„Das glaubst du doch selbst nicht. Sie hassen mich alle jetzt schon, ohne dass sie mich kennen. Wenn ich dort lebend rauskomme, werde ich ewig seelische Lasten mit mir tragen müssen. Ojemine.“

Sie sah mich staunend an. „Wirst du jetzt zum Jammerlappen? Wegen so ein paar Vampiren? Ich werd wohl nicht mehr, Mensch Bella, reiß dich zusammen! Wir schaffen das schon.“

Ich nickte nur, dann sah ich aus dem Fenster und bemerkte, dass wir schon da waren. Wir fuhren die lange Einfahrt entlang, und als wir um die Ecke zwischen den tausenden Bäumen und Büschen hindurch bogen, konnte ich einen Seufzer nicht verhindern. Das Haus war einfach zu schön. Es strahlte pure Eleganz aus und schien beinahe hundert Jahre alt zu sein. Die drei sich emporragenden Etagen, der rechteckige Grundriss, das harmonische Gesamtbild, vollendet mit einem weißen Anstrich. Alles war so, wie ich es kannte, deswegen brauchte ich mich auch nicht fragen, wie es wohl in dem Inneren aussehen würde; ich würde es wissen.

„Und, ist es so toll, wie du es kanntest?“

„Ja.“

Mehr sagten wir nicht, sondern gingen schweigend ins Haus. Wie erwartet war es drinnen noch atemberaubender als außen. Die große Eingangshalle war sehr groß, unheimlich hell und offen. Der riesige Raum lief hinten auf eine Glaswand zu, die bis hoch zur Decke reichte. Hinter den Fenstern erkannte ich den Rasen, uralte Zedern und das Ufer des breiten Sol Doc Rivers. Auf der rechten Seite führe eine Wendeltreppe ins Obergeschoss und alles – die Wände, die Decke, der Holzfußboden und die Teppiche – waren in hellen, leuchtenden Tönen gehalten. Links auf einem Podest neben dem wunderschönen Konzertflügel, auf dem ich Edward schon spielen gesehen und gehört hatte, standen Esme und Carlisle und sahen uns an.

Ich kannte diese beiden Gesichter beinahe so gut wie mein eigenes, und doch war ich erneut von ihrer ewig währenden Jugend und ihrer traumhaften Schönheut gefesselt. Carlisle, wie er dastand mit seinen goldbraunen Augen, die auf mich gerichtet waren, seinem perfekten Gesicht, seinen blonden Haaren, seinem muskulösen Körper und seiner glatten, blassen Haut. Und daneben seine Frau, Esme, wie sie mich ebenfalls ansah mit ihren genauso goldbraun gefärbten Augen, den braunen, welligen langen Haaren, dem Puppenartigen Gesicht, dem schlanken Körper und der genauso blassen wie glatten Haut. Ich wusste, würde ich sie berühren, würde es sich anfühlen, als erfrieren meine Finger zu Eis unter der kalten, harten Oberfläche. Beide lächelten sie mich an, atemberaubender noch als ein Mona Lisa Lächeln.

Als erstes kam Esme auf mich zu, gab mir die Hand und stellte sich unnötigerweise vor.

„Hallo Bella, ich bin Esme und diese ganze Rasselbande sind sozusagen meine Kinder.“ Ihre unglaublich weiche Stimme umhüllte mich mit einer Intensität, dass es mir die Sprache verschlag. Doch ich musste sie schnell wiederfinden, denn sie wartete auf eine Antwort.

„Hallo… Mrs Cullen“ – ich wollte höflich sein – „ich freue mich wirklich, hier zu sein.“

Sie lächelte breiter. „Nenn mich Esme.“

„Okay, Esme“, murmelte ich und nickte. Dann plötzlich stand Carlisle neben ihr und begrüßte mich ebenfalls.

„Guten Tag Bella, mein Name ist Carlisle, wir sind uns sicher schon einmal im Krankenhaus begegnet.“

Natürlich waren wir das, ging es mir durch den Kopf. Zuerst war ich erschrocken gewesen, weil er in mein Zimmer gekommen war, doch letztendlich wurde mir warm ums Herz, als ich bemerkte, mit wie viel Fürsorglichkeit er mich – und sicher auch alle anderen seiner Patienten – behandelte.

Gerade, als ich den Mund aufmachen und ihn ebenfalls begrüßen wollte, fügte er schmunzelnd noch hinzu: „Du kannst Carlisle zu mir sagen.“

„Gut. Also, hallo Carlisle. Ihr habt ein echt tolles Haus.“

Bis(s) zum Erwachen - Wie ein Déjà-vuWhere stories live. Discover now