Kapitel 6

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Der riesige Esszimmertisch war mit einer schönen Spitzen Tischdecke bedeckt. David lächelte, als er Megan auf einer Seite Platz nehmen ließ und sich auf den Stuhl neben sie setzte. Sein Bruder saß ihnen gegenüber, und seine Eltern saßen am jeweiligen Ende des Tisches.

Megan hatte sich seit ihrem Martyrium oben, um einiges beruhigt. Sie lächelte Darlene sogar an, fest entschlossen, der Frau zu zeigen, dass sie sie nicht abschrecken konnte. David hatte darauf bestanden, dass sie sich zum Abendessen nett anziehen. Er trug ein Hemd und sie ein blaues Seidenkleid. Megan betrachtete den Tisch und dann die anderen Leute.

Darlene saß am Kopfende des Tisches und sah genauso wie die Königin aus, die sie war. Sam war vergnügt, und lächelte jeden an, und Eric sah so aus, als wäre er bereit, vom Tisch abzuhauen. Megan konnte ihm das nicht verübeln. Wenn David sie die Treppen nicht hinunter gezogen hätte, hätte sie vielleicht die ganze Nacht in ihren Zimmer geschmollt.

Sie wartete darauf, dass jemand anfing zu reden, als ein Dienstmädchen herein kam und einen Teller nach den anderen vor jede Person stellte. Das Essen roch köstlich, aber niemand reagierte. Megan warf einen neugierigen Blick zu David, der zufrieden aussah. Er lächelte sie an und schaute zu seinem Vater. Der ältere Mann räusperte sich und faltete seine Hände.

„Herr, danke für dieses Essen. Bitte segne diejenigen, die es gemacht haben, und diejenigen, die es verzehren werden. Amen." Sie alle wiederholten sein 'Amen' und nahmen dann ihr Silberbesteck auf.

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Megans Teller war leer, ihr Glas Rotwein jetzt nur noch ein viertel voll und dreiundvierzig Minuten waren vergangen, seitdem jemand gesprochen hatte. Ihr Blick huschte zu David und sie fragte sich, was er wohl denken würde.

Sie stieß sanft seinen Fuß unter dem Tisch an und fing damit seine Aufmerksamkeit. Er lächelte sie an und wandte sich dann wieder seinem Steak zu. Ein seltsame Gedanke stahl sich in Megans Kopf. Vielleicht redete niemand, weil niemand jemals am Preston-Tisch sprach.

Sie suchte durch all ihre Erinnerungen als Kind und konnte sich nicht an ein einziges Mal Stille am Tisch erinnern. Es wurde immer gelacht und geredet. Ihre Familie wollte immer wissen, was die anderen so vor hatten, wie ihr Tag gewesen war, oder lachten einfach nur gerne.

Irgendwas stimmte nicht mit Davids Familie, entschied sie schließlich. Sie hatte all ihre Familienmitglieder verloren, aber die Erinnerungen die sie von ihnen hatte, würden ihr für den Rest des Lebens bleiben. Kein Tag verging, an dem sie nicht an etwas dachte, was ihr Großvater gesagt hatte, oder an dem sie nicht in den Spiegel schaute, um das Ebenbild ihres Vaters zu sehen. Ihre Familie war in ihrem Herzen tief verwurzelt, und sie könnte sich nie ein Leben ohne die Liebe vorstellen, die sie ihr gegeben hatten.

Das Abendessen endete mit der gleichen Stille, wie es angefangen hatte. Plötzlich, als wäre ein stilles Stichwort gefallen, stand Sam auf, ging hinüber zu Darlene und zog ihren Stuhl für sie nach hinten. David folgte dem Beispiel bei Megan. Sie lehnte sich an ihm, um ihn eine Frage zu stellen, aber er legte einen Finger auf seine Lippen.

Megan hatte während des ganzen Abendessen nicht gesprochen, nur um seiner Mutter zu gefallen, aber das wurde langsam lächerlich. Sie schloss ihren Mund und seufzte leise. David nahm ihre Hand und drückte sie leicht, während sie in den Salon gingen, um gemeinsam noch etwas zu trinken.

„Das übliche? Dave? Eric?" fragte Sam. Die Brüder nickten und setzten sich einander gegenüber. Megan setzte sich anmutig neben David und hatte angst zu sprechen. „Und für dich Megan?" fragte Sam. Sie wusste plötzlich nicht was sie antworten sollte. Was würde seine Mutter von ihrem Lieblingsgetränk, Cola mit Rum, denken? Sie könnte sich irgendeinen Cocktail bestellen, aber sie hatte damit nicht viel Erfahrung.

Making Him Believe | deutsche ÜbersetzungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt