Kapitel 1: Verliebt sein & verlassen werden

165 12 13
                                    

Ohne Umschweife und ohne große Worte der Begrüßung beginne ich sogleich mit einem sehr umfangreichen Thema, über das man gut und gerne mehrere Tage streiten bzw. schreiben kann. Ich möchte auch gar nicht darüber diskutieren, ob es so etwas wie wahre Liebe bzw. eine erste große Liebe gibt. Für mich persönlich existiert aber der Gedanke, dass ein starkes Gefühl der Zuneigung, nennen wir es mal vorsichtig Liebe, existiert und man sich sehr schnell darin verlieren kann. Zum Guten oder zum Schlechten, das ist stets situationsbedingt und abhängig vom Charakter der jeweiligen Person. Selbst die stärksten Persönlichkeiten zerbrechen zusehends in Anbetracht des Schadens bzw. des Glücksgefühls, was die Liebe verursachen und auslösen kann. Jeder geht unterschiedlich an das Gefühl heran, das uns vorgaukelt, wir könnten schweben, könnten alles erreichen, wenn nur die Person an der Seite ist, die uns lachen lässt, die uns aufbaut, wenn wir nicht mehr aufstehen wollen, die wie eine Stütze ist bei Hürden, die wir aus eigener Kraft nicht überwinden können.

Liebe kann so vieles sein. Liebe kann die körperliche Zuneigung zweier Menschen sein. Liebe kann ein einfaches „Hallo" auf der Straße sein. Liebe ist womöglich auch der Gedanke und Wille, die Welt ein Stückchen besser zu machen. Für mich war Liebe immer eine sehr komplizierte Sache. Wenn man sich auf sie einlässt, findet man sich sehr schnell in einer Art Abhängigkeit zu seinem Gegenüber wieder. Sei es ein guter Freund, ein Partner oder die Familie. Liebe stellt einem stets auf die Probe, ist immer ein Test, ob man noch weiter gehen kann, als man schon gegangen ist. Sie verlangt, wenn du mit beiden Beinen im Wasser stehst, sollst du gefälligst bis zum Hals im kalten Nass versinken, auch als Nichtschwimmer. Insbesondere als Nichtschwimmer solltest du dich dessen bewusst sein, dass du mutig sein musst, um beispielsweise deine Herzensdame zu erobern, sie zu beeindrucken, sei es durch einen, heutzutage leider altmodisch erscheinenden Brief oder die immerwährende Zusicherung, dass es nur sie in deinem Leben gibt. Letzteres solltest du so oft wie nur möglich zeigen, egal ob es dich nervt, egal wie oft sie dich fragt, ob du sie noch liebst oder, ob du mit ihr zufrieden bist. Es spielt keine Rolle, ob du klein, groß, hübsch, hässlich, schlau, dumm, reich oder arm bist. Jeder Mensch hat die Kraft in sich, seinen Schwarm zu überzeugen, ihn zu überzeugen, dass du es ernst meinst.

Sicherlich gibt es unter den vielen schönen Rosen da draußen auch etliche Plastikblumen und oftmals verletzt man sich auch an ihren Dornen. Der Duft einer Frau ist ohne Frage betörend, die Eleganz und das Lächeln lässt einen Verliebten nicht richtig atmen, lässt ihn tollpatschig sein, weil sie ihn völlig aus dem Konzept bringt. Lässt ihn dummes Zeug daher stammeln, bringt ihn dazu Sachen zu wagen, die ihm im Traum nie eingefallen wären. Leider kann ich nicht explizit auf eine bestimmte Beziehung eingehen, weil die Jahre meine Erinnerungen verblassen ließen und ich keine Ex-Partnerin bevorzugen möchte. Jedoch konnte ich vieles lernen. Durfte viel Schönes erfahren, aber auch sehr viel Leid und Schmerzen. Es gab Tage, an denen ich mein Grinsen nicht verbergen konnte und ich am liebsten jedem in der Stadt erzählt hätte, wie glücklich, wie verliebt ich doch sei. Wie perfekt alles ist, dass man noch nie so antriebsstark war und man vor Tatendrang nur so strotzte. An denen man beim Wiedersehen sofort in Ekstase verfiel und die Leidenschaft alles andere überwog, nicht mal ein „Hallo" herauskam und beide sich sofort im Bett wiederfanden und man sich liebte, als gäbe es kein Morgen mehr. Skurriler Weise ist das näher an der Realität, als es den Anschein hat, wenn man die Stunden in der Nacht vorbeiziehen lässt, weil man die Finger nicht eine Sekunde voneinander lassen möchte und bei Tagesanbruch in den Armen seiner Geliebten einschläft und sich vorstellt, dass so der Himmel sei und es nicht besser werde. Verliebtsein lässt sich wohl am besten beschreiben, wie eine Achterbahnfahrt, kurz bevor der Wagon nach unten rauscht. Wenn man an der Spitze stehen bleibt, nach unten sieht, das Herz für einen Moment stillzustehen scheint und man beim Hinabrauschen urplötzlich einen derartigen Adrenalinschub verspürt, das Herz wie wild zu rasen beginnt und man nicht mehr weiß, wo einem der Kopf steht. So würde ich das Gefühl von echter Liebe beschreiben.

Die Komplexität des LebensWhere stories live. Discover now