Summer 09'

1 - Hot summer [All]

Kurz bevor ihr beginnt zu lesen: Das erste Kapitel ist seehr lang, weil ich hier aus der Sicht von jedem Mädchen geschrieben habe. In den folgenden kommen immer nur eine oder allerhöchstens zwei vor, also werden die bestimmt kürzer..aber ich geb mein Bestes . 

So, viel Spaß beim ersten Kapitel :)

2011

ALICE'S POV.

Als wäre ein hitziger Streit mit meinem Vater, bei dem ich kläglich versagt hatte, nicht Grund genug, den allerersten Tag im neuen Schuljahr mit schlechter Laune zu beginnen, traf ich Jesper direkt am Eingang des riesigen Altbaues. Sein etwas längerer Pony wippte leicht auf und ab, als er lief, er war etwas länger als der Rest der Haare. Ich war zehn Minuten zu spät, woran nur mein verplanter Zeitplan schuld war und die Unzufriedenheit meines Vaters mit meiner knappen Freizeit. 

»Na, zu viel Zeit im Bad gebraucht, Prinzessin? « lachte er, wischte sich die Schweißperlen von der Stirn und drückte die viel zu große und schwere Holztür auf. In der Aula schlug mir direkt die Kühle hingegen und ich sog die verrauchte, kalte Luft ein. Bei so einer Hitze wie in diesem Sommer war ich um jeden noch so winzigen Lufthauch dankbar. Selbst meine kurze Hotpants und mein bauchfreies weißes Shirt, auf dem ich eine rosane Schleife aufgebügelt hatte, klebten mir unangenehm an der Haut. 

Jesper schnappte sich im Vorbeigehen zwei Flyer von einem der Behälter an der Infowand und reichte mir eins. Lächelnd fächelte ich mir Luft zu. »Sehr freundlich. Was ist mit dir? Saß der Lidstrich nicht direkt? «

»Nein, alles perfekt. Aber bei dir scheint er etwas schief geworden zu sein. « Er trabte etwas vor mich, drehte sich zu mir um und lief rückwärts vor mir her. Verärgert schlug ich ihm gegen die Brust, worauf er sich lachend an die getroffene Stelle fasste. 

»Oh, ist da jemand gereizt? « kicherte er, weswegen ich beide Hände anwenden musste, um ihn nach hinten zu schubsen. Ich spürte schon, wie meine Augen zu Schlitzen wurden, ich mich aber nicht von seinen weichen Lippen abwenden konnte. Und schon wurde ich herumgewirbelt, gegen die Wand gepresst und zarte Lippen trafen auf meine. Es nahm mir wie immer den Atem, keuchend packte ich sein schwarzes Shirt mit dem weißen Aufdruck einer Palme und lehnte meinen Körper an die Wand hinter mich. Jesper baute sich vor mich auf, vergrub seine Hände in meinen  blonden Haaren, seine Füße standen rechts und links von meinen. 

Atemlos und unfreiwillig stemmte ich meine Hände wieder gegen seine Brust, drückte ihn weg und entschuldigte mich in den Unterricht. Meine Finger glitten auf dem Weg das Treppenhaus hinauf automatisch auf meine kribbelnden Lippen. Auch wenn mich dieser Junge tagtäglich auf die Palme brachte, konnte er verdammt gut küssen. 

»Etwas kürzer das Top, Alice « lachte Oliver, unser Klassenmacho und zupfte an meinem Oberteil. »Und ich wäre wunschlos glücklich. « 

»In deinen feuchten Träumen vielleicht. « Mit einer Handbewegung schickte ich ihn von mir weg und stand auf, um von meinem Platz zur Fensterbank zu laufen und mich zwischen Zóe und Charlie zu quetschen. »Aufdringlicher gings echt nicht mehr, der wär mir fast an die Wäsche gegangen, « zischte ich mit zusammengebissenen Zähnen und einem schiefen Seitenblick zu Oli, der in seiner Qlique saß und lauthals über etwas lachte. Beim puren Anblick schüttelte es mich schon. 

»Sei nicht so fies zu ihm, « meinte Charlie, konnte sich aber das Kichern, das darauf folgte, nicht verkneifen. »Auch er hat seine Wünsche, die ihm niemand erfüllen kann. « Bei einem Seitenblick zu Zóe erkannte ich überraschend ein Schmunzeln. Nicht, dass sie ein tieftrauriger Mensch war, aber es brauchte schon viel, um ihren Humor zu treffen -und ich musste zugeben, bei ihrem Humor konnte man sich teilweise darüber streiten, ob der noch ethisch vertretbar war.