Kapitel III

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Ich öffnete die Augen und atmete so tief ein, dass ich husten musste. Der Schock dieser Erinnerung ließ mich einen Schauer durch meinen ganzen Körper laufen. Sie wiederholte sich immer wieder in meinem Kopf, immer schneller und schneller, und alle Gefühle, die ich empfunden hatte, kehrten zurück und saugten all meine Kraft auf. So viele Fragen schwirrten durch meinen Kopf, doch ich bemühte mich, wieder in die Gegenwart zurückzukehren.

Zuerst dachte ich, es hätte sich nichts an meiner Umgebung geändert, aber als ich alles genauer betrachtete, erkannte ich, dass ich mich in einem anderen Raum befand. Dieser war kleiner und es befanden sich weniger „Behälter" darin. Ich war wieder allein.

Ich stand auf und wollte den Raum weiter erkunden, sehen, wer oder was sich in den anderen Behältern befand. Als ich aufstand fühlten sich meine Beine etwas taub an, aber ich hatte genügend Stabilität, um ein paar Schritte zu gehen. Als ich an mir hinuntersah, bemerkte ich, dass ich ein Art Kleid trug, das an eine Patientenkleidung erinnerte, nur, dass es etwas länger war, blassblau-weiß gestreift war und eigentlich relativ eng anlag, wobei mich die Streifen wiederum an einen Häftling erinnerten. Über der Tür hing eine digitale Uhr: 09:38. Ich hätte niemals die Uhrzeit einschätzen können, nicht nur weil sich in keinem der Räume, in denen ich bisher war, ein Fenster befand und ich somit nicht einmal annehmen konnte, welche Tageszeit es war, sondern auch, weil ich einfach über kein Zeitgefühl mehr verfügte - es war wie verschwunden, wie wenn man es für lange Zeit nicht mehr gebraucht hatte. Gerade als ich mich umgedreht hatte und mich auf den Weg zu einen der Behälter machte, hörte ich, wie sich die Tür öffnete.

„Miss Grey, bitte setzen Sie sich wieder", sagte eine bekannte Stimme.

Ich tat, ohne nachzusehen, wer es wirklich war, wie mir sozusagen befohlen wurde. Gleich nach dem bekannten Gesicht mit den schwarzen, kurzen Haaren schlich seine viel zu dünne Assistentin herein.

„Bemerkenswert, dass Sie bereits aufstehen konnten. Starke Konstitution - schreib' das auf, Verona."

„Vielleicht liegt es ja daran, dass ich endlich wissen will, was hier passiert", sagte ich energisch, doch ich wurde ignoriert. Beide hefteten ihre Blicke auf diese Art Brett vor ihnen. Was sollte ich noch tun, wenn ich schon nicht beachtet werde. Wann würde endlich diese essentielle Frage beantwortet werden?

„Also, Miss Grey, ich bin jetzt fertig mit Ihnen. Verona wird Sie ins Ankunft-Zimmer begleiten. Dabei ist es sehr wichtig, dass Sie sich an ihr abstützen. Lassen Sie sie auf keinen Fall los, bis sie es Ihnen sagt. In einem Monat sollten Sie zur Nachkontrolle bei mir erscheinen - Verona wird Ihnen noch einen Notizzettel mit dem Datum überreichen. Wir sehen uns dann in einem Monat! Viel Glück!"

Viel Glück? Was sollte das denn nun? Auch hätte ich nun erwartet, dass er mir die Hand reicht, doch alles was er tat, war, dass er seine rechte Hand auf seine linke Schulter legte und ohne weiteres mit einem Satz umdrehte und aus dem Zimmer rauschte. Verona stand bereits vor mir und bot mir ihren Unterarm an. Langsam stand ich auf, diesmal war es nicht so ungewohnt wie das letzte Mal. Langsamen Schrittes und ohne jedes Wort gingen wir zur Tür hinaus. Kaum waren wir aus dem Zimmer, hörte ich ein sanftes „links" von Verona. Ich war überrascht, dass sie überhaupt etwas sagte. Der Gang, in den wir einbogen, sah von der Gestaltung her nicht sehr viel anders aus. Alles war weiß, nur waren Türen links und rechts vorhanden. Es sah alles so gleich aus und ich fragte mich, wie man sich hier zurechtfinden konnte. Am Ende des Ganges sah ich zwei silberne Türen, die mich an einen Lift erinnerten. Ich versuchte unauffällig ein wenig schneller zu gehen, um schneller ans Ziel zu gelangen, aber Verona hielt mich zurück.

Plötzlich fiel mir die Stimme aus meiner Erinnerung wieder ein und ich fühlte mich besser als je zuvor. Ich fragte mich, wer der Mann war und ob ich ihn bald sehen würde. Ich wollte an mehr von ihm denken, als bloß seine Stimme. Doch meine Gedanken wurden unterbrochen als wir das Ziel erreichten. Verona drückte auf den Knopf auf der rechten Seite der silbernen Türen und ohne Verzögerung glitten die beiden Türen zur Seite - es stand fest, es war ein Lift. Er war eigentlich sehr groß, aber nirgends war ein Spiegel angebracht. Erst jetzt dachte ich daran, wie ich überhaupt aussehen würde und war mir nicht sicher, ob ich es überhaupt erfahren wollte. Ich konnte mich nur an mein Spiegelbild aus der Vergangenheit erinnern, doch wie würde es jetzt aussehen? Hatte sich etwas verändert? Oder würde ich einfach nur ausgelaugt aussehen?

Grau - Leben zwischen zwei WeltenHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin