in finsterster Nacht

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Buch 1: Frostkuss s. 113 - s. 116

IN FINSTERSTER NACHT

„Bis dann, Logan", rief Sydney und grinste mich an. Sie hob die Hand und winkte mir zu, als ich mich zum Fenster schob und bemerkte, dass es dort schon dunkel war. Jedoch würde ich mich hüten und jetzt durch das Komplette Walhalla Wohnheim Watscheln. Die ganzen Walküren würden mich zerfleischen, vor allem, da ich bei Sydney war.

Sydney war eine zierliche Walküre mit langen, blonden Locken und großen blauen Augen. Ihr Lächeln strahlte, sie hatte einen unglaublichen Augenaufschlag und eine niedliche Stupsnase. Sie war hübsch und intelligent. Und doch ... recht naiv.

Oft sagte sie Dinge, wo man dann nichts anderes herausbrachte als ein mittleidiges: „Ohhhh ... Sydney."

Aus ihr brachen oft Sätze aus, von denen man sich fragte, aus welchen Tiefen ihres Gehirnes die jetzt gefallen waren. Wie bei einer Simplen Matheaufgabe, die Oliver ihr aus spaß mal gegeben hatte.

Martin kauft 6 Flaschen Limonaden und 5 Flaschen Orangensaft für zusammen 10,50$. Thomas zahlt in demselben Geschäft für 3 Flaschen Limonade und 4 Flaschen Orangensaft 7,50$.

Stelle eine Sinnvolle Frage und beantworte diese mit Hilfe eines Gleichungssystems!

F: Warum muss Martin mehr bezahlen?

R: ----

A: Weil er mehr Flaschen gekauft hat.

Ohhhh ... Sydney! Und genau diese Situationen machten die Leute um sie herum so fertig. Warum hatte sie nicht einfach wie alle anderen die Aufgabe lösen und herausbekommen dass die Limonade jeweils 0,50$ und jede Orangensaftflasche jeweils 1,50$ kostete.

Aber so dachte Sydney nun mal nicht. Was leider echt traurig war. Ansonsten wäre sie fast perfekt. Jedoch war das egal. Ich würde ja sowieso mit Savanna zu diesem Ball gehen.

Daher ... Ich hob meine Hand und machte ebenfalls eine winkende Bewegung. Auf Sydneys Lippen erschien ein lächeln. Sie ließ sich auf ihr Bett fallen und starrte verträumt an die Decke. Dabei begann sie dann, verträumt vor sich hin zu summen und ignorierte total, dass ich noch da war.

Ich verdrehte die Augen ... das war doch echt typisch. Also öffnete ich das Fenster, an dem ich doch sowieso schon stand, warf meinen Rucksack hinaus und sprang direkt hinterher aus dem ersten Stock.

Ich landete in einer perfekten Hocke und stallte mich problemlos auf die Beine. Es waren ja auch nur 6 Meter. Jedoch wurde meine Hose schmutzig, also klopfte ich ein paar Blätter von meinen Jeans und sah dann auf. Vor mir stand ein Mädchen. Turnschuhe, Jeans, ein Kapuzenpulli, lockiges braunes Haar und violette Augen. Gwendolyn Frost – der Freak – und starrte mich an.

Ich verbannte jegliches Gefühl aus meinem Gesicht. Es wurde zu einer Maske. Meine Augen verengten sich zu Schlitzen und ich kniff meinen Mund zusammen.

Mir war klar, dass ich im Dunkeln recht verschwörerisch Aussehen musste. Aber vielleicht wirkte ich auch einfach psychopatisch.

„Sieh an, sieh an, wenn das nicht das Gypsymädchen ist, das hier ganz allein im Dunkeln herumläuft", sprach ich Geheimnisvoll. „Was tust du hier?"

Sie drückte sich ihre Tasche an die Brust und zu meiner Belustigung bemerkte ich, dass sie Angst vor mir zu haben schien. Jedoch schien dass ihrer Frechen Zunge nicht im Weg zu stehen.

„Ich schleiche mich zumindest nicht aus dem Zimmer irgendeines armen Mädchens, wie du es offensichtlich gerade tust."

Ich konnte nicht anders, als sie spöttisch an zu grinsen und trat näher an sie ran. Zu meiner Überraschung wich sie nicht zurück, sondern starrte mich an.

„Du hast Recht", sagte ich. „Ich hatte eine Verabredung. Und du? Was tust du hier?"

Sie umklammerte ihre Tasche noch fester, doch blieb ihre Stimme blieb ganz ruhig. „Nichts. Ich bin einfach nur auf dem Weg zu meinem Wohnheim. Wirklich, gar nichts."

Wir starrten einander an. Ihre Augen leuchteten nun nicht mehr violett, denn auf unsere geringe Entfernung hin erkannte ich, dass es mehr purpurn war. Wirklich wunderschön, diese Farbe. Warum war mir das nicht vorher aufgefallen? Sicher, wir hatten uns erst einmal gesehen, aber sonst habe ich eine mehr als gute Beobachtungsgabe. Doch das war mir nicht aufgefallen. Schade.

„Also, ich denke, ich werde jetzt woanders nichts tun. Vielleicht in meinem Zimmer. Willst du dich mir anschließen?"

Ihr Mund klappte leicht auf und die Angst war innerhalb einer Sekunde verschwunden. Stattdessen sah ich nun entsetzen in ihren Augen. Ich konnte eindeutig sehen, dass sich etwas, wie ein Schalter in ihr umlegte und all die Empathie, die sie sich eben noch zwangsweise für mich aufbringen konnte, verschwand. Doch ich konnte es nicht lassen.

Ich wollte tatsächlich Zeit mit ihr verbringen. Auch, wenn wir nur redeten.

„Also, was sagst du, Gypsymädchen? Willst du mit auf mein Zimmer kommen und wir machen zusammen nichts?"

Irgendwie sah sie auf einmal sehr Müde aus. „Tut mir leid. Ich glaube, ich rufe lieber meine Grandma an."

Meinte sie die gleiche Grandma wie beim letzten Mal?

„Die Grandma, die dafür sorgen kann, dass einem Kerl der Schniedel abfällt?", fragte ich mit ehrlichem Interesse.

„Genau die. Und ich erzähle ihr auf jeden Fall von dir. Ich muss jetzt los. Ciao." sagte sie und lächelte mich strahlend an. Sie wirkte um einiges schöner, als diese Ernste Miene.

Sie schob sich an mir vorbei und ging einfach weg. Ich konnte nicht anders, als ihr hinterher zu sehen. Beobachtete jeden ihrer Schritte und beobachtete, wie ihr Haar hin und her wehte. Es sah lustig aus und doch Hinreißend. Ich musste lächeln und tatsächlich warf sie mir, bevor sie um die Ecke bog noch einen letzten Blick zu, was mich aus einem unerfindlichen Grund ziemlich glücklich machte.

Gwendolyn verschwand um die nächste Häuserecke und verschwand aus meinem Blickwinkel. Dennoch blieb ich noch bestimmt eine Minute stehen, bevor ich meinen Rucksack nahm um zu meinem Wohnheim zu gehen.

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Wegen der Mathe Aufgabe.

Eine Freundin von mir hat genau das während eines Testes als Antwort bei genau der gleichen Aufgabe hingeschrieben. Seitdem ist das so ein Running Gag bei uns.

Ein hoch auf dich Lena <3


Logans POVKde žijí příběhy. Začni objevovat