"Haben die ein paar feine Hottas da, ja? Nur für euch Dressurcracks oder auch was zum Springen?", hakte Eva neugierig nach. 

"Für dich hätten sie bestimmt auch was da. Aber würdest du deinen Dicken wirklich eintauschen wollen?"

"Nur für einen Tag - länger niemals!" Grinsend warf sie sich auf den Hals ihres Schimmels und verschränkte die Hände vor seiner Brust. Dabei brummelte sie noch irgendwelche Liebesbeschwörungen an ihr Pferd in seine Mähne, die er bestimmt hörte. Nur ich nicht, vielleicht war ich auch froh darum. 

Es war gerade einmal 16 Uhr als ich in mein Zimmer trottete, duschen ging und mich dann in meine bequemsten Sportshorts und Gammelshirt auf mein Bett warf. Ich hatte gerade mein Smartphone gezückt als es an der Tür klopfte und ein schwarzer Haarschopf auf ein "Herein" durch die Tür lugte. 

"Hallöchen, Isabel, meine Sahneschnitte.", begrüßte er mich grinsend und trat in den Raum. 

"Hi, Flo.", brachte ich grinsend hervor und richtete mich auf meinem Bett auf. Einladend klopfte ich neben mich auf die Decke. "Was treibt dich in mein bescheidenes Heim?"

"Ach, dies und das."

Ich zog eine Augenbraue fragend in die Höhe. 

"Also eigentlich wollte ich mich auskotzen." Er fuhr sich verlegen durch die Haare und fletzte sich neben mich. "Weißt du, dieser Matteo ist wirklich furchtbar. Ganz ab vom spanischen Akzent. Dieser Hochnäsigkeit, diese Arroganz - einfach eklig. Ich bin ja gespannt, was da noch bei raus kommt. Und dann zieht er auch noch über andere Leute her. Kontinuierlich und zu jeder Zeit. Egal, über was. Ich versuche ihm mittlerweile schon aus dem Weg zu gehen."

Ich wusste wirklich nicht, ob Lachen so angebracht war. Aber ich konnte mich auch nicht zurückhalten. "Du Ärmstes. Armes Florilein...", bemitleidete ich ihn lachend und drückte ihn einmal - natürlich, um ihm Kraft zu geben, was nicht sehr überzeugend rüber kam, so wie ich kicherte. 

"Danke, auf deine Hilfe kann ich auch verzichten, du Nudel...", brummelte er und schüttelte mich gespielt beleidigt ab. 

"Stets zu Diensten!"

Der nächste Tag hatte entspannt begonnen. Doch nun stand ich am Rande des Reitplatzes und konnte kaum den Geschehen zugucken, das sich dort zu trug. Zugestehen musste ich Ellie, dass sie im Umgang mit Pferden recht sicher schien. Ich hatte ihr den Sattel noch kurz zurecht rücken können, bevor Liam etwas bemerkt hatte - ansonsten war sie sehr ordentlich und gewissenhaft. Und ihre Stute, die aussah als hätte man sich in ein Schokoladenbad getaucht, hatte alles auch brav mitgemacht. Nach kurzen Überlegungen hatten wir uns auch heute auf den Spitznamen Dawn für sie geeinigt, da sie mit vollem Namen "Dawnbreaker" hieß. 

Was sich allerdings auf diesem Platz abspielte... Sowohl Dawn als auch ihre Reiterin waren vollkommen mit dieser Situation überfordert. Ellie war diesem Pferd und den Ansprüchen, den es an seinen Reiter hatte, nicht gewachsen. Und die braune Stute hatte keine Ahnung, was sie mit einem unerfahrenen Reiter anfangen sollte. Liam raufte sich die roten Haare und ordnete nach zwanzig Minuten Trockenreiten an. 

Kopfschüttelnd stapfte er zur Bande und ließ sich neben mir auf der Bank nieder. 

"Das geht so nicht. Ich hab in meinem Leben noch nie so ein unpassendes Paar gesehen.", wandte er sich an mich. Seine Miene wirkte fast etwas verzweifelt. 

"Ihr Vater hat keine Ahnung von Pferden. Sie auch nicht wirklich. Was teuer ist, muss gut sein - danach ist dieses Pferd ausgesucht.", erläuterte ich die Lage und seufzte tief. Wenn bei dieser Aufgabe bloß jemand Vernünftiges hinzugezogen worden wäre. Dann hätte Ellie jetzt ein gutes Lehrpferd, das mit einer unerfahrenen Reiterin umzugehen wusste.

Spanisches Temperament und andere ProblemeWhere stories live. Discover now