Erst als das Fleisch so weit war, dass ich es fast servieren konnte und alles soweit weggeräumt war, fand ich wieder richtig in die Realität zurück. Kurz verzog ich das Gesicht sehnsüchtig, als ich an das letzte Mal dachte, bei dem ich das gemacht hatte. Mum hatte an jedem noch so seltsamen Feiertag irgendwo auf der Welt feiern wollen, bevorzugt mit einem Festessen.

Schnell brachte ich meine aufgewühlte Gefühlswelt wieder in Ordnung und machte mich dann auf in das Esszimmer. Dort fand ich mich recht schnell, wie es auch schon in der Küche gewesen war, zurecht und deckte in Rekordzeit den Tisch. Dann hetzte ich in die Küche zurück und begann damit, die Töpfe ins Esszimmer zu bringen.

Erst, als ich auch damit fertig war, steuerte ich auf das Wohnzimmer zu, aus welchem ich immer noch Stimmen vernahm. Dieses mal jedoch lauschte ich nicht, sondern schob die Tür auf, meinte ausdruckslos „Essen ist fertig" und kehrte wieder in das Esszimmer zurück.

Dort setzte ich mich auf den Platz, auf dem ich auch schon beim Frühstück gesessen hatte. Nach und nach trudelten dann auch Tom, Lina und Rhyse ein, doch ich ignorierte alle drei. Auch als wir begannen zu Essen und die anderen über das Essen diskutierten, blieb ich still.

Keinem der drei schien das aufzufallen, was wahrscheinlich daran lag, dass ich sowieso nicht viel mit ihnen redete. Erst als alle gegessen hatten und ich aufstand, um den Nachtisch zu holen, schien den anderen meine Anwesenheit​ wieder aufzufallen.

Galant wie er war erhob sich Rhyse und half mir, dass dreckige Geschirr in die Küche zu bringen und den Nachtisch zu holen. Auch dabei ignorierte ich ihn gekonnt und reagierte nicht auf das, was er sagte.

Das schien ihm auch irgendwann aufzufallen, da er von allein die Klappe hielt und sich wortlos hinsetze, als der Nachtisch serviert war. Sofort machten sich alle, mich eingeschlossen, über die Mousse her. Selbst Tom und Lina unterbrachen ihr fortwährendes Gespräch über Politik, Wirtschaft und so langweiliges Zeug und genossen schweigend.

Nach einigen Minuten schien Tom jedoch genug davon zu haben und sprach mich überraschenderweise an: „Du bist ja so still Luxe, was ist los?"

Ich verzog die Lippen zu einem leichten Lächeln, welches jedoch nicht meine Augen erreichte und so, wie ich schon oft erzählt bekommen hatte, auf verstörende Art unfreundlich wirkte. Dann erhob ich mich, schnappte mir meinen Teller und verließ den Raum.

In der Küche, zu welcher ich mich hin bewegt hatte, spülte ich kurz meinen Teller ab, räumte ihn und die anderen Sachen in die Spülmaschine und marschierte dann in den Flur. Von dort aus blickte ich Lina und Tom an.

„Ich entschuldige mich, Tom, wenn ich deine überragende Autorität untergraben habe. Nicht. Für Leute, die meine Eltern beleidigen, ohne sie zu kennen, habe ich keinen Respekt übrig. Tatsächlich könnte ich dich kaum weniger mögen."

Dann steuerte ich die Treppe hoch, warf meine Zimmertür ins Schloss, schloss ab und ließ mich auf das Bett fallen. Verdammter. Ich hatte wirklich nicht damit gerechnet, das wirklich zu sagen. Normalerweise konnte ich mich gut kontrollieren, doch dieses Mal hatte ich es einfach nicht gekonnt.

Einige Minuten lang starrte ich noch an die Decke und versuchte nicht daran zu denken, was das Essen bedeutete. Zwar war es einfach nur etwas zu Essen gewesen, dennoch verband ich damit einen Teil meiner frühen Kindheit.

Seufzend rollte ich mich etwas im Bett und griff nach dem Buch am Nachtisch. In der Hoffnung auf andere Gedanken versank ich in einem Reich aus Dämonen, Magiern, Orks und Elfen und stoppte erst, als ich das Buch beendet hatte. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet mir, dass wir bereits nach Mitternacht hatten und ich mich so langsam fürs Bett bereit machen sollte, wenn ich morgen früh erholt in die Schule gehen wollte.

Brummend erhob ich mich aus dem weichen Bett, steuerte auf das Bad zu und machte mich innerhalb weniger Minuten fertig. Dann fiel ich wie ein Stein ins Bett und schlief beinah sofort ein.

Kichernd rannte ich über eine Wiese, direkt auf ein großes Haus zu. Das Haus, ein Backsteinhaus mit weißen Fenstern und Türen, war für mich der Inbegriff von Zuhause und Familie. Das Haus war eine konstante, die bestimmt für immer stehen würde, da war ich mir sicher.

Bald hatte ich das Haus erreicht, öffnete die nie verschlossene Hintertür und trat in die Küche, in welcher es schon unglaublich gut roch. Mum stand am Herd, lächelte mich an und fuhr mir kurz durch die Haare.

„Hallo mein Kleiner. Bring deine Sachen doch bitte hoch und wasch dir die Hände. Es gibt gleich Essen."

Grinsend nickte ich und rannte die Treppe hinauf. Dabei lief ich fast in Dad hinein, welcher mir kurz durch die Haare wuschelte und mich dann auch zur Eile antrieb, obwohl er selbst mindestens so oft wie ich zu spät war.

Als ich keine zwei Minuten später in die Küche kam hatte Mum schon den Tisch gedeckt und sie und Dad saßen am Tisch. Schnell folgte ich ihrem Beispiel, wir sprachen ein Tischgebet und dann aßen wir. Es gab Fleisch-Parmaröllchen mit Kartoffelscheiben und Salat. Mein und DadsLieblingsessen.

„Sag, Luxe, wie lief die Mathearbeit?", unterbrach Mama schließlich die Stille.

Nervös schluckte ich. Das hatte ich vollkommen vergessen.

„Nicht so gut", nuschelte ich vorsichtig in meinen nicht vorhandenen Bart.

Mum hatte es gehört und lächelte mich traurig an. Sie wusste, wie viel ich gelernt hatte. Doch ich verstand diese Multiplikation einfach nicht. Wer brauchte das auch schon?

„Da können wir nur hoffen, dass mein Schwiegersohn irgendwann besser ist und dir helfen kann."

Verwirrt hob ich meinen Blick und musterte das kleine Grinsen auf Mums Gesicht. Sie ärgerte mich wieder.

„Aber Mama, ein Schwiegersohn ist doch der Mann der Tochter. Ich bin ein Junge, das heißt du könntest höchstens eine Schwiegertochter haben."

Mum lächelte mich an und meinte dann liebevoll: „Ach, mein kleiner altkluger Schatz. Auch Männer können Männer heiraten, genauso wie Frauen mit Frauen zusammen sein können. Und ich denke nun mal, dass du zu den Jungen gehören wirst, die auf Jungen stehen."

Vorsichtig sah ich zu Dad, der aufmunternd nickte. Er dachte das auch? Dann war das okay. Zufrieden wandte ich mich wieder meinem Essen zu und lächelte. Meine Eltern waren unglaublich klug, sie wussten schon so viel. Wenn ich groß war, wollte ich sein wie sie, selbst wenn ich dafür multiplizieren musste.

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Hey Leute, Sorry das der Teil so spät kam. Ich habe ihn extra, so als Ausgleich, etwas länger geschrieben. Ich habe leider keine Ausrede, ich hatte einfach nur keine Idee. Für den nächsten Teil habe ich aber eine, weswegen ich hoffe, dass ich mich an den Updateplan - Ich versuche immer Montags zu Updaten - halten kann. Ich hoffe aber, dass der Teil euch gefällt.

Over and Out, _Amnesia_Malum_

Übrigens: An alle Schüler, die wie ich schon Ferien haben: Schöne Ferien.

21/08/2019: Ich wünschte, ich könnte mich heute an einen Updateplan halten.

𝔻𝕖𝕤𝕡𝕖𝕣𝕒𝕥𝕖 𝕃𝕠𝕧𝕖Onde histórias criam vida. Descubra agora