Shadows

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Der Mond in dieser Nacht strahlte unüblich hell, tunkte die kohlrabenschwarze Nacht in eine Cölestine Idylle. Die Sterne funkelten wie trillionen kleine Diamanten, vertrieben gemeinsam mit dem Mond die Dunkelheit, saugten sie auf wie ein Sog voller Geheimnisse. Es war kalt, doch mir schien es als würde diese mir nicht schaden können, als wäre ich selbst ein Teil dieser Finsternis geworden.

"Ophelia, Liebste, was tust du hier draußen, du holst dir noch den Tod", Warme, starke Hände zogen mich in eine geborgene Umarmung, ließen mein Herz höher schlagen als die Sterne diese Nacht fern waren.

"Ich konnte nicht schlafen, sieh nur wie schön die Nacht ist", flüsterte ich mit der Faszination eines kleinen Kindes bestückt, drehte mich zu meinem eigenen persönlichen Universum um.

Er war so unglaublich schön, so umfassend perfekt - doch so gefährlich und mysteriös wie die Geheimnisse dieser Nacht. Er war ein Engel, geschaffen aus dem Höllenfeuer, mein ewiger Beschützer, mein Verlobter, der Grund weshalb ich mir keine Sekunde mehr ohne seine unausschöpfliche Liebe vorstellen konnte. Seine wie lebendiges Feuer glimmenden Augen erhitzten meinen Körper, ließen mich Dinge fühlen welche mehr als unsittlich und doch unausweichlich waren.

"Ich habe in dir schon lange die unsterbliche Schönheit dieses Daseins gefunden, Mea vita. Nun komm, ich will nicht riskieren das du eine Lungenentzündung davon trägst", murmelte er sanft, zog mich jedoch bestimmt zurück in meine Gemächer.

"Ich bin mir gewiss das deine Absichten nicht so ritterlich sind wie du sie zu erklären versuchst, Luc", kichernd ließ ich mich von ihm auf die weiche Matratze gleiten, während seine große Hand unter mein Nachtgewand strich.

"Vergib mir Liebes, doch du bist einfach zu unwiderstehlich"

Mit einem erstickten Laut ruckte ich aus den verworrenen Laken meines Bettes auf und versuchte angestrengt meine Atmung zu beruhigen. Meine Gedanken fuhren sprichwörtlich Achterbahn, während eine gewisse Stelle meines Körpers, das Geburtsmal auf meiner Schulter zu verbrennen schien. Ein Gefühl der Einsamkeit, der Trauer hatte meinen Geist heimgesucht und das Brennen an meiner Nase, sowie der metallische Geruch bestätigte mich meiner Annahme Nasenbluten zu haben.

"Verdammt, Verdammt, Verdammt", eilig stieß ich die Laken beiseite und sprang aus den hohen Matratzen.

Nach dem Taschentuchhalter auf meinem Beistelltisch greifend, versuchte ich die Panik in mir verebben zu lassen und drückte die weichen Stofftücher auf meine blutende Nase. Zwei Jahrelang hatten mich diese merkwürdigen Träume nicht mehr heimgesucht gehabt, ich war nicht mehr schreiend, geplagt von Nasenbluten und dem Gefühl unausweichlicher Panik aus dem Schlaf aufgeschreckt worden. Warum also jetzt?

Erschöpft lief ich aus dem Zimmer, schlich die einsamen, dunklen Gänge hinunter und machte einen Stopp in der großen Einbauküche. Das durchblutete Taschentuch warf ich kurzerhand in die Mülltonne und griff nach einem Glas um es mit Leitungswasser zu füllen. Grübelnd lehnte ich mich an die Küchenablage, nippte gedankenverloren an dem Getränk, welches meine staubtrockene Kehle wohltuend hinunter glitt.

Meine Eltern würden verrückt werden, wenn sie erfahren würden das mich alte Muster erneut heimgesucht hatten. Ein Laster welches mich und meine Familie bereits seid meiner frühesten Kindheit verfolgt hatte. Niemand hatte gewusst was mit mir los war, was mir fehlte und im Endeffekt hatte es mich bis zu meinem 16 Geburtstag geplagt.

Ich litt unter vielem damals -- Träumen, sie waren so unglaublich Real, mit Gerüchen und Gefühlen welche schon lange über das normale Pensum hinaus gingen. Jede Nacht war ich weinend wach geworden, Nasenbluten so wie das fürchterliche Brennen an meiner Schulter - dort wo mein Geburtsmal war, ließen mir Nächtelang keine Ruhe.

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