1.Kapitel

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Brasilien, Rio de Janeiro, Dezember, 2013:

Der Ball fliegt und fliegt. Nichts kann ihn aufhalten. Er fliegt perfekt in den Winkel. Er wurde so mit dem Innenriss angedreht, dass er über die Mauer perfekt in den Winkel fliegt. Der Torwart schaut nur überrascht den krassen Schuss hinterher. Der Ball fliegt weiter ins Tor. Perfekt in den linken oberen Winkel. Der Schütze jubelt und seine Mannschaft mit ihm. Der Schütze bin ich. Luma. Ja, ich bin ein Mädchen so wie meine Geschwister, Maira und Vita auch. Meiner Familie geht es nicht gut, mein Vater ist vor einem halben Jahr gestorben und meine Mutter arbeitet schon rund um die Uhr, dass wir überleben können. Wir gehen alle nicht zur Schule da wir zu wenig Geld haben. Deshalb ist mein größter Wunsch eine Fußballkarriere anzufangen um meiner Familie am Leben zu halten. Weil ich nicht in die Schule gehe, kann ich mich darauf auch mehr konzentrieren. Meine Mutter regt sich oft auf das ich deshalb nicht so viel helfen kann, aber immer wenn ich ihr dann von meinem Traum erzähl, beruhigt sie sich wieder schnell, weil sie an mich glaubt. Jedenfalls gehen Cyr, mein aller aller aller aller bester Freund, und ich fast jeden Tag auf den sandigen Sportplatz in unserer Favela und spielen Fußball. Meistens bin ich das einzigste Mädchen aber manchmal ist auch Nayara, eine meiner besten Freundinnen, da. Jedenfalls lieg ich gerade in den Armen von Cyr, Lino und Jamiro die mich bejubeln. Nachdem der Schuss im Tor gelandet ist, sind die drei auf mich gestürzt und haben mich umarmt. Unser Torwart Marcio klatschte nur begeistert in die Hände und jubelt mir zu. Als die drei sich von mir lösen, flüstert mir Cyr noch was ins Ohr "So ein krassen Schuss hast du aber lang nicht mehr hinbekommen!" Er grinst mich an und geht dann auch zu seiner Wasserflasche und nimmt ein kräftigen Schlug. Ich lächel ihm noch hinterher bevor ich ihm folge und etwas trink. Meistens sind Cyr, Lino, Jamiro, Marcio, Luiz, Thiago, Joas und ich hier. Das sind alles Jungs ca. in meinem Alter aus dieser Favela. Manchmal sind auch noch andere Jungs da wie heute. Heute haben wir zwei Fünfer Teams gebildet und spielen gegeneinander. Immer einer der Mannschaften ging ins Tor. Wir stellen uns wieder auf unsere Positionen und das Spiel geht weiter.

Nachdem wir das Match beendet haben sind nur noch Thiago, Cyr und ich hier, also üben wir Finten. Thiago behauptet immer er wäre der beste im Tribbeln mit dem Ball, aber zwei Sekunden später, wenn Cyr und ich uns einen Ball geschnappt haben, steht er nur noch mit zwei Wirbelwinden auf dem Platz. Nachdem Cyr und ich uns dann wieder zu ihm gesellt haben ist er immer ganz beleidigt und versucht uns die Bälle aus der Hand zu schlagen, das wir natürlich gekonnt abwehren. Jedenfalls war ich viel zu kaputt um ihm zu zeigen wer hier der/die bessere ist. Deshalb schnappt sich Thiago nun einen Ball und zeigt uns seinen neusten Trick. Wenn ich ehrlich bin ist der gar nicht so schlecht. Ich klatsche in die Hände und Cyr fällt mit ein. Thiago sieht stolz zu uns und kommt wieder zu uns rüber. "Das könnt ihr nicht oder?" "Wie sollen wir den Trick können wenn wir ihn nicht mal kennen?" frage ich lachend."Keine Ahnung! Ich dachte wenn ihr so Super Fußballspieler seid, seid ihr vielleicht auch Super Hirne." antwortet er beleidigt. "Thiago! Wir gehen nicht mal zur Schule, genau wie du!" lacht Cyr. "Ok! Ihr habt recht, ihr hättet den Trick nicht machen können. Aber der war gut oder?" "Nicht schlecht!" sagt Cyr anerkennend. "Tja!"Thiago schaut auf seine verstaubte Armband Uhr." Ohu! Mist! Sorry ich muss gehen, sonst krieg ich Stress mit meinem Alten." Er winkt zum Abschied, schnappt sich seinen Ball und seine Wasserflasche und verschwindet. Wir schauen ihm noch nach bis er um die nächste Ecke gebogen ist. "So... Und was sollen wir jetzt machen?" fragt mich Cyr. "Ich glaub wir sollten auch so langsam nach Hause gehen. " gebe ich von mir. Wir nehmen unser Zeugs und machen uns zusammen auf den Heimweg. Ich kletter die Regenrinne hoch und komme schnaufend am Dach an. Cyr folgt mir. Wir machen uns auf den Weg zu unserem Lieblingsplatz, bevor wir nach Hause gehen. Ich springe mit viel Anlauf auf das nächste Dach. Meine rechter Fuß findet aber kein Halt und rutscht ab. Ich Kralle mich gerade noch so an der Regenrinne fest bevor ich in die dunkle Gasse unter mir falle. Cyr hält mir seine Hand hin und zieht mich hoch. Er weiß das es mir gut geht, weil es mir öfter passiert. Ich hab jetzt nicht so das Talent fürs Klettern. Er schaut mich nur etwas komisch an bis er schmunzelt und ich muss sofort mit schmunzeln, bis es zu einem Lachen wird das ich sowie er nicht unterdrücken kann. Lachend gehen wir weiter. Den nächsten Abgrund meistere ich geschickt und wir gehen langsam weiter. Vor uns Baut sich eine Mauer auf und Cyr hilft mir mit einer Räuberleiter hoch. Ich ziehe ihn von oben hoch und wir balancieren auf der Mauer weiter bis wir an eine Hauswand mit Regenrinne kommen. Dort klettern wir hoch und setzten uns auf das Dach. Wir schauen über die Häuserdächer Rios und genießen die Stille. Hier oben ist einer meiner Lieblingsplätze. So Still, so schön, einfach bezaubernt. Vor allem beim Sonnenuntergang. So wie jetzt. Die Sonne geht ganz langsam am Horizont des Meeres unter. Die letzten Sonnenstrahlen spiegeln sich auf den Dächern und versetzten die Stadt so in eine goldende Stadt. Das ist so wunderschön mit dem Meer und der Stadt, dafür findet man keine Worte. Cyr und ich kommen hier fast jeden Abend hoch und genießen einfach still den Sonnenuntergang. Während dessen kann man alles um sich herum vergessen. Langsam wird es immer dunkler in der Stadt. "In ca. zwei Minuten wird die Sonne ganz weg sein. Wir sollten uns auf den Weg nach Hause machen wenn wir nicht im Dunkeln auf den Dächern ausrutschen wollen und uns so veletzten. Das ist das letzte was ich jetzt gebrauchen könnte." Ich muss bei Cyrs Worten schmunzeln. Er ist immer so fürsorglich und hat immer ein bisschen Angst. Ich nicke im zu und ohne ein weiteres Wort stehen wir auf und machen uns, in schnellem Tempo, zurück auf den Weg..

Als wir wieder auf sicherem Boden stehen gehen wir zusammen die enge Gasse entlang. Man hört die lauten Geräusch der großen Straße die nah bei unserem Haus ist. Dort ist immer was los egal bei welcher Uhrzeit. Das ist oft sehr nervig. Aber besser ein Haus an einer lauten Straße als gar kein Haus. Wir gehen schweigend neben einander her bis die Abzweigung kommt wo ich nach links abbiegen muss. Ich umarm meinen besten Freund und flüster ihm noch was ins Ohr "Tschüss! mach's gut! Bis morgen!" er antwortet mit einem "Tschau!" und einem Lächeln bevor er sich umdreht und im Dunkeln verschwindet. Normalerwiße reden wir mehr mit einander aber gerade hatten wir einfach nichts zu bereden. Warum sollte man dann auch reden? Ich drehe mich auch um und schlender den Weg hoch bis zu unserem Haus. Dort angekommen klopf ich an die Haustür und schieb kurz danach die laut quitschende Tür auf. Ich Lauf in das Hauptzimmer, das für uns Küche und Wohnzimmer gleichzeitig ist. Dort sitzen alle drei schon und schauen mich erfreut an. Maira und Vita, meine beiden kleinen Schwestern, springen sofort auf und umarmen mich stürmisch. Ich Streiche einmal kurz über ihre Köpfe bevor ich mich an meine Mutter wende."Was habt ihr heute so gemacht?" "Maira und Vita waren mit ihren Freundinnen hier im Haus und haben Putzfrauen gespielt und so ist hier jetzt alles Blitz blank. Während dessen war ich im der Nähfarbrik und kam erst gegen 19 Uhr nach Hause. Dann sind wir alle zusammen einkaufen gegangen und jetzt bist du ja da und wir können zusammen essen." Vita und Maira nicken eifrig und setzten sich wieder an den Tisch. Ich setzte mich dazu und brech mir ein Stück Brot ab. Ich esse sehr langsam das ich von dem wenigen Essen auch satt werde. Nachdem jeder sein Anteil gegessen hat liegt noch ein kleines Stück in der Mitte des Tisches. "Mama du kannst das essen, du hast am meisten von uns gearbeitet!" meint Vita mit ihrer zierlichen Stimme. Darauf hin antwortet sie "Ich finde Luma sollte es bekommen sie hat heute wieder viel Sport getrieben und hatte heute den ganzen Tag bestimmt nichts gescheites zu Essen.Oder Luma?" ich nicke betroffen. Ich nehme das Stück zu mir, aber Teile es in vier Stücke auf. Reiche es meiner Mutter und meinen Schwestern und esse mein Anteil dann voll auf. Meine Familie schaut mich dankend an. "Ich habe noch eine Überraschung für euch." Meint Mum als sie aufspringt und in den Schuppen rennt. Wenige Minuten später kommt sie wieder mit ein paar Stoff Stücken in der Hand. Jedem gibt sie eins und ich schaue es verwundert an. Ich Falte das zerknüllte Stoffbündel auf und ein Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus. Es ist ein Brasilien Trikot mit der Nummer 14. Meiner Lieblingszahl. Ich springe auf und umarme meine Mutter stürmisch. "Danke! Danke! Danke!" "Kein Problem das hab ich von meinem Chef in der Nähfarbrik bekommen weil ich eine seiner besten Arbeiterinnen bin!" antwortet Mum amüsiert. Maira und Vita kommen auch angestürmt und springen Mum in den Arm. Sie haben beide ein Mickey Mouse T- Shirt bekommen.

Nachdem Mum und ich, Vita und Maira ins Bett gebracht haben setzten Mum und ich uns auf das Sofa. "Ich hab vor morgen auf den Bazar zu gehen und dort versuchen unsere Gänse zu verkaufen. Mit dem Geld könnten wir die nächste Woche gut überbrücken." sagt meine Mutter schlapp zu mir. "Ich kann das auch für dich übernehmen, dann kannst du mal einen Tag Pause machen." Biete ich ihr an." das wäre nett von dir. Wie sieht es eigentlich mit Fußball bei dir aus?" "Ganz gut! Ich hab vor übermorgen mit Cyr, Thiago und Jamiro auf den großen Platz im Stadtzentrum zu gehen. Da sind öfter mal Scouts zu sehen. Vielleicht hab ich Glück!" "Könntest du mir nicht hier mit den Kindern und den Gänsen helfen?" "Das kann ich ja am Vormittag wir gehen erst am Nachmittag." "Ok, ein Versuch kann ja nicht Schaden." "ja genau und jetzt sollten wir lieber schlafen gehen." Ich gebe meiner Mutter einen Kuss auf die Wange und flüster ihr noch ein 'Gute Nacht' zu bevor ich in mein Bett schlüpfe.

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