was sie mir bis dahin zeigen wollte. Und ich weiß nicht wie es mit dir aussieht, doch der Gedanke, dass Irene stirbt und dabei Schmerz verspürt, weil sie nie frei sein konnte oder nicht das Leben hatte, welches sie sich gewünscht hatte, würde mich mehr quälen und jagen, als ihr Tod selbst."

Ernst stand Mino auf. Sein Blick war dunkel, wie der seines Bruders. Die Ähnlichkeit nicht zu übersehen.

"Morgen ist es soweit und du wirst sie auf offenen Teller servieren. Das da morgen wird nichts anderes sein, als das große Finale. Wer sterben wird ist noch unklar, doch du musst dir sicher sein, dass du nichts bereuen wirst.", sagte er nur noch und ging dann aus dem Raum.

Es war vollkommen still.

Taeyang schien nicht über diese Wendung überrascht zu sein. Zu lange kannte er die beiden schon. Hanbin, wie auch Bobby zeigten keine Regung. Auch die anderen schienen keine Meinug zu dem ganzen zu haben, doch wusste es jeder besser. Nur Jiyong ließ seiner Wut freien Lauf und schmiss das Glas aggressiv auf den Boden.

Sie alle wussten warum und verstanden ihn.

Morgen war das Bankett und es würde dem ganzen Chaos ein Ende setzten.

Morgen Abend würde sich entscheiden, welcher Clan am nächsten Tag noch leben würde und welcher nicht.

Und sie wussten zum ersten Mal nicht, ob sie auf der sicheren Seite oder der der Toden waren.


Fight Me, Baby || G-DragonWhere stories live. Discover now