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Es dauerte nicht lange und er war wieder da. Stand einfach so mit seinem viel zu teuren Wagen vor meiner billigen Studentenwohnung. Brachte Chaos und Verwirrung in mein Leben.  Aber das ich mich nicht freute, ihn schon bereits am nächsten Tag wieder zu sehen war gelogen. Alles brannte förmlich in mir. Der Gedanke an seine warmen Lippen auf meinen ließ mein Herz schneller schlagen.

Er brachte mich zu einem ganz besonderen Ort. Dem Ort, an dem wir sehr viel Zeit zusammen verbracht hatten. Das alte Haus wirkte fast familiär auf mich. Auch der Wald hatte seinen Schrecken auf mich verlor. Es war mehr als deutlich, dass Dinge sich geändert hatten.
Ich war seit damals nie wieder hier her zurückgekehrt und es fühlte sich äußerst komisch an. 

Hätte ich es nicht gewollt, hätte Steel es nicht von mir verlangt. Nein, nun war ich in der Position selber entscheiden zu dürfen. Nun interessierte es ihn, was ich wollte. Aber ich wollte die Jungs sehen. Ich sagte ihm, das sei okay.

Sie empfingen mich in der Küche, saßen alle ausnahmslos vor einem Aschenbecher und qualmten. Sie nickten alle und der, auf dem ich mich am meisten gefreut hatte, lächelte mich an sanft. 

Alex war groß geworden. Er war mächtig gewachsen, hatte breite Schultern bekommen und seine Gesichtszüge hatten kantigere Formen angenommen. Die dunklen Augenbrauen über seinen Augen verzogen sich nun so oft eindeutig in eine Position, die klar machte, dass er sich Sorgen machte.

Richtig, er war ja damals noch fast ein Kind gewesen. Gerade mal siebzehn Jahre alt und mit Steels Hilfe schon tief in etwas gefangen, aus dem er wohl niemals rauskommen würde. 
Nun war er neunzehn und machte den Eindruck eines richtigen Mannes. Er war nicht so wie Steel, aber dennoch hatte er das strenge, dominante Kommando über die neugegründete Truppe übernommen, während Steel weg gewesen war. Ich hoffte so sehr, dass sein Lächeln und der sanfte Händedruck niemals verschwinden würden. Aber da hatte ich angesichts der Probleme und Geschäfte, die sich nun in Alex Kopf stapelten Zweifel. 

Dieser Alessio war mir gegenüber kühl, distanziert. Wahrscheinlich wusste er nicht, was er von dem Mädchen, von dem Alex und Steel so viel erzählt hatten, halten sollte. Wusste nicht, was Steel an ihr fand.

 Und es war genau das, was mir auch auf der Seele lag. Steel konnte jede haben. Er war -böse, mächtig...kein Wort der Welt konnte ihn vollends beschreiben und ich war so... unscheinbar. 

Nathan sah Alex sehr ähnlich. So wohl vom äußeren, als auch vom inneren. Er verkörperte quasi den jüngeren Alex. Mir wurde aber gesagte, dass Alex es nicht gefiel, dass sein Cousin hier war. Dass er größenteils versuchte ihn aus dem Dreck fernzuhalten. Aber tief im Inneren wusste Alex, dass das weder bei ihm, noch Steel, James, Karl und Alessio geklappt hatte. Es schien so, als teilten die Jungs das gleiche traurige Schicksal. Und ich konnte nicht das geringste dagegen machen.

Besagter Karl war weiter gezogen, nachdem Steel gegangen war. Alex sagt, er treibt sich in Süddeutschland rum und hat dort Geschäfte mit Zuhälterei am laufen. Auch das will ich lieber gar nicht wissen. 
Ich dachte nach, wie Alex sich gefühlt haben muss, als Steel nach Südamerika abgehauen ist und dann anschließen Karl. Alleine, verlassen und auf sich selber gestellt. Auch das hat ihn wohl so ungewöhnlich schnell zum Mann werden lassen. Ein Mann mit beachtlicher innerer Stärke, denn er hat Steel nie für sein Verlassen verantwortlich gemacht.

Ismael hingegen begrüßte mich freundlich, stürmisch. Er war ein herzlich Mann mit einem großen Herzen, Sinn für Humor,  einem riesigen buschigen Bart und liebevollen kurdischen Eltern. Er mochte mich, denn er hatte sechs kleine Schwestern, wie ich erfuhr. 

Als es später wurde, verabschiedeten Steel und ich uns. Die Sonne war bereits untergegangen und wir beide beschlossen einen Spaziergang durch den Wald zu machen. Nach einer Weile setzen wir uns auf eine alte Bank.

Steel lächelte. Seine Hand fühlte sich angenehm warm in meiner an. "Alex hat sich gefreut, dich wieder zu sehen.", sagte er. "Und ich habe mich gefreut ihn wieder zu sehen.", antwortete ich. "Aber- mir ist heute wieder einiges klar geworden und das ist genau, was ich mit dir besprechen will... Es geht doch so nicht weiter. Steel, ich kann das nicht so. Ich kann dabei nicht zu sehen. Ich kann nicht daneben stehen, während ihr euch kaputt macht. 
Wenn du mit mir zusammen sein willst musst du dich ändern. Gib deine kriminellen Geschäfte auf, Steel. Ich bitte dich, änder dein Leben. Such dir einen Job, such dir einen Weg. Du hast dir so oft in deinem Leben Wege gesucht, ich weiß du kannst es. Nur dieses Mal musst du den geraden Weg nehmen. Bitte. Werde vernünftig und zieh außerdem bei mir ein." 

Es war still. Nur das Rascheln der Bäume, die dunkel hinter uns ragten wie Wächter lag in der Luft. Steel und mein Atem waren zu hören. Beide hatten sich dramatisch verlangsamt, warteten horchend auf die Antwort des anderen. 
Dann küsste Steel sanft meine Hand. Wir fielen in eine tröstende Umarmung. Er hielt meinen Kopf dabei in seinen großen Händen. 

"Ist gut", flüsterte er in mein Ohr. "Ich ändere mich- dir zu Liebe. Ich ziehe bei dir ein. Ich tue alles, um uns zu retten. Aber eins musst du gut sein lassen. Die Jungs. Sie müssen weiter machen. Sie verdienen das Geld nicht allein für sich." 
Ich wusste genau, was er meinte und so viel konnte ich wohl nicht verlangen.

Also nickte ich und mit einem tiefen Kuss besiegelten wir Steels Worte. 

Unsere Zukunft begann jetzt.

Schreibt mir doch in die Kommentare, wie ihr das Kapitel fandet und lasst einen Vote da :) 
Die erste beiden Kapitel waren nun eher der "Einstieg"

Die Rückkehr des MördersWhere stories live. Discover now