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Wieder einmal hielten mich die Geräusche, die von draußen in mein Zimmer drangen, wach.

Immer noch wunderte es mich, dass ich die einzige war, die Sie hören konnte. Denn meine Familie hörte nichts, weder das knurren von wilden Tieren oder die knackgeräusche, welche jede Nacht zu hören waren.

Müde rieb ich mir die Augen, sodass ich die Zahlen auf meinem Wecker besser lesen konnte.

04:35

In zwei Stunden müsste ich wieder aufstehen und mich auf den Weg zur Schule begeben. Dazu hörte ich das jaulen und Kratzen von Oscar. Es würde jetzt also auch nichts mehr bringen wieder einzuschlafen.

Gähnend stand ich auf und zog mir meine Jacke an. Während ich am liebsten noch im Bett liegen würde, sprang mich Oscar sofort an, als ich meine Zimmer Tür öffnete.

Woher dieser Hund diese Energie aufnimmt frag ich mich jedesmal.

"Du bist der einzige, der sich über meine Schlafprobleme freut" flüsterte ich, ehe ich Oscar sein Halsband umlegte und die Leine dran schnallte.

Draußen kam mir sofort der kalte Wind entgegen und das rascheln der Bäume dröhnte sofort in meinen Ohren. Es war als hätte ich Kopfhörer auf und diese wären auf der stärksten Lautstärke.

Das Mondlicht warf lange Schatten der Bäume auf den Boden und wäre Oscar nicht da, würde ich nicht bei dieser Kälte und dieser Dunkelheit freiwillig rausgehen.

Gemeinsam mit Oscar ging ich schließlich den kleinen Waldweg entlang, denn sowas wie normale Straßen gab es hier nicht. Unsere Stadt war über 30 km entfernt von etwas, was sich wirklich eine Stadt nennen kann. Denn bis auf eine kleine Schule, ein paar  Läden, eine Polizei und einem Arzt für Mensch und Tier gibt es hier nicht viel.

Das einzig schöne ist hier, wie viele sagen die Stille. Von welcher ich seit längeren nichts mehr mitbekomme.

Die meisten aus meiner Schule betrinken sich im Wald, doch seitdem es immer mehr Verletzte gab wurde eine Ausgangssperre eingeführt. An die sich keiner von ihnen halten möchte. Und dann gibt es noch die Minderheit, zu der ich gehöre. Die einfach mit im Kreis stehen und hin und wieder mal was sagen und sonst nur über die Witze der anderen lachen.

Als ich spürte, dass Oscar immer mehr an der Leine zog, beschloss ich ihn einfach los zu machen. Denn ich wollte nicht durch einen dunklen Wald rennen, bei dem man nicht sieht was sich auf dem Boden befindet.

"Bleib in der Nähe" rief ich Oscar hinter her, er würde wieder kommen. Ich meine, Hunde sind loyaler als manche Menschen.

Als ich Oscar jedoch nicht mehr hörte und nicht mehr sah, stieg in mir die Panik. Meine Familie wird mich umbringen, wenn Oscar wegen mir verschwindet. Meine Schwester wartet nur mit der Schere in der Hand.

"Oscar" rief ich nach einer Zeit, als ich ich immer noch keine Spur von ihm hatte. So hatte ich mir diesen Spaziergang nicht vorgestellt.

Ein knacken hinter mir ließ mich schließlich zusammen zucken, denn ich konnte nicht beurteilen wie weit entfernt es von mir war.

"Oscar" wiederholte ich, diesesmal sichtlich leiser, während ich mich langsam wieder umdrehte.

Als ich schließlich eine schwarze Gestalt wahrnahm, zitterte schon mein ganzer Körper. In der Hoffnung es sei Oscar.

"Ossi, komm her mein Junge" sagte ich leise, doch mit jeder Sekunde wurde mir klarer, dass es nicht Oscar wahr.

Die Gestalt war viel zu groß. Von der Größe ähnelte Sie einem Menschen, doch es war kein Mensch. Es war, wie ein Wolf, doch viel monströser.

Ohne eine weitere Sekunde zu zögern rannte ich los, wobei ich durch mehrere Pfützen rannte und mehrfach mich an etwas halten musste, um nicht hinzufallen. Ich wollte einfach nur wieder in meinem Bett liegen.

Als mir unser Haus ins Sichtfeld kam, beschleunigte ich nochmal und krammte währenddessen, meinen Haustürschlüssel aus meiner Jackentasche.

Außer Atem und am zittern versuchte ich den Schlüssel ins Loch zu stecken, doch meine Tränen verschlechterten nur meine Sicht. Nachdem ich es endlich geschafft hatte, riss ich die Tür auf und ließ mich an ihr runter rutschen.

Das nächste was ich bemerkte war eine Hundezunge die mir durchs Gesicht leckte und die fragenden Blicke meiner Familie, welche angezogen und fertig, am Tisch saß.

Vertraue nicht deinen AugenWhere stories live. Discover now