Kapitel 1

316 25 9
                                    

PoV Tim

„Ich bin der Tim. Ich komme aus Essen. Ich hatte einen Autounfall und habe mein Gedächtnis verloren."
Immer wieder wiederhole ich das Gelaber des Arztes. Es ist mittlerweile zur Routine geworden.

Jeden Tag kommt er um 10 Uhr zu mir ins Zimmer und flüstert mir alte, wie neue Sachen ins Ohr, die ich aufsagen muss. Dann geht er wieder und kommt drei Stunden später wieder. Das ist immer so. Alle drei Stunden... Und hin und wieder bringt er andere Leute mit. Mal sind es andere Ärzte, die zusammen mit Spritzen, Taschenlampen oder Tabletten aufkreuzen, Krankeschwestern, die meinen Blutdruck messen, oder auch mal irgendwelche Leute, die behaupten, sie würden mich kennen, seien meine Freunde. Ob das stimmt, weiß ich nicht. Denn ich kann mich nach dem Unfall an nichts mehr erinnern. Nur an klitzekleine Dinge, die ich selber als surreal einstufe. An Gerüche kann ich mich erinnern. Hähnchen und ein blumiger Duft. Vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. Schließlich gibt es jeden Samstag Hähnchen und Blumen bekomme ich auch häufig. Immer wieder rote Rosen.

Ein Mann bringt mir die vorbei. Er hat sehr helle Haare, stechende grünblaue Augen und immer diesen Ausdruck im Gesicht, als könne er es immer noch nicht fassen, dass ich überlebt habe.

Aber ich bin mir ganz sicher: diese beiden Gerüche habe ich auch vor dem Unfall gerochen. Warum? Keine Ahnung.

Irgendwie macht es mich verrückt, die ganze Zeit in einem weißen, eintönigen Zimmer zu hocken, in dem die einzigen Farbtupfer die Blumen und das sachte Gelb der Sonne sind. Wie eingesperrt fühle ich mich, wenn ich mich jedes Mal langsam zum Fenster bewegen muss, um es zu öffnen, damit die stickige Luft mich nicht umbringt, und ich jedes mal auf den Garten des Krankenhauses sehen kann, wo alte Leute mit Krücken ihre Runden gehen, stets an der Seite ihrer Kinder oder Enkel. Es macht mich kirre, dass man mir verbietet, wenigstens kurz Luft zu schnappen. Immer bringen sie die Begründung, wenn ich sie wieder darum bitte, ich sei noch zu schwach oder mir könne etwas passieren!
Gut, wirklich laufen kann ich nicht. Aber dieser Junge, der immer herkommt, er könnte mich doch begleiten. Oder nicht? Dann wäre ich nicht so alleine...

„Tim? Beantwortest du mir bitte meine Frage?" Erschrocken zucke ich zusammen. Die blauen Augen des Arztes scheinen mich wieder zu durchlöchern. Wie immer...Ich brauche nur kurz in Gedanken zu sein und gleich macht sich jeder Sorgen, ich würde vor ihren Augen krepieren. „Könnten Sie die Frage nochmal wiederholen?", nuschele ich, lehne mich wieder an das Kopfteil meines Bettes. Mein Blick gleitet zum Fenster. Wie gerne ich doch jetzt die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut spüren würde... „Hast du dich an etwas erinnern können?"
„Nein, habe ich nicht. Aber..." Ich beginne auf meiner zusammengeflickten Lippe zu kauen.
„Aber?"
„Immer noch bin ich der Meinung, gebratene Hähnchen und Blumen gerochen zu haben, bevor..." Natürlich brauche ich den Satz nicht zu ende zu bringen. Er weiß, was passiert ist. Besser, als ich es jemals wissen werde. Ihm wurde es haarklein erklärt...Mir wurde bloß gesagt: „Du hattest einen Autounfall. Du bist ins Koma gefallen." Und dann wurden jede Menge Wörter aufgelistet, die mir total unverständlich waren. Wohl typisch für jemanden, der Arzt ist.

„Tim... Ich weiß nicht wirklich, was sich in dem Auto befand, als ihr den Unfall hattet. Aber ich kann dir sagen, dass die Polizisten keine Blumen oder Essen gefunden haben. Bestimmt hast du dir das nur eingebildet. Oder du hast dir den Geruch so sehr eingeprägt, dass du glaubst, du hättest ihn damals auch gerochen." Traurig nicke ich. Etwas anderes darf ich nicht machen. Sonst wird mir wieder dieses Beruhigungsmittel gespritzt und ich kann Tagelang nicht klar denken. Dennoch kann mich nichts davon aufhalten, dass ich es in meinem Kopf festsetze und daran glaube. Schließlich ist das meine einzige Erinnerung.

Mein Blick gleitet wieder zum Fenster. „Darf ich bitte rausgehen?", flüstere ich. „Nur ein einziges Mal?" Meine Augen suchen die des Arztes. In ihnen kann ich Unsicherheit sehen. Ganz klar will er nicht, dass ich rasugehe, da mir etwas passieren könnte. „Bitte." Er seufzt laut auf und erhebt sich von meinem Bett. Als er bei der Tür ankommt, dreht er sich nochmal zu mir um: „Warte noch eine Stunde. Dann kannst du in Begleitung einer Krankenschwester nach draußen. Aber nicht lange!"
Glücklich nicke ich und lasse mich mit einem Lächeln im Gesicht nach hinten sinken. Ich schließe meine Augen, höre wie er draußen mit jemandem redet, da die Tür noch nicht geschlossen ist. „Oh! Ja, gehen Sie nur zu ihm! Soll ich eine Schwester bitten, eine Vase für die Rosen zu besorgen."
„Ja, danke." Die Stimme lässt mich meinen Kopf heben. Sie kommt mir so fremd und doch so vertraut vor. Ehe ich mich versehe, steht auch schon der kleine blonde in meinem Zimmer und kommt leise lachend auf mich zu. „Na nu! Haben sie dir Drogen gespritzt oder warum bist du so glücklich?" Er setzt sich ans Fußende des Bettes und sieht mich wieder mit diesem Blick an, den ich nicht deuten kann. „Stell dir vor: Ich darf endlich nach draußen! Sie haben es mir erlaubt!" Das Lächeln verschwindet aus seinem Gesicht und macht Platz für Tränen in seinen Augen. „D-das ist schön, Timmi..."


Heeeey, Leute! :D
Willkommen zu einer neuen FanFiction!
Natürlich handelt sie von Stexpert. Wo von denn sonst? XD

Es ist die dritte, die ich schreibe. Parallel läuft sie zu einer anderen.
Wenn ihr wollt, könnt ihr gerne dort mal vorbeischauen! :)


Ich hoffe, euch hat das erste Kapitel zum Weiterlesen angesprochen.
Gerne könnt ihr mir eure Meinung dazu schreiben! (:
Falls ihr Ideen habt, die ich mit in die FF einbringen könnte bzw. soll, könnt ihr die gerne in die Kommentare schreiben. :D

Ich lade direkt noch ein Kapitel hoch, also bis gleich!

Wer Bist Du? - Stexpert FF || PAUSIERTWo Geschichten leben. Entdecke jetzt