Ich habe Angst alleine

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Als wir bei mir ankamen stellte ich den Wagen in meinen Schuppen und half Lionel vom Wagen herunter.

Ich brachte ihn in mein Haus und ließ ihm ein Bad ein, er war total ausgekühlt und voller Blut.

Ich zog ihm sein eigentlich Weißes Hemd und seine Klamotten aus. Voller Erleichterung  stellte ich fest, dass Lionel wirklich keine offenen Wunden hatte.

Als ich ihn in die Wanne gesetzt hatte, holte ich ein altes Nachthemd von mir, weil sonst alles was ich besitze viel zu groß für ihn war.

Danach wusch ich ihm die ganzen Blutflecken ab.

Selbst in seinen pechschwarzen Haaren klebte Blut.

Was dieser kleine Junge schon furchtbares erlebt haben muss.

Lionel war total fasziniert von dem Badeschaum und den Seifenblasen, er sah glücklich aus und lachte oft. Ich planschte mit ihm im Wasser um ihn aufzumuntern.

Ich trocknete ihn ab und zog ihm das Nachthemd an.

Er sah sich im Spiegel an und lachte.
"Guck Mal wie lang die Ärmel sind!" sagte er lachend und wackelte mit den Armen.
"Komm her ich schlage sie dir um das sie kleiner sind". Er lief mit den Armen schlendernd zu mir hin, sodass ich selber lachen musste.

Wir aßen zu Abend und danach legte ich ihn in mein Bett. "Gute Nacht Lionel", sagte ich und wollte gerade gehen als er rief: "Nein bitte geh nicht Ich...ich habe Angst alleine." daraufhin setze ich mich an den Rand des Bettes.

Lionel rutschte zu mir hin und lehnte seinen kleinen Kopf gegen meinen Arm. Ich setzte ihn auf meinen Schoß, hielt ihn in meinen Armen und sang ein Schlaflied das meine Mutter mir immer gesungen hatte.

Dieses Lied brachte mich zurück in die Zeit bevor meine Mutter mich rausgeworfen hatte. Sie hatte mich mit fünfzehn rausgeworfen weil sie einen anderen Mann kennengelernt hatte der mich nicht akzeptierte.

Seit einem Jahr lebe ich jetzt schon in der kleinen Holzhütte am Waldrand. Ich lebe gerne hier, es ist nur manchmal ein bisschen einsam.

Lionel kuschelte sich an meinen Oberkörper und schlief schließlich ein. Ich legte mich hin und behielt ihn in meinem Arm.

Am nächsten Morgen stand ich schon sehr früh auf.

Ich hatte Lionel's Wäsche gestern noch gewaschen und holte sie von der Wäscheleine. Danach machte ich Frühstück.

Ich kochte Eier und schmierte Brote.

Auf einmal spürte ich ein zupfen an meinem Kleid.

Lionel stand dort, er rieb sich todmüde in den Augen. Ich drehte mich zu ihm und hockte mich sodass wir auf einer Augenhöhe waren.

Er kam näher und umarmte mich am Hals :"Guten Morgen Luna. Was machst du da?" sagte er noch ganz verschlafen. Ich hob ihn hoch, das er sehen konnte was ich mache.

"Ich mache uns ein leckeres Frühstück", flüsterte ich ihm lächelnd zu.

"Wow das machst du alles zum Frühstück" sagte er nun hellwach und mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

Daraufhin antwortete ich :"Ja Lionel alles für dich". Ich strich ihm eine lange schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht.

Das verlorene KindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt