Licht in der Dunkelheit

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Alleine und zitternd saß ich nun in einem kalten und kleinen Kellerraum. Jeder Versuch mit meinem Aufpasser in Kontakt zu treten, war mehr oder weniger fehlgeschlagen.
Ich hatte gefragt wo wir waren, er hatte gesagt, wir wären weitergezogen.
Ich hatte gefragt, was mit Darian war. Er hatte geschwiegen.
Ich hatte gefragt, wo er mich hinführte. Keine Antwort.
Ich hatte gefragt, was mit mir passieren würde. Stille.
Erbarmungslos hatte er mich hinter sich her, durch das verlassene Dorf, in welchem wir uns befanden geführt.
Überall standen mittelalterliche Häuser und Hütten. Was mit den Bewohnern passiert war, wollte ich lieber nicht wissen. Wenn David etwas wollte, ging er dafür auch über Leichen. So viel hatte ich inzwischen gelernt.
Wie lange ich mich hier unten nun schon befand, konnte ich nicht sagen. Es könnten Stunden sein. Tage. Vielleicht aber auch nur Minuten.
Das Schlimme war gar nicht die Stille. Sondern die Dunkelheit. Die absolute Dunkelheit. Pure Schwärze.
Mein Kopf fing bereits an Sachen in den Schatten zu sehen, die gar nicht da waren.
Immer und immer wieder war ich der Meinung, Bewegungen oder Umrisse zu sehen, obwohl ich wusste, das dort nichts war. Das dort nichts sein konnte, weil der Raum zu klein war.
„Alles ist gut.", beruhigte ich mich selber leise und tastete vorsichtig über meine Wange.
Mir war kalt.
Mein Magen knurrte.
Mein Körper schmerzte.
Ich fühlte mich mehr tot, als lebendig und wollte mir gar nicht vorstellen, wie ich aussah.
Ehrlich gesagt war mir das auch mehr als egal.
Ich fühlte, dass mein Gesicht angeschwollen war und jeder einzelne Atemzug tat unglaublich weh. Ich konnte mir also denken, dass mein halber Körper blau und grün war.
Vorsichtig zog ich meine Beine an den Körper und versuchte den Schmerz zu ignorieren. Dann schlang ich meine Arme darum und legte meinen Kopf auf die Knie, in der Hoffnung so ein bisschen Wärme behalten zu können.
Und etwas anderes fiel mir auf, während ich so über all die letzten Tage nachdachte: Ich hatte die Kette meiner Mutter verloren. Die Kette mit ihrem Bild darin. Das war schließlich auch der Grund, der mich zum Weinen brachte. Ich biss mir auf den Daumen um mein Schluchzen zu ersticken und rollte mich auf die Seite. Mein Kopf war leer.
In all der Zeit war dieser Moment der erste, in dem ich nicht den kleinsten Funken Hoffnung verspürte. Alles um mich herum war dunkel. Und in mir sah es genauso aus. Schwarz und traurig. Diese Situation war aussichtslos. Mich würde niemand finden. Und selbst wenn, was sollte ich da draußen ohne Darian? Er war mein Begleiter in dieser Welt. Mein Beschützer. Mein... Einfach alles!! Ich brauchte ihn. Verdammt!! Es machte mich wahnsinnig, dass ich nicht wusste, was David ihm angetan hatte.

Irgendwann musste ich wohl eingeschlafen sein, denn lautes Gepolter über mir, weckte mich. Ich hatte keine Ahnung ob es Nacht oder Tag draußen war. Für mich sah alles gleich aus. Gleich dunkel. Langsam setzte ich mich ächzend auf und barg den Kopf zwischen den Armen, als Staub und Dreck von oben auf mich runter rieselte.
So viel Aufruhr konnte nicht von einer einzelnen Person stammen.
Wer, zum Teufel, befand sich dort oben?
Sollte ich auf mich aufmerksam machen?
Würde man mich überhaupt hören? Oder war es besser still zu bleiben und abzuwarten?
Meine Kehle war trocken und ich wagte es zu bezweifeln, dass ich auch nur einen halbwegs verständlichen Ton herausbringen konnte.
Also blieb ich erstmal leise und horchte in die Dunkelheit. Aber viel zu hören gab es da nicht. Tatsächlich war es totenstill. Überraschen tat mich das jedoch nicht wirklich.
Gerade als ich dachte, ich hätte mir die Schritte über mir nur eingebildet, knarzte es über mir und ich hustete kurz wegen einer Menge Dreck, der mir ins Gesicht fiel.
Und plötzlich war mir egal, wer das über mir war. Ich wollte hier raus.
Ich wollte frische Luft und ich wollte Licht!
Mit zitternden Beinen richtete ich mich auf und streckte meine Hände nach oben.
Wenn ich mich auf die Zehenspitzen stellte, konnte ich sogar die Decke erreichen.
„Hal...", krächzte ich und hustete. Meine Lunge brannte. Aber es konnte nicht mehr schlimmer werden. Ich wollte hier raus!
„Ist da jemand?", rief ich und taumelte als ich versuchte mit den Handflächen gegen die gammelige Decke zu klopfen.
„Ich bin hier unten!! Ich bin hier!" Es war mir egal, dass meine Finger sich an dem kaputten, rauen Holz aufschnitten. Ich spürte es kaum. Momentan war es nur ein weiterer Schmerz unter vielen.
Ich würde es überleben. Vorausgesetzt ich würde es hier rausschaffen.
„Ich bin hier unten!!", brüllte ich und trommelte mit den Fäusten gegen das Holz über meinem Kopf.
„Bitte!! Ich will hier raus!!"
Schritte. Staub. Eine Stimme.
Tränen liefen über mein Gesicht und brannten auf den geschundenen Stellen.
„Bitte lasst mich hier raus!" Mit meiner letzten Kraft trommelte ich noch einmal gegen die Decke. Dann gaben meine Beine nach und ich fiel zur Seite.
„Bitte!", wimmerte ich und rollte mich zusammen. „Ich will doch einfach nur hier raus..."
Um ehrlich zu sein, hatte ich mit gar nichts mehr gerechnet. Erstrecht nicht damit, dass sich plötzlich ein Loch über mir auftun würde und Licht zu mir durchdrang. Es war schwach und nicht besonders hell, aber es reichte, dass ich meine Augen zukniff und mir die Arme um den Kopf schlang.
Stimmen. Über mir.
Zu viel nach der langen Stille, in der ich verharren musste.
„Hier ist sie!", sagte einer der Männer.
Dann erbebte der Boden neben mir und keine Sekunde später spürte ich wie mich jemand hochhob.
„Ich hab dich.", flüsterte er mir ins Ohr und drückte mir etwas Kaltes gegen die Lippen.
Wasser!
Auf einmal war ich hellwach und klammerte mich an die Flasche. Noch nie in meinem Leben hatte ich ein paar einfache Schluck Wasser so sehr zu schätzen gewusst, wie in diesem Augenblick.
Kalt erfüllte die Flüssigkeit meinen Mund und ich konnte jeden einzelnen Tropfen spüren.
„Elizabell, sieh mich an!", ertönte diese dunkle Stimme neben mir wieder.
„Weißt du wer ich bin?"
Ich brauchte einen Moment bis sich die unscharfen Konturen zu einem festen, klaren Bild zusammenfügten.
Erleichtert atmete ich auf.
„Adam!" Ich hatte niemals damit gerechnet, dass ich jemals so froh sein würde, diesen Mann zu sehen.
„Ist... Ist Darian bei euch?", keuchte ich und hielt mich an seiner Brust fest, damit ich nicht umfiel.
Er schüttelte den Kopf. „So weit sind wir noch nicht gekommen. Du hast Priorität."
Mit großen Augen sah ich zu ihm auf. „Du weißt selber wie falsch das ist."
„Wir können ihn nicht retten, solange du in der Nähe bist. Ihr beide seid eine hochexplosive Mischung. Verdammt gefährlich. Darian denkt nicht mehr wie er sollte, wenn du in der Nähe bist. Und ich kann ihm das nicht einmal übel nehmen. Aber solange du hier bist, ist es zu gefährlich etwas zu unternehmen. Also werden wir erstmal dich in Sicherheit bringen. Ende der Diskussion, verstanden?" Ernst sah er mich an.
Ich nickte.
„Gut. Dann werde ich dich jetzt hochheben und John wird dir helfen aus diesem Loch zu kommen.", erklärte er.
„Okay.", sagte ich nur und trat auf ihn zu, damit er mich hochheben konnte.
Sein Griff legte sich um meine Hüfte und kurz darauf flog ich nach oben.
Noch bevor ich reagieren konnte, griffen ein paar andere Hände nach mir und ich entfloh der Dunkelheit des modrigen Kellers.
„John!", keuchte ich und klammerte mich atemlos an ihn. „Lass mich nicht los! Nie wieder!"
Er lachte leise. „Versprochen Prinzessin."
Dann drückte er mich an sich und in diesem Moment machte sich mein Körper in einer Welle aus Schmerz bemerkbar. Schweratmend sank ich zu Boden und hielt mir den Bauch.
„Alles okay?", fragte der Riese. Sorge schwang in seiner Stimme mit.
Ich wollte antworten, aber der Schmerz nahm mir die Sinne. Kein Ton wollte über meine Lippen kommen.
Bevor ich etwas tun oder sagen konnte, wurde mein Oberteil zur Seite gerissen und ich hörte jemanden keuchen.
„Verdammt was hat er dir angetan?" Adams Stimme war erschreckend leise.
„Es ist halb so schlimm.", presste ich zwischen den Zähnen hervor und richtete mich taumelnd auf.
„Lasst uns hier weg, danach sehen wir weiter.", schlug ich vor und tapste auf den Hauseingang zu. Meinen Wachmann, der mit aufgerissenen Augen und einer Menge Blut auf Hals und Brust, im Gang lag, übersah ich einfach und machte einen großen Schritt darüber hinweg.
Klare Luft umhüllte mich und ich konnte es nicht fassen, dass ich nicht mehr in dem Loch feststeckte.


Hey da draußen,
für alle, die an diesem Samstag genauso wenig zu tun haben wie ich, gibt es jetzt das neue Kapitel und ich hoffe ich bringe damit ein bisschen Party in euer Nachtleben.
Ich selber bin gerade auf dem Weg vom nördlichsten Punkt Deutschlands (die herrlische Nordfriesische Insel Sylt) nach Hause.
Falls also jemand Lust hat mir Gesellschaft zu leisten und mich ein bisschen kennenzulernen, einfach kurz per Kommi oder PN Bescheid geben und ich schmeiße euch mit in unsere Wattpad-Whatsapp-Gruppe.
Liebe Grüße
Eure
Anna-Lena

Teufelsherzحيث تعيش القصص. اكتشف الآن