Träume, Texas und Badesalze

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Liska P.o.V. (mit 12)
Texas, 18.09, 02:17 Uhr

Energie.

Reine Kraft floss durch meine Adern. Sie schilerte bunt und hell unter meiner Haut. Sie erleuchtete einfach alles. Ich fühlte mich unglaublich gut. Ich hatte die vollkommende Kontrolle.

Doch auf einmal wurde meine Kraft schwächer. Es wurde immer mehr aus mir gezogen. Es wurde immer dunkler und ich immer schwächer.

Plötzlich zog sich ein alles verzehrender Schmerz durch meinen Körper. Laut schreiend wand ich mich und versuchte zuckend irgendwie dem Schmerz zu entkommen. Meine Kehle brannte, als ob Feuer über meinen Hals hoch kriechen würde. Es wurde immer schlimmer und ich dachte wirklich, dass dies mein Ende wäre.

Schwer atmend schreckte ich hoch. Mein Herz raste und ich versuchte krampfhaft Sauerstoff in meine Lungen zu pumpen. Schweiß rann meinen Nacken runter und meine Haare klebten auf meiner Haut.

Ich musste mich beruhigen.

Langsam nahm ich meine Umgebung wieder schärfer war. Ein kalter Windstoß lies mich fröstelnd die Beine anziehen. Ich blickte mich um und sah, dass ich vergessen hatte die Balkontüren zu schließen. Der leichte Wind wurde auf meiner feuchten Haut langsam unangenehm und ich suchte meine Bettdecke. Ich sah sie auf dem Boden liegen und griff nach ihr. Eingekuschelt sahs ich auf meinem alten Bett und versuchte mich zu beruhigen.

Natürlich wusste ich, dass es alles nur ein Traum war. Würde ich wie eine normale Zwölfjährige razional denken, würde ich mich auch beruhigen. Doch so war ich nicht.
Ich war eins dieser Kinder, die an ihren Albträumen fest hielten, bis sie gezwungen wurden auf zu wachen.

Bibernd stieg ich aus dem Bett und erschauderte, als meine nackten Füße das kalte Laminat meines Zimmerfußbodens berührten. Auf Zehenspitzen tapste ich zur Tür und linste in den dunklen Flur.

Die Wohnung in der wir wohnten lag im dritten Stock eines Mehrfamilienhauses und umfasste ganze sechs Zimmer. Eine Küche mit Esszimmer, ein Wohnzimmer, zwei Bäder und zwei Schlafzimmer. Es reichte. Meine Mutter sprach immer von unserem eigenen kleinen Häuschen mit Garten, aber ich war zufrieden.

Blind tastete ich nach dem Lichtschalter und fand ihn schließlich. Die spärliche Glühbirne sprang an und tauchte den vollgestopften Flur in schummriges Licht.

Wir wohnten jetzt seit acht Jahren hier und hatten es immer noch nicht geschafft alle Umzugskisten aus zu packen. Meine Mutter ist was das angeht etwas eigen. Sie redt wirklich viel vom umziehen. Sie meint immer, dass wir die Kisten gar nicht auspacken müssen, denn wenn sie das Geld hat würden wir sowieso von hier weg.

Ich liebte meine Mutter wirklich, aber sie hatte manchmal eine Denkweise, bei der ich nicht mitkam. Trotzdem gab sie die besten Umarmungen und genau die brauchte ich jetzt.
Leise schlich ich über den Flur und gelangte zu der großen Hartholztür meiner Mutter.

An ihrer Tür hing ein Schild mit der Aufschrift: Alles ist gut, so lange die Sonne aufgeht.
Sie liebte alles was mit Sonnen zu tun hatte und das hat sich tatsächlich nie geändert. Meine Mutter liebte eigentlich alles. Sie dekorierte ihr Zimmer jeden monat anders und strich auch immer mal wieder das ganze Haus. Ich war lange nicht mehr in ihrem Zimmer gewesen. Letztes Mal standen überall Kerzen und es gab keine Lampe, die nicht mit einem bunten Tuch überdeckt war.

Es hatte auch sehr interessant gerochen. Irgendwie so als ob Mom einfach in einen Laden mit Räucherstäben gegangen wäre und von allem etwas mitgenommen hätte.

Zaghaft klopfte ich an die Tür und lauschte. Nichts regte sich. Ich klopfte noch einmal und zwar etwas energischer. Ein gedämpftes Stöhnen drang durch die Tür und dann Schritte. Die Tür wurde geöffnet und meine Mutter linste zu mir runter.

Die WasserleserinWhere stories live. Discover now