Kapitel 1

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Es war Dienstag. Es ging schon um 7.45 mit dem Unterricht - eine Stunde Sport - los, viele gähnten noch vor Müdigkeit. Und da die meisten von ihnen auf ihren Schönheitsschlaf bestanden - vielen brachte das auch nichts mehr - war meist eher schlechtere Laune im Kurs. Eigentlich schade, wenn man bedenkt wie viel Mühe sich Mrs. Violette machte, um uns eine gute Ausbildung zu geben. Sie war eine tolle Lehrerin, bloß ihr Stil war merkwürdig. Sie erinnerte mich immer an einen Hippie und das fand ich irgendwie gruselig. Lina hatte mal erzählt, sie hätte sie draußen Gras rauchen gesehen. Ganz glaube ich ihr das nicht, aber sicher sein kann man sich ja nie. Sie trug immer Schlaghosen, beziehungsweise meistens und auch jeden Tag ein Blumenstirnband, welches nie zu ihrem Top passte. Im Großen und Ganzen passte eigentlich nichts zusammen. Aber ihr Unterricht war gut. Wir machten jedes Mal entspannende Figuren wie beim Yoga, um dann frisch in den Tag zu starten.

"Hey Holly! Hast du gehört? Mr. Hatsch wurde beim Knutschen mit Jessica erwischt. Kannst du das glauben? Also ich denke sie macht das nur für ihre Note, sonst würde sie ...". Nach einer Weile hörte ich Cara gar nicht mehr zu. Obwohl ich natürlich sonst immer die Person bin, welche bei allem mitredet, hatte ich heute keine Lust. "Denk ich auch.", sagte ich in der Hoffnung, dass sie passte. "Holly das weiß ich doch", kicherte Cara. Ich konnte mir das Augenrollen nicht verkneifen.
"Babe", hörte ich eine männliche Stimme ganz dicht neben meinem Ohr flüstern hören. "Josh!" Ich fiel ihm in die Arme und begrüßte ihn mit einem Kuss. Josh und ich waren schon seit 2 Jahren ein Paar, er war mein erster Freund. "Freust du dich auf deinen Geburtstag? Endlich 17 zu werden ist ein tolles Gefühl!" Oh ja, in 2 Wochen hatte ich Geburtstag. Am 23.7 würde ich endlich 17 werden. "Ja, ich hoffe so wird es sein.", ich grinste ihn an. Er war definitiv der hübscheste Junge der Schule. Er war etwa 1,85m groß, damit 15cm größer als ich. Aber das machte mir nichts aus, ich fand das müsste so sein: der Junge ist größer als das Mädchen. Immer. Wir hatten uns damals kennengelernt, als ich auf diese Schule kam, also mit 12 Jahren.Unser Gymnasium war sehr groß, ich fand unserer vielen Fensterscheiben wunderbar. Der einzige Unterschied zu anderen Schulen, war, dass wir nachmittags immer 3 Stunden Ballett tanzten. Manchmal auch Standardtanz als Abwechslung. Zurück zu Josh: erst mit 15 kam ich auf die Idee, Jungs könnten ganz interessant sein. Und dann wurde ich auf Dates eingeladen, bis wir uns einmal in einem Restaurant küssten. Es war der schönste Moment seit langem gewesen. Ich strich ihm eine seiner braunen Locken aus dem Gesicht und küsste ihn bevor ich in den Unterricht ging. Er guckte mir mit seinen wunderschönen grünen Augen bestimmt noch hinterher, wer tat das nicht? Cara hatte ich zum Glück abhängen und zu Jana gehen können. Jana war meine beste Freundin und das schon seit fast 17 Jahren. Unsere Mütter haben sich im Studium kennengelernt und waren seit dem unzertrennlich. Jana stand mir immer zur Seite und war stets meiner Meinung. Das beruhte eigentlich alles auf Gegenseitigkeit. Als ich ihren hellbraunen Lockenschopf sah, war meine Laune gleich wieder etwas besser. "Du errätst nie, was mir gerade passiert ist." "Doch, Cara hat dich angesprochen und du hast versucht -und es auch geschafft - sie abzuhängen? Was hat sie erzählt?" Ich musste grinsen. "Du kannst Gedanken lesen oder? Irgendwas mit Jessica und Mr. Hatsch. Ich verstehe nicht wieso sie nicht versteht, dass ich keine Lust auf Gespräche mit ihr habe..." Ich hörte Jana seufzen. "Weil sie vielleicht, wie nebenbei bemerkt jedes andere Mädchen, deine Freundin sein will? Holly, du weißt doch wie beliebt du bist. Muss ich dir das immer wieder erklären?" Ja sie hatte recht. Ich war das Ballettsternchen, tanzte immer die Hauptrolle und bekam alle Jungs. Kurz gesagt: ich war perfekt. Außerdem hatte mein Dad Kontakte und Geld, und wer findet sowas nicht gut? Zu meinen engsten Bekannten gehörten Leslie Caron und Alina Cojocaru. Wenn ich mit der Schule fertig sein würde, würde ich an den besten Stücken mitarbeiten. "Ja ich denke das musst du. Sonst vergesse ich noch irgendwann wie toll ich bin. Aber ehrlich: die anderen würden mich immer daran erinnern", und dann brachen wir in ein Gelächter aus. Der Tag verging eigentlich sehr schnell und schon waren unsere Köpfe überhitzt und unsere Füße schmerzten. Kurz bevor ich ging, hielt mich Cara auf. "Hey Holly, du kommst doch auch zur Party Samstag oder?" "Ja klar! Aber ich muss jetzt noch Hause, also bis dann", versuchte ich freundlich herauszubringen. Ihr großes, breites Lächeln verriet mir, dass ich es geschafft hatte.

Unser letzter Tanz Where stories live. Discover now