Dann drehte er sich um und stapfte in seinen schweren Stiefeln, die im Boden tiefe, eckige Abdrücke hinterließen, davon. Als ich mich wieder auf den Weg zum Fluss machte, stand auf einmal Ohitika vor mir, dieser Geist, der wie aus dem Nichts erschien und verschwand. Ich atmete scharf ein und fragte mich, ob er alles beobachtet hatte. Und ob er es vielleicht sogar verstanden hatte. Aber nein, so gut war doch sein Englisch noch nicht, oder doch?

„Nach der Büffeljagd, hat Häuptling Mazzukata beschlossen", sagte Ohitika nur und ich wusste sofort, was er meinte. Nachdem die Jagd vorüber war, würde wir uns auf den Weg machen dürfen, um nach der Höhle suchen.

* * *

„Tatanka, Tatanka", hörte man es überall im Dorf.

Es waren Büffel gesichtet worden, weit draußen auf der Prärie. Das Zeltdorf bereitete sich darauf vor, die Tipis abzubrechen und in die Nähe der Herde zu ziehen. Ich fragte mich, ob auch ich die Büffel zu sehen bekommen würde. Das war einer meiner Wünsche gewesen, bevor ich in die USA geflogen war — vor einer Ewigkeit. Ich wollte die Bisonherden auf der Prärie beobachten. Und nun hatte ich diese Möglichkeit vielleicht tatsächlich, und das in einer Zeit, in der die Zahl der Büffel noch Millionen betragen musste.

Ich half Wihinapa dabei, alles zusammenzupacken, denn bei Sonnenaufgang sollte es losgehen. Noch war alles in das erste graue Licht des Tages getaucht. Wir wickelten das hölzerne Koch- und Essgeschirr und die irdenen Schüssel in Felle ein, verstauten Nähutensilien, Nahrungsvorräte und die wenigen anderen Habseligkeiten in Ledertaschen, während Ohitika seine Waffen zusammensuchte — Bogen und Pfeilköcher, Speer und Keule. Das Messer steckte in seinem Gürtel. Dann führte er die Pferde von der Herde zu unserem Zelt. Die Tiere weideten unweit vom Dorf auf der anderen Seite des Flüsschens. Sie wurden alle paar Tage zu einer anderen Stelle getrieben, um immer frisches Gras vorzufinden. Einer der Jugendlichen bewachte sie tagein, tagaus.

Ohitika besaß drei Pferde — den Schecken, der sein bevorzugtes Reittier war und auch als Büffelpferd ausgebildet war, eine sanfte braune Stute, die Wihinapa manchmal ritt, und eine kleine Fuchsstute. Die Anzahl der Pferde galt unter den Lakota als Maß des Wohlstands. Häuptling Mazzukata besaß die meisten: zwölf für sich und seine Familie.

Ich streichelte dem Schecken über die weichen Nüstern. Zum Glück war sein Knöchel geheilt und er konnte wieder gut laufen. Aber die kleine Fuchsstute gefiel mir besonders. Sie hatte eine hübsche Kopfform mit großen, runden Augen, die ein wenig hervorstanden. Dadurch wirkte sie ein bisschen so, als wäre sie noch ein Fohlen, obwohl sie sicher schon älter war. Sie stupste mich vertraulich mit der Nase an und ich kraulte ihr den Hals.

„Malie nimmt die Stute", sagte Ohitika.

Ich blickte ihn erstaunt an. „Ich darf sie reiten?"

„Wenn du kannst", entgegnete er mit leisem Spott in der Stimme.

Das ließ mich zögern. War sie vielleicht nicht so freundlich, wie sie aussah? Zugegebenermaßen hatte ich auch keine Erfahrung damit, sattellos zu reiten. Nicht mal eine richtige Trense hatten die Pferde. Wie sollte ich sie da bitte lenken? Trotzdem nickte ich entschlossen.

Dann war es an der Zeit, das Zelt abzubauen. Ich war erstaunt, wie schnell das ging, obwohl ich noch keine große Hilfe war. Wihinapa schlug die schwere Büffellederwand an einer Seite zurück, sodass die schlanken Zeltstangen freigelegt wurden. Daran kletterte sie dann hinauf wie ein Eichhörnchen und löste an der Spitze die Befestigung, sodass das ganze Zeltwand nach unten rutschte. Eine Nachbarin half mir dabei, sie zusammenzufalten, während Wihinapa die Fichtenstangen wieder herunterrutschte und sie mithilfe einiger anderer Frauen alle nacheinander am Boden ablegte. Zwei der Stangen wurden jeweils an die Seiten eines Lastpferdes gebunden, sodass die Enden auf der Erde schleiften. Zwischen die Stangen spannten wir die zusammengefalteten Zeltwände und unsere anderen Habseligkeiten.

Plötzlich Indianer - Eine ZeitreisegeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt