1. Allein gelassen

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"Mama? Papa?", rufe ich in die Dunkelheit hinein. Wo sind sie hin? Wir sind nach Osten gegangen, weg von unserem Heimatort Auforia, weil ich unbedingt mit ihnen wandern wollte, das weiß ich noch. Aber das ist auch schon das einzige. Danach ist alles weg. Mein Kopf brummt, als hätte mir jemand mit irgendeinem stumpfen Gegenstand darauf geschlagen. Ich bin erst hier wieder wach geworden, gewärmt von einem schönen, rot flackernden Lagerfeuer. Aber wo bin ich? Ich sehe mich vorsichtig um. Es sieht aus wie eine Höhle, denn zu beiden Seite endet meine Blickweite in endloser Dunkelheit. Entweder ist also Nacht oder ich sitze genau in der Mitte wo das schwache Licht die steinigen Wände nicht erreichen kann. Natürlich weiß ich leider nicht in welcher Richtung der Ausgang liegt. Aber wo sind Mama und Papa? Langsam stehe ich auf und laufe einmal um das Feuer in der Hoffnung irgendetwas zu sehen. Nichts, es ist keiner da und ich kann auch sonst nichts erkennen, ich bin ganz alleine. Plötzlich stolpere ich über etwas und falle ziemlich hart auf meine Knie. "Aua", jammere ich auf. Meine Hose aus flauschigen, braunem Ziegenfell kann ich ja nun vergessen. Sie hat gelitten und besitzt nun ein Hand großen Riss am linken Knie. Aber wenigstens hat die Hose so abgefedert das die Haut heil gebleiben ist. Vorsichtig drehe ich mich um und schaue nach, über was ich gefallen bin. Da liegt ein Rucksack. "Haben Mama und Papa mich etwa ausgesetzt?? Haben sie mir in dem Rucksack ein wenig Nahrung und anderes dagelassen?", frage ich mich laut. Mein Magen rumort schon. Wie lange ich wohl hier lag. Ich öffne den Rucksack und untersuche ihn und sehe nach was sich darin befindet. Großer Fehlschlag, kein Essen. Nichts außer einer Kugel und einem kleinem Brief. Was ist das für eine Kugel? Sie ist pechschwarz. Ob man die wohl essen kann? Ich klopfe leicht darauf. Wohl eher nicht. Sie sind steinhart. Vielleicht kommen meine Eltern ja wieder und haben mich nur kurz hier allein gelassen um nach etwas Essbaren zu suchen. Ich schnappe mir als nächstes den Brief und untersuche diesen. Er ist magisch versiegelt. Ich könnte ihn nicht aufmachen, egal wie sehr ich es versuchen würde. Ich drehe den Brief um und traue meinen Augen kaum. Dort steht in Mutters zierlicher Schrift:

Zu deinem 18. Geburtstag wird sich das Siegel lösen. In dem Schreiben wirst du alle Antworten finden. Pass gut auf dich und das Ei auf.

In Liebe deine Eltern

Sie haben mich also wirklich verlassen ... wieso? Was hab ich den falsch gemacht? Habe ich etwas getan, was sie verärgert hat? Und was meint sie mit Ei? Ich merke wie mir langsam kühle Tränen in die Augen steigen. Laut weine und schluchze ich. Sie haben mich einfach allein an diesem düsteren Ort gelassen. Leise lege ich mich wieder auf das Blätterbett auf dem ich aufgewacht bin, rolle mich in meine Decke ein die mir dagelassen wurde und die nach Mutter riecht und schluchze vor mich hin. Meine Eltern haben mir wenigstens ein Bett gebaut bevor sie gingen ... sie haben mich alleine hier liegen lassen. Ohne Schutz. Ohne Nahrung. Ich bin doch erst elf Jahre alt. Ich vermisse sie. Unruhig schlafe ich langsam wieder ein, da mir nichts besseres einfällt was ich tun könnte ohne meine Energie auf zu brauchen, und werde von bösen Alpträumen geplagt in denen ich immer wieder am Ende alleine bin. Einfach nur in einer Welt bin voller Fremder Leute, die keine Notiz von mir nehmen und denen ich total egal bin. Ich kenne niemanden und bin ganz allein ...

The Awakening - DrachenfeuerWhere stories live. Discover now