Die Suche nach der Lichtung

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„Der Tag ging so schnell vorüber, nicht?“, fragte er mich.

Ich nickte. „Unglaublich schnell. Zu schnell.“ Vorsichtig rutschte ich noch näher an seine Seite, sodass ich meinen Kopf an seine breite Schulter legen konnte. Dann hatte ich urplötzlich eine Idee, die ich sofort umsetzen musste, obgleich es in einer Stunde stockduster sein würde. Jake wäre ja bei mir.

„Jake?“ Ich war jetzt richtig aufgeregt.

„Ja?“

„Sag mal …“, sinnierte ich. „Was hältst du von Nachtwanderungen?“

Seine Augen weiteten sich. „Wir beide? Wohin?“

„Komm. Ich erklär es dir, wenn wir im Auto sitzen.“

Ich stand auf, seine Hand umhüllte immer noch meine, und zog ihn mit mir zu meinem Transporter. Während ich mich hineinsetzte, überschlug sich mein Herz holprig und donnerte dann doppelt so schnell in meiner Brust. So aufgewühlt und voller Tatendrang war ich nicht gewesen seit meiner Ankunft in Forks. Ich konnte es kaum erwarten, endlich dort zu sein. 

Ein Platz, abgeschieden von Zeit und Ort.

Eine Wiese, so wunderschön und bezaubernd, umringt von dicht aneinander stehenden Bäumen und Büschen.

Eine Lichtung mit einer Erinnerung, die mir eine Gänsehaut von Kopf bis Fuß und durch Mark und Bein bereitete und mich das Atmen vergessen ließ.

Denn, es war seine Lichtung.

„Bella!“

„Was denn?“

„Weihe mich doch bitte endlich ein!“

Ich seufzte. „Gleich.“

Wir flogen beinahe über die Straße, so schnell raste ich über den Highway. Mein ganzer Körper bebte vor Aufregung, nur der Gurt des Sitzes hielt mich an meinem geordneten Platz. Und genauso wie ich äußerlich zitterte, polterte auch mein Herz und ich atmete keuchend und stockend. Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf. Vielleicht würde ich ihn dort treffen. Aber das war unwahrscheinlich, beinahe fiktiv; er bevorzugte diesen Ort nur bei Sonnenschein, weil er so abgeschieden von der Öffentlichkeit war und niemand sonst dahin gelangte. Und was, wenn dieser herrliche Platz, der mich und Edward in meinem Traum so gefährlich nahe gebracht hatte, nur ein Trugbild war, ein endgültiges Hirngespinst? Es würde mich umbringen und mir jeglichen Glauben an Hoffnung nehmen, das stand fest.

„Ist jetzt ‚gleich‘?“, setzte Jake wieder an.

Energisch atmete ich aus. „Okay. Ich erzähl es dir. In meinem Traum bin ich mit Edward auf einer wunderschönen Lichtung gewesen. Sie ist einfach himmlisch und ich muss dorthin. Beantwortet das deine Frage?“ Mir war nicht nach erklären zumute, schließlich musste ich mich auf die Fahrbahn konzentrieren, um bei meinem Tempo nicht gegen einen Baum zu krachen.

„Und du musst diese Lichtung natürlich jetzt sofort suchen. Die Sonne ist sicherlich gleich ganz hinter dem Horizont verschwunden“, stöhnte Jake und lehnte sich, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, an die Rückenlehne seines Sitzes.

„Nein“, erwiderte ich. „Sonst werde ich morgen früh aufwachen und riesige Augenringe haben, weil mich diese Möglichkeit, mehr Hoffnung und Glauben zu bekommen, um den Schlaf bringen wird.“

„Aha.“ Das war alles, was er sagte.

Ich fand die Einfahrt, die Edward und ich eingeschlagen hatten als er mir die Lichtung das erste Mal gezeigt hatte auf Anhieb und hüpfte regelrecht aus dem Auto, nachdem ich hektisch den Schlüssel herausgenommen hatte. Mir war danach, gleich in den Wald zu rennen und über Stock und Stein zu stolpern, insofern es mich dieser Wiese näherbringen würde.

Bis(s) zum Erwachen - Wie ein Déjà-vuWhere stories live. Discover now