Just small, not simple || coming soon

#2

Die letzten drei Tage hatte ich damit verbracht Musik zu hören, im Internet zu surfen und gelegentlich mit meinen alten Freunden zu chatten. Heute war Samstag und Niall würde am Nachmittag wahrscheinlich so um zwei Uhr kommen. Hoffentlich war er nicht ganz so schlimm wie ich dachte. Ich mein, wenn Sydney seine Patentante war, konnte er ja nur schrecklich werden!

Gähnend stand ich auf, zog mich um und schlurfte die Treppe nach oben in die Küche. Sydney und Dad sassen beide schon mit einer Tasse Kaffee am Tisch. Dad las Zeitung und Sydney irgendeine Modezeitschrift.

„Guten Morgen!“, grüsste sie mich fröhlich, ich grummelte nur etwas Unverständliches, öffnete den Kühlschrank und nahm mir ein Joghurt heraus. Zusammen mit dem Joghurt setzte ich mich auf die Couch und schaltete den Fernseher ein. Da nichts auch nur halbwegs spannendes kam, schaltete ich ihn kurzerhand wieder aus und nahm mein Buch vom Tisch, das noch von Donnerstag da lag.

Als ich das nächste Mal auf die Uhr schaute, war es bereits zehn vor zwei. Glücklicherweise hatte ich mich schon umgezogen, bevor ich hoch gekommen war. Nicht viel später klingelt es an der Haustür. Da niemand öffnen kam, legte ich mein Buch bei Seite und ging zur Tür. Seufzend öffnete ich sie und rief Sydney, dass Niall da wäre, bevor ich mich ihm zuwendete. Zuerst lächelte er freundlich, doch dann wirkte er plötzlich seltsam verunsichert.

„Geht's dir gut?“, fragte ich misstrauisch und wich einen Schritt zurück.

„Niall!“, rief Sydney freudestrahlend, riss die Tür weiter auf und zog ihn in eine herzliche Umarmung, die er erwiderte.

„Gut siehst du aus! Und, wie geht's dir?“

„Ganz gut!“, seine Stimme war speziell. Irgendwie warm und kratzig und er hatte einen lustigen Akzent. Als ich weitere Stimmen hörte, sah ich an ihm vorbei und entdeckte vier weiter Typen mit Gepäck in den Händen.

„Sydney?“, sie reagierte nicht, da sie immer noch in ein Gespräch mit Niall vertieft war.

„Sydney. Sydney!“, rief ich verärgert.

Sie seufzte und drehte sich zu mir um. „Was ist denn?“

„Du hast gesagt, dass Niall kommt und nicht gleich eine ganze Horde. Ausser ich Halluzinationen oder das sind seine Gepäckschlepper, was auch unlogisch wäre, denn soviel Gepäck hätte nicht mal ich!“

„Das sind seine Freunde. Sie bleiben auch hier", sie drehte sich wieder zu Niall und begann wieder mit ihm zu reden.

„Hast du wohl vergessen zu erwähnen! So wie anderes auch!“, knurrte ich angepisst und schlüpfte in meine schwarzen Converse. Ich trat an Niall vorbei und hob mein Board auf, das ich neben den Schirmständer gelegt hatte, als sich mir auf einmal dieser unglaublich grosse Typ in den Weg stellte. Ich kam mir unglaublich klein vor, obwohl ich 1,65 Meter gross war.

„Hi, ich bin Harry“, genauso freundlich wie Niall vorher lächelte er mich an und streckte seine Hand nach mir aus.

„Schön für dich. Und jetzt geh mir aus dem Weg!“, sagte ich kalt und versuchte dabei möglichst gelangweilt auszusehen.

Langsam sank seine Hand nach unten und sein Lächeln verblasste.

„Heute noch!“, blaffte ich ihn an und schliesslich machte er einen Schritt auf die Seite, damit ich durch konnte. Ich schnaubte verächtlich und stolzierte den Weg runter, vorbei an den anderen Typen, die mir schräg hinterher sahen. Auf der Strasse angekommen, sprang ich auf mein Board und fuhr schnell davon.

Mit meinen Kopfhörern in den Ohren lag ich auf der Wiese unweit von der Brücke entfernt und hing meinen Gedanken nach. Wiedereinmal ging es hauptsächlich um Sydney. Ich konnte einfach nicht verstehen, was er an ihr fand. Sie war perfektionistisch und es musste alles immer klinisch rein sein. Ihre grösste Interesse war die aktuelle Mode und Celebrity- Klatsch. Wie alt war sie gleich nochmals? Ich gab ja zu, dass sie es mit mir nicht unbedingt einfach hatte, aber ich hatte einen guten Grund sauer auf sie zu sein, schliesslich war sie mit Schuld, dass Mum und Dad sich hatten scheiden lassen.