Kapitel 11

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Maude

Warum musste sich Lina immer überall einmischen? Maude trat wütend gegen den nächstbesten Baum. Sie ging gerade ein wenig im Wald spazieren, um sich zu beruhigen. Wenn das so weiterging, würde sie Lina wahrscheinlich noch zerfleischen, denn sie hasste es, wenn die Menschen sich irgendwo einmischen mussten! Diesmal war es nichtmal ihre Schuld gewesen, dass diese beschissene Werwölfin versucht hatte, sie zu verprügeln. Lina hatte natürlich überhaupt keine Ahnung gehabt was passiert war. Tja, ihr Pech, denn dafür dürfte sie noch eine Weile lang blaue Flecken haben. Verdient hatte sie es ja auch. Jetzt, wo sie so darüber nachdachte, war das Friedensangebot wohl nicht ihre beste Idee gewesen. Das mit dem Bruder war nur ein Vorwand gewesen, aber was hätte sie denn sonst sagen sollen? Dass sie nicht mehr streiten wollte? Eigentlich war Maude auch das komplett egal denn gegen ihre Vampirkräfte konnte Lina sowieso nicht gewinnen. Das einzige Problem an der Sache war, dass Jake sich gut mit ihr verstand und sich jedes Mal bei ihr aufregte, wenn sie Lina irgendwie verletzte. Heute Abend war er ja auch wieder zu ihr gekommen und hatte sich extremst darüber beschwert. Das Schlimmste war ja immer noch ihre Mutter gewesen. Die hatte zuerst Jake niedergemacht, weil er Lina mochte und dann sie selbst, weil sie durch den Angriff auf Lina riskiert hatte, dass jemand herausfinden könnte, sie wäre ein Vampir. Zum Glück hatte ihre Mutter keine Ahnung, dass Lina bereits alles über Vampire und so wusste. Der letzte Mensch, der das herausgefunden hatte, war einen Tag später verschwunden gewesen. In derselben Nacht war auch ihre Mutter unterwegs gewesen…

Maude seufzte und betrachtete den Nachthimmel. In wenigen Tagen würde wieder Vollmond sein und die Werwölfe würden komplett durchdrehen. Es geschah immer wieder, dass dann einer von ihnen vollkommen die Kontrolle verlor und dann zum Beispiel einen Menschen verletzte. Wäre ja nicht so, als ob die Vampire das nie tun würden, aber die Werwölfe waren blöd genug, um Spuren zu hinterlassen. Auf einmal raschelte es im Gebüsch und Maude wirbelte herum. Heraus hüpfte ein kleines Eichhörnchen. „Erschreck mich nicht so.“, knurrte sie leise und schnitt dem Eichhörnchen mit ihren scharfen Fingernägeln die Kehle auf. Die Tiere wurden ja auch immer blöder. Mit einem Mal durchzuckte Schmerz ihren Rücken, als sich von hinten Klauen hineinbohrten. Sie schüttelte irgendwie ihren Gegner ab und erkannte die Werwölfin, von der sie heute schon in der Schule angegriffen worden war. „Du lernst nicht schnell, oder?“, knurrte Maude leise und spürte, wie sie wütend wurde. „Glaubst du wirklich, ich komme alleine?“, fauchte die Werwölfin wütend und Maude konnte gerade noch ausweichen, als sie eine andere Werwölfin bemerkte, die sich gerade auf sie stürzen wollte. Die Namen von denen hatte sie sich nicht gemerkt, einfach deshalb, weil es unnötig war. So etwas musste man nicht wissen, für sie waren alle gleich. Insgesamt waren ihre Gegner zu dritt. Zwei von ihnen hatten sich schon verwandelt, bei der dritten waren erst die scharfen Reißzähne zu sehen. „Alleine hast du keine Chance.“, knurrte wieder die Erste, die sie angegriffen hatte. „Ihr wisst doch, was passiert, wenn ihr mich verletzt, oder?“, zischte Maude. Es war ihr vorher noch nie wirklich passiert, doch ihre Mutter konnte ziemlich ausrasten, wenn sie wütend war, kein Wunder, dass sie deshalb zu den stärksten Vampiren gehörte. Genau genommen war ihre Mutter hier diejenige, die bei den Vampiren das Sagen hatte. Die erwachsenen Werwölfe und Vampire hielten sich zwar normalerweise von den Kämpfen der Teenager fern, doch das galt nicht immer. „Wir wollen dich auch nicht verletzen…wir wollen dich töten.“ Aber in den ganzen Filmen sind immer die Vampire die Bösen oder was? „Ihr seid bescheuert.“, antwortete Maude. Die Erste stürzte sich wieder auf sie, doch Maude konnte sie wegtreten. Am Anfang gelang es ihr noch, alle drei abzuwehren, doch es wurde immer schwerer, denn sie war alleine und langsam arbeiteten die Werwölfe immer besser zusammen und mit der Zeit konnten sie auch ihre Angriffe besser voraussehen. Immer wieder bekam Maude eine neue Biss- oder Kratzwunde ab und langsam fragte sie sich, ob sie wirklich noch eine Chance hatte. Sie hatte noch nie gegen drei auf einmal gekämpft. Kurz überlegte sie, ob sie einfach abhauen sollte, doch sie entschied sich dagegen. Sie würde nie vor ein paar dreckigen Werwölfen fliehen! Irgendwie bekam sie eine von ihnen zu packen, riss ihr mit den Zähnen die rechte Flanke auf und schleuderte sie gegen einen Baum. Dort blieb das Mädchen wimmernd legen und verwandelte sich wieder zurück in einen Menschen. Ein Problem weniger, um das sie sich kümmern musste, doch dafür hatte sie ein neues: sie spürte, wie sie langsamer wurde. Ihre Kraft ließ nach, geschwächt von den ganzen Wunden und dem Kampf. Sie keuchte schon und ihre Arme und Beine wurden immer schwerer. Wenn sie jetzt wegrennen würde, wären die Werwölfe schneller. Einer der gigantischen Wölfe warf sie um, schlitzte ihr den Bauch auf und vor Schmerz musste sie aufschreien. Niemand würde sie hören, denn der Rest ihrer Familie war heute unterwegs und kein Mensch hatte ein so gutes Gehör… „Jetzt kann dir niemand mehr helfen…“, knurrte die Wölfin und fletschte die Zähne, bereit, sie in Maudes Kehle zu rammen.

ALTE VERSION | Werwölfe, Vampire und IchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt