Nachts.

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Und ich warte doch bloß auf Hände, die sich um Meine schließen, auf Licht, auf Trost. Worte schleichen sich auf meine Zunge, doch aussprechen kann ich sie nicht. Will die kühle Klinge spür'n, will das Blut spür'n, will Schmerz spür'n. Doch will das nicht, will stark sein, will nicht enttäuschen, will das schaffen und nicht nachgeben. Hasse mich für diese Gedanken und hasse mich für den Hass auf mich. Hässliche Worte, doch wahrer als die Schönen. Lügen aus Kristall fließen aus der Feder, tagtäglich, doch die Wahrheit ist hässlich, unförmig, liegt schwer auf der Zunge. Male Bilder, um die Mauer zu schützen, male Bilder, um die Klinge fernzuhalten, male Bilder, um das Rot nicht zu sehen. Schwarz-weiße Bilder statt der roten Wahrheit zieren meine Arme, lügen mir dreckig ins Gesicht, obwohl sie die Gedanken kennen, hören, spüren, wissen, dass ich die Lügen sehe. Schwarz-weiße Bilder, fröhlich, falsch, brennender Schmerz auf schwarz-weißen Bildern, statt der silbernen Wahrheit. Bewerte alles, auf der endlosen Suche nach dem besseren Tag, Tabellen im Kopf, Listen auf Papier, Kontrolle in der Hand. Sehe nichts, doch spüre auch nichts, ich will doch bloß frei sein, will doch bloß Arme sehen wo Arme sind, statt Wunden die nur in meinem Kopf existieren. Ich sehe die Illusion im roten Schleier der schwarzen Gedanken,  die mich treibt, die nur nicht gewinnt, weil da Bilder sind, schwarz-weiß, fröhlich, falsch, Bilder, die Lügen sind, aber Bilder, die mich abhalten. Und ich liege wach, bis die Gedanken langsam zu zuckerwattezarten Wolkenwelten werden, die zu Schattengestalten werden, zu mörderischen Illusionen, die mir den Schlaf rauben, bis das Licht mich erweckt.

ScherbensturmWhere stories live. Discover now