2. Kapitel

83 3 0
                                    

Rio de Janeiro, Bazar, nächster Tag:

Die Gänse schnattern während ich die alte, aus Holz gemachte, Kasse auf den kleinen Tisch vor mich stelle. Nayara hat mir gesagt sie kommt gegen 10 Uhr zu mir und hilft mir beim verkaufen und schließlich beim zurück bringen der Gänse. Jede Gans hat einen eigenen kleinen Käfig. Ich habe sie auf und neben einander gestapelt so dass jeder die Tiere betrachten kann. Ich setzte mich auf den Klappstuhl hinter dem kleinen Tisch und warte auf Interessierte. Das Doofe an diesem Bazar ist, dass hier eigentlich jeder vorbeikommt der zum Meer will. Und da Rio erstens eine große Stadt ist und zweitens viele Touris hat kommen hier sehr viele vorbei und es ist so eng das man fast keinen Platz für seinen Stand hat. Dass jeder hier vorbei kommt hat noch einen Nachteil da hier dann auch viele Leute in meinem Alter vorbeikommen die mich aufziehen dass ich hier verkaufen muss. Natürlich ist Rio eine riesen Stadt und ich kenne hier sehr viele nicht aber da der Bazar noch in meinem Viertel liegt kenne ich viele Leute, vor allem die in meinem Alter. Das aller schlimmste ist aber wenn die anderen Kinder, um die Mittagszeit, aus der Schule kommen und uns nur so schlauhaft anschauen als wären sie etwas besseres als wir. Aber die sind doch nur auf der Schule weil ihre Eltern mehr Geld haben. Und das regt einen richtig auf. Ich würde mich sehr freuen wenn ich in die Schule kann, denn dann könnte ich einen Abschluss machen und so einen besseren Job bekommen, durch den ich meine Familie versorgen könnte. Aber da meine Mutter nie das Glück hatte auf eine Schule zu gehen und einen guten Job zu ergattern, könnte ich wahrscheinlich nie auf eine Schule. So geht es leider fast allen in unserem Viertel, und das ist nicht gut. "Entschuldige aber wo sind denn deine Eltern, wenn ich fragen darf?" Ich schrecke aus meinen Gedanken hoch. Vor mir steht ein Mann wahrscheinlich ein Touri, denn er hatte einen komischen Akzent. Er hat einen großen braunen Hut, mit weißen an der Seite runterhängenden Bändeln, auf. Ich Schau ihn fragend an und er wiederholt seine Frage "Wo sind denn deine Eltern, wenn ich fragen darf?" "Oh äh... zu Hause, warum?" Ich frage mich nur das dass niemand verbietet." "Warum sollte das den jemand verbieten?" "Weil ihr irgendwie verarscht oder sogar verletzt werden könntet?" "Das ist eigentlich noch nie passiert. Warum sollte das den passieren?" frage ich verwundert. Eine Frau Tippt den Herrn mit dem Hut vor mir an und flüstert ihm etwas ins Ohr. Der Man klatscht sich mit der flachen Hand gegen die Stirn und lächelt mich verschmitzt an. Ich ziehe eine Augenbraun hoch und er fängt an zu reden "Entschuldigung ich habe die Kriminalsrate von Mexiko und Brasilien vertauscht. Nochmals Entschuldigung." Er will sich gerade umdrehen und in dem Getümmel verschwinden, da ergreife ich aber nochmal das Wort "Sind sie Lehrer oder etwas ähnliches?" Der Man dreht sich wendet sich wieder an mich und schaut mich fragend an. Er hat es wohl nicht verstanden deshalb wiederhole ich meine Frage. "Ich bin Lehrer in Portugal, warum?" Meine Augen werden groß. "In welchen Fächern den genau?" "Geographie, Mathe und Physik?" Meine Augen werden noch größer." Sind sie hier nur im Urlaub oder bleiben sie hier länger?" "Ich bin hier nur mit meiner Schulklasse und einem Kollegen auf einem Austausch, warum?" Ich schaue etwas enttäuscht aber antworte ihm "Weil ich gehe nicht in eine Schule und ich möchte so gerne auf eine Schule das ich meine Familie später versorgen kann. Aber meine Mutter hat nicht genug Geld, sodass wir Kinder nicht dort hingehen können. Aber da sie Lehrer sind dachte ich ich könnte mal fragen ob sie mich in die Schule aufnehmen könnten oder so, aber da sie ja nicht hier unterrichten können sie ja auch nichts machen." "D-d-d-das gut mir leid mit deiner Familie. Aber wenn ich mir es Recht überlege könnte ich mal den Austauschlehrer fragen." "Das wäre Spitzen mäßig, wenn sie das machen könnten." Er schenkt mir ein Lächeln und ich rede schnell weiter "Sie können auch eine Gans, ganz um sonst haben." "Nein danke, wenn dann würde ich dir eine Abkaufen." "Aber dann kann ich mich ja gar nicht bedanken." "Wir sollten erst einmal abwarten ob der Lehrer hier einverstanden ist." " Stimmt! Wie wollen sie mir das Ergebnis denn dann bringen?" "Vielleicht morgen hier, an diesem Ort, um die gleiche Uhrzeit?" "Ja das wäre toll!" "Könnte ich trotzdem noch eine Gans haben?". "Natürlich, sie Kriegen sie sogar umsonst wenn sie wollen?" "Nein Danke, wie viel willst du denn dafür." "Nichts!" sag ich grinsend. "Nein das kann ich nicht annehmen. Ach hier hast du 80 Real (Brasilianische Währung , 80 Real = ca. 24 €) " Ich schaue das Geld erstaunt an. Ich reiche ihm ganz langsam einen Käfig und nehme das Geld an mich. Ich schaue ihn geschockt an. Er Lächelt mich nur an "Gern geschehen! Bis morgen." "Tschau..." Ich schaue wieder auf das Geld und meine Augen werden noch größer. So viel Geld hat mir noch nie jemand für eine Ganz gegeben. Sonst haben mir die Leute immer nur 30 Real gegeben, das höchste waren einmal 50 Real, doch niemand hat mir 80 gegeben. Ich Pack das Geld schnell in die alte Kasse und ein Glücks Gefühl breitet sich in mir aus. Als ich Nayara in dem Getümmel vor mir erblicke wird das Gefühl noch stärker und ich springe auf um sie zu mir zu ziehen und sie stürmisch zu umarmen. Ich habe gerade das Gefühl alles ist Perfekt. Nayara schaut mich verstört an und fragt "Was ist den mit dir los?" "Ich bin glücklich!" "Erzähl!" Ich erzähl ihr von dem Mann, dass er ein Lehrer ist und das ich so viel Geld von ihm bekommen habe. Als ich fertig bin Strahlt sie mich an "Wow, das ist ja toll zeig mal." Ich mache die Kasse auf und zeige ihr das Geld. Sie nimmt es in die Hand und sagt "So viel Geld hatte ich noch nie in der Hand!" "Ich auch nicht!" stimme ich ihr zu.

Nachdem Nayara und ich dort noch eine Weile saßen und redeten und ab und zu jemand an unseren Stand anhielt räumten wir den Tisch auf und die Restlichen Käfige mit den Gänsen in den großen Wagen. Dann klappten wir den Klappstuhl zusammen und legen ihn mit der Kasse auch noch auf den Wagen. Insgesamt haben wir 180 Real verdient und ich war stolz drauf, denn heute war ein sehr erfolgreicher Tag. Nayara und ich machen uns auf den Weg nach Hause, eine schiebt hinten am Wagen und die andere zieht vorne. So machen wir uns auf den Weg nach Hause.

Zu Hause angekommen Laden wir schnell den Wagen aus und nehmen die Kasse mit ins Haus. Dort suchen wir meine Mutter, die aber leider noch nicht da ist. Also verstauen wir erstmal das Geld hinter dem Sofa in der Wand und dann muss Nayara leider gehen. Ich verabschiede sie und beschließe, nachdem sie gegangen ist, noch bei Cyr vorbei zu schauen, um ihm zu sagen das ich morgen auf den großen Platz nicht mitkommen kann, da ich ja wieder auf den Bazar muss.

Ich klopfe an dem Türrahmen der zu Cyrs Haus führt. Cyr und seine Familie haben leider keine Tür, weil sie ihnen geklaut wurde. Cyr kommt mir entgegen und begrüßt mich freudig. "Was machst du den hier, Luma?" er schaut mich verwundert an. Ich muss dir etwas schlechtes überbringen." "Und das wäre?" "Ich kann morgen mit dir, Thiago und Jamiro nicht mit auf den großen Platz kommen." ich schaue ihn traurig an. "Und warum nicht?" Ich erzähl ihm die Geschichte, das ich vielleicht auf eine Schule kann und so viel Geld bekommen habe. Und schließlich dass ich diesen Mann morgen wieder treten werde. "Das ist doch toll, das wäre echt spitze." Freut Cyr sich für mich. "Ja das finde ich auch. Ihr müsst morgen dann allein gehen, wenn das für euch ok ist?" "Ja natürlich ist das ok für uns. Ich erzähl dir am Abend dann alles und du mir auch ok?" "Ja! Gut! Dann bis morgen!" "Tschüss!" Cyr winkt mir noch hinterher bevor ich mich endgültig umdrehe und mich glücklich auf den Weg nach Hause mache.

Bazar, nächster Tag, kurz vor 10 Uhr:

Nun warte ich schon seit 10 min auf diesen Mann mit dem komischen Hut. Ich bin es nicht gewohnt zu warten, deshalb kommen mir die 10 min vor wie 1 Stunde. Aber ich habe die Uhr nur so gut im Blick weil ich jede zwei Sekunden auf die große verstaubte Kirchturm am Kirchturm schau. Ich habe heute keinen Stand aufgebaut deshalb sitze ich nur auf einer großen Holz Kiste wo wahrscheinlich mal Fisch oder sowas drin war. Nun Stelle ich mich auf die Kiste und Schau über den Bazar. Mein Blick wandert nun wieder zur Uhr, die mir zeigt das es gleich Leuten wird. Mein Blick wandert wieder über den Bazar und da! Plötzlich sehe ich diesen Hut. Diesen braunen Hut, mit weißen an der Seite runterhängenden Bändeln. Er bewegt sich schnell auf mich zu. Ich kann das Gesicht nicht erkennen, aber ich setzte mich wieder auf die Kiste und warte. Mein Herz pocht immer schneller. Und ich frage mich immer wieder 'Werde ich auf eine Schule kommen?'

WMOnde histórias criam vida. Descubra agora