Damn, he is gay! | Stexpert (Reupload)

Tag 38 [22.05.2016]

Langsam gingen auch Tobi und ich nach drinnen, wo die meisten ihren Platz schon eingenommen hatten. Andere stellten noch ihre Geschenke auf einen Tisch am anderen Ende des Saales. Das Klirren eines Glases war zu hören und mein Vater stand oben auf der Bühne.

"Herzlich Willkommen liebe Freunde und Familie! Meine Frau und ich möchten sie ganz herzlich begrüßen und ihnen danken, dass sie so zahlreich erschienen sind. Dort drüben -" mein Vater zeigte auf die große Theke mit dem Buffet "- können sie sich jederzeit bedienen und nach dem Hauptgang gibt es auch noch einen leckeren Nachtisch. Viel Spaß allen miteinander!"

Alle fingen an zu klatschen, während mein Vater von der Bühne stieg, wo meine Mutter in ihrem wunderschönen blau-weißen Kleid und ihrer tollen Hochsteckfrisur auf ihn wartete und ihn kurz küsste. Es war toll, dass er und meine Mutter noch immer so verliebt ineinander waren. Wir würden ja sehen, was aus Tim und mir wird. Oder auch nicht. Je nach dem. 

Tobi und ich machten uns derweil am Buffet zu schaffen. Wir hatten uns fest vorgenommen, Alles mal zu probieren, ins Fitnessstudio müsste ich sowieso demnächst wieder. Wer weiß, vielleicht ja sogar mit Tim. Dass er noch immer nicht da war, verwunderte mich nun doch etwas. Wollte er mich nach dem, was Donnerstag zwischen uns war nicht mehr mit mir reden oder was war los? Ich hatte keine Antwort darauf und ob ich so schnell eine bekommen würde, wusste ich ebenfalls nicht.

"Sag mal, hast du inzwischen eigentlich eine Rede?" etwas verwirrt sah ich zu Tobi. "Was? Welche.. Achso diese Rede. Ja, ich hab tatsächlich eine ziemlich tolle Rede. Naja, meiner Meinung nach ist sie gut. Was die anderen davon halten werden weiß ich ja nicht. Uff..ich bin so aufgeregt deswegen." Wegen meinem kleinen Gefühlsausbruch musste Tobi schmunzeln. "Jetzt mach dir kein Stress, die Leute werden sie bestimmt mögen. Und da du sie mir vermutlich sowieso nicht zeigen wirst, frag ich auch gar nicht erst ob ich sie sehen darf." den letzten Teil fügte er schief grinsend hinzu, es lag aber auch etwas abwartendes in seinem Blick.

"Nein hast du schon sehr gut erkannt, du bekommst sie ebenso wenig zu sehen, wie sonst jemand."

Nach gut einer Stunde in der wir uns viel mit meinen Großeltern unterhielten, kam meine Mutter zu mir und meinte, ich solle mich langsam für meine Rede vorbereiten. Langsam nickte ich, spürte jedoch ein ziehen in meinem Bauch, dass mir zeigen sollte, wie unfassbar nervös ich war. Als wüsste ich das nicht. Vor kurzem war auch die Band startklar und spielte nun ihr zweites Lied, "Love me right.".

'So schlimm kann es gar nicht werden, du findest sie perfekt und deinen Eltern wird sie sicher auch gefallen. Tim ist sowieso nicht da, also brauchst du davor auch keine Angst haben. Alles wird gut.'

Mein Mantra ließ ich mir weitere 20 Mal durch den Kopf gehen, ehe meine Bauchschmerzen langsam nachließen. Tobi klopfte mir aufmunternd auf die Schulter, bevor ich meinen Stuhl nach hinten schob und mit zittrigen Beinen nach vorne ging. So gut wie keiner beachtete mich, da vermutlich auch keiner wusste, dass ich nun eine Rede halten würde.

Die erste von vier Stufen nach oben auf die Bühne. Meine Bauchschmerzen wurden wiederholt stetig schlimmer.
Die zweite der vier Stufen, ich rief mir mein Mantra wieder ins Gedächtnis und hoffte, dass es meine Unsicherheit mindern würde.
Die dritte Stufe, ich hörte, wie hinter mir die Eingangstür aufging. Ich drehte mich um und sah, wie Tim mit einem schönen Blumenstrauß in der Hand eintrat und zu mir sah. Sein Blick glitt von oben nach unten und ich fühlte mich ziemlich unwohl. Ich ging die drei Stufen wieder nach unten und sah Tim in die Augen. Ich konnte es mir jedoch nicht verkneifen, vorher kurz auf meine Lippe zu beißen. Er sah einfach unwiderstehlich gut aus. Das weiße Hemd oben leicht aufgeknöpft, darüber ein schwarzes Jackett und schwarze Turnschuhe, die ironischer Weise ziemlich gut auf das Outfit passten.