Ein Prinz zum Abgewöhnen

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(2026 im Sternenjahr des Planeten Xan)

Gedanken, die sich immer wieder um meine Heimat drehten, wühlten mich auf und ließen mich von dem Eigentlichen abschweifen.

Ziara

Xan, ist ein Ort der Abgeschiedenheit und besteht nur aus dem Planeten selbst, ohne Kontakt zu anderen im Sternensystem. Doch hatten Aufzeichnungen über die Erde und den diversen, Nachforschungen bewiesen, dass wir einst regen Handel mit ihnen betrieben.
Unsere Atmosphäre unterschied sich nicht wirklich von dem Planeten namens Erde, außer dass wir zwei Monde besaßen und sich unsere Welt schneller drehte. So hatten wir eine kürzere Sonnenzeit, welche den Handel von Xan beeinflusste.
König Sandro erteilte damals ein seltsames Verbot, das viele Xanianer nicht verstanden und es bis heute, auf Nachfrage, keine Erklärung dafür gab. Er setzte fest, dass weder jemand ein-, noch ausreisen durfte. Die Bürger hielten dies für übertrieben und waren durch diese Abschottung nicht gerade begeistert, aber fügten sich dem Beschluss ihres Königs.
Meine Eltern erzählten mir, dass es auf der Erde keinen Platz für die vielen Menschen auf Xan gab. Und das König Sandro weise und überlegt den Beschluss getroffen habe, da er nur sein Volk beschützen wollte.
Mir kamen die Erläuterungen schon immer merkwürdig vor. Ebenso wie die Königsfamilie selbst. Die aufgesetzte Freundlichkeit und der ganze Prunk lagen mir nicht. Doch als 21- jährige Frau, stand mir noch nicht zu, mich schlecht über die Hochwohlgeborenen zu äußern. Bei uns herrschte das Wort des Königs und seiner Berater. Was wir Bewohner dachten, leider nicht.
Ich riss mich von dem Blick aus meinem Zimmerfenster los, als die zwei Monde mit ihrem hellen Licht die Sonne am Firmament verdrängten. Dennoch konnte man die Sterne gut erkennen, trotz des hellen Mondlichts. Ebenso wie die Sonne verschwand, kam die Kälte hervor, und zeigte uns mit ihrem eisigen Dunst auf, warum auf dieser kargen Welt nicht allzu viel gedieh.
Xan war ein verletzter Planet, ein Kriegsveteran.
Durch seltsame Vorkommnisse, die sich niemand erklären konnte, hatte das Magnetfeld, bis hinab zum Kern, riesige Risse davongetragen. Der starke Nachhall der Wunden, die extremen Beben und Eruptionen katapultierten den Planeten aus seiner Lebensbahn.
Wir entfernten uns immer mehr von dem wärmenden Licht der Sonne und wurden doch, wie eine Nachtfliege im Netz der Spinne, von ihre Umlaufbahn aufgefangen. Astronomen und Wissenschaftler stritten sich um, das Wie, um das Unmögliche. Doch ich war mir sicher, Xan sollte noch nicht sterben. Seine Zeit war noch nicht gekommen.
In den Nachrichten unterrichtete man uns über neue Erkenntnisse, jene die Wissenschaftler in Erfahrung bringen konnten, dennoch blieben viele Antworten aus.
Ich konnte mich nur vage an das Geschehene erinnern, denn ich war noch ein Kind und die vielen Fragen blieben offen. Ein Grund, warum ich mich so sehr für das Thema interessierte und es mich nicht mehr losließ. Ich wollte einfach alles über den Krieg, das Sonnensystem und die Konstellation der Sterne wissen und meine Faszination und der Forscherdrang hielt auch noch im Hier und Jetzt an. Meinen Gedanken nachhängend, läutete der Bildschirm in meinem Zimmer.
„Ja, Mum?"
„Ziara, bist du bald fertig?", wollte meine Mutter wissen. Sie befand sich gerade in der Küche.
Ich sah meinen Dad im Hintergrund mit einer Tasse Kaffee sitzen. Mir fiel siedend heiß ein, dass ich mal wieder zu lange meinen Gedanken nachhing, und mich deshalb auch von anderen unterschied, denn die dachten nicht nach. Jedenfalls war das meine Meinung.

„Ja, Mum! Ich komme gleich, gib mir bitte noch fünf Minuten."
Ich wusste, dass mich fast etwas Sehnsüchtiges anzog. Etwas das außerhalb meines Zimmers auf mich zu warten schien. Etwas, das es zu ergründen galt und deshalb war ich froh, ab Montag eine neue Schule für besonders Begabte besuchen zu dürfen.
Was mich wiederum nicht begeisterte, war die Tatsache, dass ich dort auf jede Menge neuer Mitschüler treffen würde. Teils war ich gespannt, ob sie so wissbegierig wie ich waren, und zum Teil vorsichtig, da ich auf meiner alten Schule keine Freunde gefunden hatte.
Ich wusste, dass meine Eltern nicht begeistert darüber waren, dass ich eine Einzelgängerin war. Meine Mutter predigte mir Tag ein, und Tag aus, wie schön es wäre, wenn ich mal jemanden mit nach Hause bringen würde, und meinte, ich müsste mich schon etwas anpassen.
Ich seufzte und schob meine Gedanken fort, ehe ich den Kleiderschrank öffnete. Meine Klamotten sprachen eine andere Sprache, als die meiner Mutter. Sie waren alle ich. Ich bändigte mir meine wilden, roten Locken, die widerspenstiger kaum sein konnten. In einem Extrafach, unter dem Farbton Grün, hatte meine Mum mir ein Kleid ausgesucht.
Ich öffnete die Türen und gab per Stimmcode ein: „Extra Grün."
Ich musste schmunzeln. Ich war gespannt, was meine Mutter unter Extra Grün verstand.
Die Fächer setzten sich in Bewegung und schoben sich in- und übereinander, wie ein Puzzle ohne Grenzen. Ein Fach von ganzen hinten kam hervor, öffnete sich und alles von Kleid bis passender Jacke war fein säuberlich in jenes drapiert.
Ich strich vorsichtig über das samtige Kleid, das so ein sattes Grün hatte, wie das Blätterdach eines Baumes im Sommer. Zumindest kannte ich es so aus den Büchern, die einst von der Erde kamen und in deren Farbenpracht meine Augenfarbe schimmerte. Das Kleid ging mir bis zu den Knien und gefiel mir tatsächlich sehr gut. Ich mochte den hochgeschlossenen Kragen und die langen Ärmel, die nicht zu viel preisgaben. In diesem Kleid sah ich wirklich schick aus, stellte ich zufrieden im Spiegel fest und beließ es dabei meine störrischen Locken offen zu tragen.
Das Chaos im Zimmer ignorierte ich, denn ich hatte ja noch am Wochenende Zeit. Ich war aufgeregt, je näher der heutige Abend rückte und versuchte mich innerlich zu beruhigen.
Meine Eltern wollten mir das Kennenlernen erleichtern, weshalb sie ein Treffen mit einigen Eltern organisierten. Ganz zu meinem Leidwesen, denn ich wäre diejenige, die alle anstarren würden. Alleine schon, dass ich eine der Besonderen sein durfte, war eine Ehre. Auch wenn es mir etwas unangenehm war.
Nun war es soweit. Ich atmete tief ein und aus, um mich dem Abend zu stellen. Bereit meinen neuen Mitschülern entgegenzutreten.
„Ziara, kommst du bitte. Dein Vater und ich wollen endlich aufbrechen."
Ich schüttelte genervt den Kopf und atmete noch einmal tief durch. Um mit meinen 1,78 m nicht zu sehr aufzufallen, entschied ich mich für ein paar flache, schwarze Schuhe.
„Ja Mum, ich komme ja schon!"
Die letzten Treppenstufen flog ich nach unten und kam mit einem hochroten Gesicht bei meinen Eltern an. Beide lächelten mir zu, während Mum den Kopf schüttelte.
„Keinen Ton zu meinem Aussehen, sonst bleibe ich daheim", war das einzige, das mir herausrutschte, nachdem ich zum Gleiter eilte, der draußen schon auf uns wartete. Mein Dad hatte sich mit seiner neuesten Errungenschaft einen Traum erfüllt. Denn dieser Gleiter war nicht irgendein Gleiter. Es war der Pro Comfort 30.000. Und ja, ich musste zugeben, dass er bequem war.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 03, 2018 ⏰

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